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«Zur Optimierung unserer Geschäftsprozesse brauchen wir Standards.»

Martin Brunner, MedsupplyMedsupply will auf dem Schweizer Markt eine führende Rolle in der strategischen Beschaffung von Gütern und Dienstleistungen für den Spitalbedarf einnehmen. GS1 network sprach mit Martin Brunner, Präsident von Medsupply, über Hürden im gemeinsamen Beschaffungsprozess und über die Notwendigkeit von Standards.

GS1 network: Wer ist Medsupply und was sind die Ziele?
Martin Brunner: Medsupply ist seit 2009 auf dem Markt tätig. Sie ist eine Beschaffungskooperation und tritt seit dem 1. Januar 2014 als Verein auf. Medsupply wird von sieben namhaften Spitälern getragen. Mit der Kooperation wollen wir die Prozesse optimieren und Kosten für Verbrauchsmaterial, Sachmittel und Dienstleistungen senken.

Auch die Krankenhäuser müssen ihre Versorgungskette verbessern. Wo sehen Sie im Beschaffungsprozess Optimierungspotenzial?
Da haben Sie recht, der wirtschaftliche Druck auf die Krankenhäuser hat in den letzten zwei Jahren merklich zugenommen. Es ist wichtig, dass wir uns stark auf die Prozesse fokussieren, denn hier bestehen erhebliche Einsparungspotenziale.
Wenn wir unsere Beschaffungskette mit derjenigen der grossen Detailhändler vergleichen, haben wir im Hinblick auf die Realisierung einer medienbruchfreien Durchgängigkeit noch einiges vor uns. In einem ersten Schritt geht es jetzt darum, die Standards entlang der Beschaffungskette zu definieren und diese umzusetzen. Hier leistet die Fachgruppe Beschaffung im Gesundheitswesen unter der Schirmherrschaft von GS1 Schweiz gute Vorarbeit.

Welche Hürden sind bei der Realisierung der grössten Einsparungspotenziale zu überwinden?
Die sieben Einkaufseinheiten der Mitgliederhäuser sind sehr heterogen organisiert, daher gibt es unterschiedliche ERP-Systeme. Jedes Haus hat einen eigenen Beschaffungs- und Entscheidungsprozess, eine selbst definierte Datenstruktur, die es nur mit hohem Aufwand zulässt, häuserübergreifend die gewünschte Transparenz herzustellen.

Und was muss konkret getan werden?
Zur Optimierung unserer Geschäftsprozesse brauchen wir Standards, die es uns erlauben, mit unseren Geschäftspartnern in der elektronischen Welt die gleiche Sprache zu sprechen. Nach 14 Jahren Spitaleinkauf habe ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass wir es schaffen werden, die Produktinformationen gleich wie im Detailhandel vom Lieferanten über unsere Lager und die interne Distributionslogistik mittels Scanner auf den Fall unseres Kunden, des Patienten, zu bringen.

An der GS1 Systemtagung Healthcare sprechen Sie über den Stammdatenaustausch. Wie erleben Sie die Praxis in diesem Bereich?
Der heutige Stammdatenaustausch ist sehr zeit- und kostenintensiv, jeder Lieferant und jedes Krankenhaus definiert seinen eigenen Standard. Dazwischen haben wir die Datenprovider, die versuchen, die grosse Menge an unterschiedlichen Datenformaten auf ihren Plattformen so abzubilden, dass es für jeden Lieferanten und jedes Krankenhaus in den Geschäftsprozess passt. Keine einfache Aufgabe, die erfahrungsgemäss Qualitätsdefizite für alle Prozessbeteiligten mit sich bringt.

Welche Lösungsansätze verfolgt Medsupply im Stammdatenaustausch?
Um kosteneffiziente Beschaffungsprozesse ohne Medienbruch zu erreichen, setzt Medsupply auf den standardisierten Stammdatenaustausch. Dabei kommt der von der Fachgruppe Beschaffung im Gesundheitswesen (BiG) unter der Leitung von GS1 Schweiz erarbeitete Datenaustauschstandard zur Anwendung. Wir werden versuchen, mit Unterstützung unserer Geschäftspartner den Stein zum Erfolg der Standards anzustossen.

Die Fragen stellte Joachim Heldt.

Zur Person
Martin Brunner ist seit drei Jahren Leiter Einkauf des Universitätsspitals Basel und seit Anfang 2014 Vereinspräsident von Medsupply. Er verfügt über 14 Jahre Erfahrung in der Krankenhausbeschaffung und engagiert sich im Vorstand des Schweizer Einkaufs- und Logistiksymposiums SELS.

 

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