gs1-neton-header-05.jpg

Mehr Wertschöpfung

Trotz schwieriger Rahmenbedingungen konnte GS1 Schweiz im Geschäftsjahr 2012 eine positive Bilanz ziehen. Nicolas Florin, CEO von GS1 Schweiz, gibt im Interview mit GS1 network einen Einblick in die Schwerpunkte des laufenden Jahres 2013.

GS1 network: Herr Florin, werfen wir einen Blick zurück auf das Jahr 2012. Ihr Fazit?

Nicolas Florin: Kurz und knapp gesagt: 2012 war ein anspruchsvolles Jahr, in dem wir viele Grundsatzentscheidungen gefällt haben, zum Beispiel in Bezug auf unsere neue Strategie.

Was sind die Kernpunkte Ihrer neuen Strategie?

Wesentlich ist die Einführung des Begriffs «Wertschöpfungsnetzwerke». Er verdeutlicht unsere ganzheitliche Betrachtungsweise von Logistik, Supply Chain und Demand Management. Wir positionieren uns als branchenübergreifender Fachverband und beziehen alle Partner mit ein. Unser Handeln ist auf Ganzheitlichkeit ausgelegt. Der letzte wichtige Punkt ist unser Bekenntnis zur Neutralität und zum Notfor- Profit. Unser Ziel ist es, am Markt als Kompetenzpartner und -vermittler, als Förderer von Kollaboration und als Anbieter von Standards verstanden zu werden. Unser Engagement für Nachhaltigkeit darf natürlich ebenso wenig vergessen werden. Gemäss dem Prinzip «Structure follows strategy» haben wir die Organisation 2012 den neuen Gegebenheiten angepasst. Die Kompetenzbereiche GS1 System, Collaborative Supply Chains und Bildung schaffen die Basis für die Umsetzung der Kernaktivitäten und sollen Hersteller, Handel, Dienstleister und andere Leistungserbringer bei der Umsetzung von Prozessen und der internationalen GS1 Standards unterstützen.

Was waren für Sie Highlights und Meilensteine im Jahr 2012?

Wir haben neben der neuen Strategie an weiteren Projekten gearbeitet. Ich möchte hier zwei herausgreifen. Einerseits haben wir 2012 für die Referenzdatenbanken, die GLN- (Global Location Number) und die Trusted-Source- Datenbank, die Weichen gestellt. Die Umsetzung folgt Schritt für Schritt. Andererseits haben wir für das Gesundheitswesen Empfehlungen und Dokumentationen publiziert und zwei Gremien ins Leben gerufen: So setzen sich in der Arbeitsgruppe BiG (Beschaffung im Gesundheitswesen) Hersteller von Medizinprodukten und Leistungserbringer für eine effizientere und sicherere Supply Chain ein. Im Rahmen der Studie «Spital der Zukunft » machen sich Vertreter von Krankenversicherern, Spitälern, IT- und Logistikdienstleistern sowie Medizinalund Pharmaindustrie Gedanken über die Zukunft unseres Gesundheitswesens. Ziel ist, es durch einfachere Geschäftsprozesse und durchgängige Informationsflüsse Fehler zu reduzieren, Kosten zu senken und die Qualität zu verbessern. Die Ergebnisse aus der Studie «Spital der Zukunft» werden wir 2013 aufarbeiten und erste Empfehlungen für transparentere und kostensparende Prozesse publizieren. Und last but not least konnten wir Ende 2012 das 5000. Mitglied in der GS1-Schweiz-Gemeinschaft willkommen heissen.

Um globales Handeln zu ermöglichen, ist Kollaboration nicht nur zwischen Unternehmen, sondern auch zwischen Behörden nötig.

Was ist der Stand der Referenzdatenbanken?

Nach der Ausschreibung befinden wir uns derzeit in der Evaluationsphase, um einen geeigneten Dienstleister für die GLN-Datenbank zu finden. Diese Etappe ist bei der Trusted- Source-Datenbank bereits erfolgt. Die Wahl fiel auf epc Solutions. Unsere neue Arbeitsgruppe hat ihre Arbeit am 15. März aufgenommen und wird mit der Pilotphase starten. Der Aufruf zur Teilnahme ist auf hohe Resonanz gestossen. Das zeigt uns, dass die Stammdatenproblematik bei unseren Mitgliedern eine hohe Priorität hat.

Was sind 2013 die thematischen Schwerpunkte?

2013 möchten wir uns in Studien, praxisorientierten Empfehlungen, Leitfäden und Standards vermehrt den Themen Nachhaltigkeit und E-Commerce widmen. Ein entsprechendes White Paper zum Thema Nachhaltigkeit ist derzeit in Arbeit, und das Positionspapier E-Commerce befindet sich in der Vernehmlassung. Selbstverständlich werden wir 2014 – wieder in Zusammenarbeit mit der Uni St. Gallen – die 7. Auflage der Logistikmarktstudie herausgeben. Sie geniesst eine hohe Akzeptanz und hat sich als Standardwerk in der Logistik etabliert. Die Studie werden wir mit Kurzbefragungen zu aktuellen Themen sowie Factsheets mit den wichtigsten Kennzahlen zu verschiedenen Verkehrsträgern bereichern.

Sie haben vor Kurzem mit einer Delegation von GS1 Schweiz das traditionelle GS1 Global Forum besucht. Was waren für Sie die Highlights und die wichtigsten Ergebnisse?

Das Forum war mit einer Rekordteilnehmerzahl von 625 Vertretern aus 92 Nationen sehr gut besucht. Es wurden aktuelle Themen diskutiert. So ging es beispielsweise – nicht zuletzt aufgrund der jüngsten Skandale – um die Rückverfolgbarkeit bei Lebensmitteln. Auch im Non-Food-Bereich gewinnt die Rückverfolgbarkeit immer stärker an Bedeutung. Doch nicht nur die GS1 Organisationen setzen sich damit auseinander, sondern auch Behörden und Gesetzgeber. In verschiedenen Vorträgen wurde deutlich, dass auch diese Organisationen enger zusammenarbeiten müssen. Die lokalen Gesetze reichen aufgrund der immer stärker globalisierten Märkte nicht mehr aus. Um die weltweit eindeutige Identifikation und ein globales Handeln zu ermöglichen, ist Kollaboration nicht nur zwischen Unternehmen, sondern auch zwischen Behörden nötig.

Sie haben am 1. Januar 2013 den Vorsitz von GS1 in Europe übernommen. Was können Sie über Ihre Arbeit berichten?

Nun, meinen ersten offiziellen Auftritt hatte ich am GS1 Global Forum. Dort sprach ich über die Prioritäten für das Jahr 2013. Gemessen an der Anzahl der Mitglieder ist GS1 in Europe übrigens die wichtigste GS1 Region. Seit 2013 sind wir ausserdem ein eingetragener Verein und somit legaler Ansprechpartner der EU, mit der wir die Kooperation verstärkt suchen werden. Hoch oben auf der Prioritätenliste steht die Unterstützung der 46 Länderorganisationen bei der Umsetzung der EU-Richtlinie 1169/2011, die strenge Anforderungen an Stammdaten stellt. Letztendlich profitieren davon auch unsere Schweizer Mitglieder, die genauso betroffen sind.

Die Fragen stellte Katharina Birk.

Nach oben