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Mit Spass durch die Logistik

Debora Baumann wollte einfach nur in der Privatwirtschaft arbeiten – und landete durch Zufall in der Logistik. Heute arbeitet die beste Logistikfachfrau ihres Jahrgangs bei Bio Partner Schweiz AG an der Einführung eines neuen Lagerwirtschaftssystems. Ihre Wegbegleiter: Energie, Fachwissen und viel gute Laune.

(kb) Es ist ein schöner Herbsttag, und die aufgeweckte Gesprächspartnerin schlägt vor, das Interview an der frischen Luft zu führen. Es wird ein reger Austausch: Auf jede Frage folgt eine wohlüberlegte und prägnante Antwort. Debora Baumann bleibt dabei immer bescheiden und antwortet stets mit einem Lächeln auf den Lippen.

Positives Ambiente

Die grüne Kulisse in der Industriezone von Seon ist kein Zufall: Debora Baumann arbeitet für einen Grosshändler für Bioprodukte. Vor rund vier Jahren hat sie bei Bio Partner Schweiz AG als Sachbearbeiterin im Transport angefangen. Zwei Jahre später wurde sie zusätzlich Assistentin des Betriebsleiters. Seit Anfang 2013 arbeitet sie an einem grossen Projekt mit: der Einführung eines neuen Lagerwirtschaftssystems. «So langsam geht es in die heisse Phase», erzählt sie. «Jetzt müssen viele Tests und Schulungen gemacht und natürlich auch die Hardware bestellt werden.» Sie strahlt, als sie von dem Projekt spricht, das «sehr herausfordernd» und «manchmal auch nervenaufreibend» sei. Ihren Aufgaben als Assistentin des Betriebsleiters kann sie deshalb kaum noch nachkommen. «Ich bin momentan sehr mit dem Projekt beschäftigt. Für andere Tätigkeiten, wie beispielsweise das Aufbereiten und Auswerten logistischer Kennzahlen, bleibt nicht mehr so viel Zeit.»
Der Spass an ihrer Arbeit ist ihr anzumerken. Sie schätzt vor allem die Abwechslung; reine Routine kennt sie kaum. «Es ist eigentlich immer etwas los. Manchmal geht es schon streng zu. Dafür ist es aber spannend.» Viel Wert legt sie auf den Kontakt zu ihren Kollegen. Das kleine Dreier-Team, in dem sie arbeitet, sei eine eingespielte Truppe, in der gute Stimmung herrsche. «Ich habe zwar keine Personalverantwortung, aber dennoch extrem viel Freude am Umgang mit Menschen. »

Bescheidenheit ist eine Tugend

Debora Baumann war 2012 die beste Absolventin der eidgenössischen Prüfung zur Logistikfachfrau. Heute arbeitet sie bei Bio Partner Schweiz an der Einführung eines neuen Lagerwirtschaftssystems.Ins Berufsleben startete Debora Baumann mit einer Lehre als kaufmännische Angestellte. Sie absolvierte die Ausbildung in einer Gemeindeverwaltung im Kanton Aargau. Rückblickend spricht sie von einer guten Zeit. Nach dem Ende der Lehrzeit überwog jedoch die Neugier: «Ich wollte die Arbeit in der freien Wirtschaft kennenlernen. » Über Kollegen fand sie eine Stelle bei einem Transportunternehmen. «Es hat sich einfach so ergeben.» Gut drei Jahre blieb sie ihrem Betrieb treu, bis sie 2009 zur Bio Partner Schweiz AG wechselte.
Um ihre kaufmännische Ausbildung abzurunden und sich logistisches Fachwissen anzueignen, begann sie 2011 eine Weiterbildung bei GS1 Schweiz. Auf den Lehrgang zur Logistikfachfrau brachte sie ihr Bruder. Er hatte einige Jahre zuvor, auch bei GS1 Schweiz, den gleichen Lehrgang absolviert und war davon überzeugt. «Für mich war schnell klar, dass das der richtige Weg ist. Denn ich wollte keine auf einzelne Teilbereiche spezialisierte Weiterbildung, sondern vielmehr eine, die die Gesamtlogistik betrachtet.» Auch sie ist zufrieden, ihre Erwartungen wurden erfüllt.
Das neu erworbene Logistikwissen konnte sie bereits in ihr aktuelles jekt einbringen. «Ansonsten haben wir im Bereich Logistik natürlich viele Spezialisten. Da bin ich nicht die einzige», meint sie zurückhaltend. Einzigartig war sie jedoch an der eidgenössischen Abschlussprüfung 2012, die sie mit der Durchschnittsnote 5,5 bestanden hat. Eine hervorragende Leistung, wie Mario Rusca, Leiter des Bereichs Bildung bei GS1 Schweiz, bestätigt: «Das ist ein bemerkenswertes Ergebnis. 5,5 wird nicht allzu oft erreicht.» Im Gespräch hat das Debora Baumann übrigens mit keinem Wort erwähnt.

