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Systemrelevante Ladungsträger – einheimische EPAL-Paletten

Das Mittelalter streift die Gegenwart: Kein prophezeiter Cybervirus, sondern ein echter Virus, wie er bereits im Mittelalter Regionen lahmlegte, zeigt weltweit Wirkung. Dabei wurde die Systemrelevanz der Logistik sichtbar. Der Ladungsträger EPAL-Paletten, produziert und repariert in der Schweiz, ist ein wichtiger Baustein dieser Systemrelevanz.

Ohne EPAL-Paletten kein Joghurt! Dieses Schlagwort versinnbildlicht die Realität der Logistikbranche, denn die EPAL-Paletten als Ladungsträger sind kaum mehr aus der täglichen Logistik wegzudenken. Die Corona-Krise hat uns zusätzlich eines Weiteren belehrt, denn die einheimische Herstellung und Reparatur von EPAL-Paletten stockte nicht und die viel gepriesene Unabhängigkeit war in jedem Fall gewährleistet. Einheimisches Holz, effiziente Sägereien und zuverlässige lokale Hersteller garantieren für einen problemlosen Nachschub.

Lieferfähig auch im Krisenfall
Das Erstaunen war gross, als nie zuvor gehörte Begriffe wie Systemrelevanz, Abstandsregeln und Versorgungsengpässe in den Medien zu Schlagwörtern wurden. Politiker und die Bevölkerung fragten sich plötzlich, wie Transporte eigentlich funktionieren, und trotz aller Beschwichtigungen wurde gehamstert. Die Logistikbranche hatte Antworten darauf und vollbrachte das Wunder, dass genügend WC-Papier in jedem Schweizer Haushalt vorhanden war.

Dazu gehört ein System: einerseits die Produktion und andererseits die Logistik mit Transporten und Ladungsträgern. Letztere stammen vielfach aus einheimischer Fertigung, denn Jahr für Jahr werden etwa 600 000 EPALPaletten aus Schweizer Holz produziert und rund 1,5 Millionen EPAL-Paletten in der Schweiz repariert. Diese Selbstverständlichkeit ist vielen Konsumenten nicht bewusst, wenn sie vor den vollen Regalen im Einkaufszentrum stehen.

Weitsicht der Logistiker
Die einheimischen Produzenten von EPAL-Paletten tragen folglich mit, wenn es um die Systemrelevanz der Logistikbranche geht. Dies hat einen weiteren wichtigen Hintergrund, der im Verhalten einiger Schweizer Logistiker steckt. Auf dem internationalen Markt für Paletten herrscht ein echter Preiskrieg, denn Anbieter aus den ehemaligen Ostblockländern bieten Ladungsträger an, deren Preis weit unter den Materialkosten einer in der Schweiz hergestellten EPAL-Palette liegt. Dank guter Qualität und schnellster Lieferbereitschaft der schweizerischen Hersteller sind viele einheimische Logistikfirmen jedoch bereit, einen hohen Mehrpreis in Kauf zu nehmen.

Würden andere Wirtschaftskreise ähnlich handeln, hätten wir wohl genügend Material, um Spitäler, Heime, Ärzte und Bevölkerung mit systemrelevanten Masken, Schutzkleidungen, Medikamenten usw. zu bedienen. Die nun sehr lauten Forderungen nach Lockerung der Corona-Auflagen kommen aus den Kreisen, die immer wieder nach Internationalisierung rufen und dabei die einheimische Produktion aus Kostengründen benachteiligen.

Leere Worte
Die lokale Wirtschaft sollte wieder verstärkt in den Vordergrund rücken, dies zeigt sich nun mit aller Deutlichkeit. Die alten Forderungen des Club of Rome «Produce local – consume local» werden sicherlich neu angedacht und die viel zitierte Globalisierung steht auf dem Prüfstein der Konsumenten. Ist man bereit, für eine Dienstleistung mehr zu bezahlen oder gar darauf zu verzichten? Wird man das einheimische, teurere Produkt kaufen oder wie bisher das kostengünstige Konsumverhalten beibehalten wollen? Fragen, die wir im Moment nicht beantworten können. Wichtig ist aber die Tatsache, dass Transporte mit einheimischen Ladungsträgern sinnvoll sind und eine hohe Systemrelevanz aufweisen.

Walter J. Zürcher


Worthülsen
Seit Jahren geistert ein Wort in der Wirtschaft, in der Presse und jetzt auch bei jungen Leuten umher: Nachhaltigkeit. Alle bedienen sich unterdessen dieser Worthülse, im Internet, auf Plakaten, an Pressekonferenzen und in Jahresberichten. Das Wort Nachhaltigkeit ist zu einer leeren Floskel verkommen (inzwischen ist ja alles nachhaltig) und wird nun einem Konkurrenzwort weichen: systemrelevant. Die nächsten Geschäftsberichte, Pressekonferenzen, Internetauftritte werden nur so gespickt sein mit dieser neuen Worthülse. Eine EPAL-Palette kann daher weder nachhaltig noch systemrelevant sein. In einer weltweiten Krise haben wir uns positiv weiterentwickelt, die Zahlen der ersten vier Monate 2020 beweisen es. Eine EPAL-Palette kann daher nur eins sein: reparier- und wiederverwendbar.

Pierre Clénin, selbstständiger Holzagent Schweiz/Japan, Board Member EPAL International

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