Die Bauindustrie soll nachhaltiger werden
Aufgrund des Klimawandels und der Ressourcenknappheit gerät die Bauindustrie immer mehr in den Fokus. Die Schweiz baut aber noch mehrheitlich konventionell, obwohl Instrumente, Konzepte und Standards für nachhaltiges Bauen vorhanden sind.
Christoph Maurer ist Präsident der Zentralkommission für Informationsmanagement (ZI) beim Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein. Im Vorfeld der GS1 Excellence Day konnten wir uns mit Christoph Maurer über Standards und Nachhaltigkeit unterhalten.
GS1 network: Wie nachhaltig ist die Schweizer Bauindustrie?
Der Anteil der Bauindustrie und des Betriebs von Gebäuden am gesamten CO2-Ausstoss der Schweiz liegt bei etwa 30 Prozent. Von Nachhaltigkeit, wie wir sie uns wünschen, kann nicht die Rede sein.
Das Bewusstsein ist in der Branche gestiegen, und die Frage nach nachhaltigerem Planen, Bauen und Betreiben wird überall gestellt. Bereits sind wir technisch in der Lage, mehr CO2 im Beton für Jahrzehnte zu binden, als bei der Produktion freigesetzt wird. Der verstärkte Einsatz von Alternativen zu Beton – wie Holz oder Lehm – zeigt ebenfalls Erfolge. Auch im Bereich von Recycling und Re-Use werden wir vorankommen und die Nachhaltigkeit im Bauwesen Schritt für Schritt verbessern.
Wo liegen die Herausforderungen für die Bauindustrie bezüglich Einsatz offener Standards?
In der Planung erfolgt der Daten- und Informationsaustausch mittels offener Standards. Im Bereich der 3D-Modelle überwiegt IFC. Insbesondere die Behörden setzen auf diesen internationalen, durch buildingSMART gesetzten Standard.
Wo es hakt, ist im Umgang mit Produkten für den Bau selbst. Wir müssen drei Kategorien unterscheiden, deren Standardisierung wir in ihrer Klassifizierung, ihren Spezifikationen und ihrer Dokumentation angehen müssen: Baumaterialien (z. B. eine Betonwand), individuell an ein Projekt angepasste Produkte (z. B. Fenster) und Bausysteme (z. B. abgehängte Decken). Daneben werden, in einer vierten Kategorie, zahlreiche Kaufprodukte verwendet und eingebaut, die bereits standardisiert sind (z. B. Küchengeräte).
Ein gemeinsames System der Standardisierung für alle vier Kategorien wäre sinnvoll und für die Erfüllung der Anforderungen an die Dokumentation und die Spezifikationen der Bauteile eines Gebäudes unabdingbar.
Kurz und knapp: Worum geht es in Ihrem Beitrag anlässlich der GS1 Excellence Days?
Ich möchte einen Weg zur Standardisierung der erwähnten Kategorien vorstellen. Das GS1 System spielt dabei eine zentrale Rolle, jedoch müssen wir es unter Umständen etwas erweitern, um den Anforderungen gerecht werden zu können, die sich aus den spezifischen Prozessen der Planung, der Ausführung und des Betriebs ergeben.
Joachim Heldt