Que sera sera …

Wäre es nach einem so glänzenden Fachausweis nicht die logische Konsequenz, das eidgenössische Diplom als Logistikleiterin in Angriff zu nehmen? Sie stutzt kurz. Ein schwieriges Thema. Für sie ist die Weiterbildung zur Logistikleiterin mit Karriere verknüpft.
«Das ist für Frauen nicht immer ganz einfach, gerade wenn sie Kinder haben und ihr Pensum reduzieren.» Dabei hat sie nichts gegen eine Führungsposition. «Ich würde gerne mehr Verantwortung übernehmen, auch wenn mir mein jetziger Job sehr gut gefällt.» Momentan habe sie für eine Weiterbildung ohnehin keine Kapazität. Ausserdem habe ich die Schule erst vor einem halben Jahr beendet. Eines nach dem anderen.» Generell schliesst sie auch einen Branchenwechsel nicht aus. «Das ist mit 27 Jahren schwer zu sagen. Aber die Logistik ist schon sehr spannend.» Sie wird die Logistikleiterin also im Hinterkopf behalten.

Erst Fish and Chips, dann Down under

Ihre berufliche Laufbahn hat bisher nur das Fernweh unterbrochen. Zunächst zog es sie für einen Au-pair- Aufenthalt nach England. «Ich wollte damals etwas nur für mich tun, weit weg von Familie und Freunden.» Profitiert hat sie nicht nur in Bezug auf ihre Englischkenntnisse. Auch als Mensch habe sie der Aufenthalt weitergebracht. Dass es sie nach sieben Monaten wieder in die Schweiz zurückzog, lag nicht etwa am Essen. «Im Gegenteil. Ich fand das Essen dort super», erklärt sie fröhlich. «Ich hätte mir vorstellen können, länger zu bleiben, doch meine bessere Hälfte wartete in der Schweiz.» Bereut hat sie den Entschluss, in die Schweiz zurückzukommen, nicht.
Bevor Debora Baumann dann bei Bio Partner Schweiz begann, packte sie nochmals ihre Koffer. Und dieses Mal hatte sie auch ihren Mann im Gepäck. Diesmal stand «Work and Travel» in Australien auf dem Programm. Visumsbedingt hatten die beiden ausschliesslich zu Tätigkeiten im Bereich Kost und Logis Zugang. «Mein Mann ist Schreiner. Wir haben in der Zeit also viel gebaut », meint sie schmunzelnd. Besonders hat sie es genossen, «Zeit zum Nichtstun» zu haben und das Leben «einfach zu geniessen». Ob Australien eine Option für sie wäre? «Im Moment ist es grad gut, so wie es ist. Aber wir sind noch jung und können in unserem Leben noch viel machen.»

Verwurzelt in der Heimat

«Ich arbeite gerne in der Logistik», meint Debora Baumann.Mit ihrem Mann schmiedet sie eifrig Pläne für die Zukunft. Neben ihrer Familie verbringt sie gerne Zeit mit ihren Freunden und engagiert sich im Gemeindeleben: Sie ist Präsidentin des Damenturnvereins und in der Kirchgemeinde aktiv. Als Jugend-und-Sport- Lagerleiterin hat sie früher auch Camps betreut. «Das ist das erste Jahr, in dem ich in keinem Lager bin. Das ist schade, denn es macht mir sehr viel Spass.» Das Argument Zeitmangel lässt sie nicht gelten. «Zeit hat man immer. Das ist alles eine Frage der Priorisierung. Im Moment stehen bei mir einfach andere Dinge im Vordergrund.»
Zum Abschluss des Gesprächs nimmt sich Debora Baumann noch Zeit für einen Lagerrundgang. Als zwei Kollegen mit grossen Paketen vorbeigehen, hüpft sie fast vor Freude. «Das sind die ersten Hardwarekomponenten für das neue Lagerwirtschaftssystem!» Auch das Tiefkühllager, wo Durchschnittstemperaturen von minus 22 bis minus 25 Grad herrschen, lässt sie beim Rundgang nicht aus. «Das Tiefkühllager ist super», erklärt sie mit einem kleinen Schalk im Nacken. «Morgens eine kleine Runde und man ist sicher wach.» Aber an Frische und Munterkeit fehlt es der aufgeweckten Logistikfachfrau auch ohne Tiefkühllager nicht …

Katharina Birk

Bio Partner Schweiz AG
Die Bio Partner Schweiz AG ist der grösste Bio-Grosshändler der Schweiz. Sie erwirtschaftet einen Umsatz von 100 Millionen Schweizer Franken und ist im Biofachhandel mit einem Marktanteil von etwa 45 Prozent Marktführer. Bio Partner beliefert Kunden im Biofachhandel, konventionellen Handel, in der Gastronomie und in der verarbeitenden Industrie. Ihren Kunden bietet Bio Partner ein Bio-Vollsortiment mit rund 9500 Artikeln. Es umfasst alle Produktbereiche, von haltbaren Waren wie Tiefkühlkost, Trockenprodukten und Getränken über Frischprodukte wie Früchte, Gemüse, Milch- und vegetarische Produkte bis hin zu Naturkosmetik und Haushaltsartikeln. Viele Produkte gibt es sowohl in Detailhandelsgrössen als auch in Grossverpackungen für die Gastronomie und verarbeitende Industrie

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