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«Auf die Diplomarbeit bin ich heute noch stolz»

Yvonne Zuberbühler ist nicht der «Schultyp», und Prüfungen mag sie auch nicht besonders. Trotzdem hat sie die Weiterbildung zur eidgenössisch diplomierten Supply Chain Managerin bei GS1 Switzerland als Lehrgangsbeste abgeschlossen. 

Yvonne Zuberbühler ist ein Organisationstalent. Das hat sie in die Logistik geführt, denn die Fähigkeit, zu koordinieren und zu organisieren, ist in dieser Branche gefragt. «Meine berufliche Laufbahn habe ich als kaufmännischer Lehrling in einem Produktionsbetrieb der Kunststoffspritzguss-Branche gestartet », erklärt die heute 39-Jährige. Während der Lehrjahre habe sie in verschiedenen Abteilungen gearbeitet. «Im letzten Lehrjahr war ich im Einkauf tätig und blieb nach der Lehre noch ein weiteres Jahr im Betrieb, um Erfahrungen als Sachbearbeiterin im Einkauf zu sammeln.» Dann lockte die grosse weite Welt: «Ich ging für ein halbes Jahr nach Australien, um zu reisen und Englisch zu lernen.»

Sanfter Druck
Zurück in der Schweiz nahm Zuberbühler ein Angebot ihres ehemaligen Chefs an und fing mit ihm zusammen im Einkauf eines Handelsbetriebs als Sachbearbeiterin an. «Nach sechs Jahren wechselte ich in gleicher Funktion zur Wipf AG in Volketswil, wo ich bis heute bin.» Beim Hersteller von Verpackungen für Lebensmittel, Tierfutter und medizinische Produkte wurde sie mit sanftem Druck von ihrer Vorgesetzten darauf aufmerksam gemacht, dass es für ihre berufliche Entwicklung angebracht wäre, eine Weiterbildung zu besuchen.

«Bei der Suche nach einer passenden Fortbildung wurde mir bewusst, dass ich mich nicht ausschliesslich auf den Einkauf konzentrieren wollte. Deshalb fasste ich den Lehrgang zur Logistikfachfrau ins Auge. Denn in der Logistik sind die Möglichkeiten vielfältiger als im Einkauf», erklärt die gebürtige Schwyzerin. 2009 schloss sie die Weiterbildung bei GS1 Switzerland erfolgreich mit dem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis ab.

Strategische Arbeit angepeilt
Die frischgebackene Fachfrau hatte diese erste Weiterbildung noch ohne konkrete Absichten, ihre Funktion oder Stelle zu wechseln, absolviert. Sechs Jahre später präsentierte sich die Situation jedoch anders: «Ich hatte einen Positionswechsel in Aussicht und entschied mich dafür, den Lehrgang zur eidgenössisch diplomierten Supply Chain Managerin zu absolvieren.»

Im Zuge einer Organisationsänderung war ihr angeboten worden, die Leitung des Einkaufs, der Produktionsplanung und der Logistik zu übernehmen – vier Mitarbeiter sind ihr direkt unterstellt. «Ich nahm das Angebot an, weil ich mich in Richtung strategische Arbeit weiterentwickeln wollte. Der Besuch des Weiterbildungslehrgangs war zwar nicht Voraussetzung für die Stelle, aber ich wollte mir nebst meinem bereits grossen praktischen Know-how noch weiteres theoretisches Wissen aneignen. Zudem wollte ich mir ein Netzwerk von Berufskollegen aufbauen», so Zuberbühler.

Sie wusste, dass eine anspruchsvolle Ausbildung auf sie zukommen würde. Um sich dafür zu motivieren, schloss Zuberbühler eine Wette mit ihrem Chef ab und tippte darauf, dass sie den Lehrgang mit einer Durchschnittsnote über fünf abschliessen würde. Der Einsatz: ein Nachtessen im Gourmet- Restaurant.

Knackpunkt Diplomarbeit
Wie auch im Lehrgang zur Logistikfachfrau schätzte die angehende Supply Chain Managerin die abwechslungsreiche Vermittlung des Unterrichtsstoffs. «Es war eine gute Mischung aus Theorie-Inputs sowie Gruppenarbeiten und -diskussionen. Ausserdem waren die Lernunterlagen sehr gut ausgearbeitet.» Weil die Dozenten alle aus der Praxis kommen, habe die Weiterbildung einen starken Bezug zum Berufsalltag.

Den grössten Unterschied zwischen den beiden Lehrgängen ortet Zuberbühler bei der Diplomarbeit, die Teil der Prüfung zum Supply Chain Manager ist. «Das war eine schwierige Aufgabe, für die ich sehr viel Zeit investiert habe.» Allein schon ein passendes Thema zu finden, sei nicht einfach gewesen. Um die Materie anschliessend zu Papier zu bringen, habe sie während eines halben Jahres jedes Wochenende durchgearbeitet – und dies bei einem Vollzeit-Arbeitspensum.

Erwartungen übertroffen
Die laufende Wette trieb Zuberbühler jedoch zum Ehrgeiz an. Am Ende übertraf sie ihre eigenen Erwartungen. Denn sie erreichte mit 5,1 nicht bloss eine Durchschnittsnote über 5, sondern schloss damit im Sommer 2017 auch gleich als Lehrgangsbeste ab. «Das Nachtessen im Restaurant hat sehr gut geschmeckt», schmunzelt die Supply Chain Managerin, die in ihrer Freizeit selber gerne den Kochlöffel schwingt.

Schon während der Weiterbildung hatte sie die Möglichkeit, gewisse Lerninhalte bei der Arbeit anzuwenden, etwa aus dem Bereich des Projektmanagements. «Ausserdem kann ich besonders von Themen aus dem Bereich Personalführung und Leadership profitieren. » Sie fühle sich heute deutlich kompetenter als vor der Weiterbildung: «Bei fachlichen Diskussionen argumentiere ich auf derselben Ebene wie meine Kollegen und kenne die entscheidenden Fachausdrücke.»

Eine Freundin von Prüfungen und längeren Weiterbildungslehrgängen ist Yvonne Zuberbühler immer noch nicht. Umso grösser ist ihre Freude über das Erreichte: «Dass es mir gelungen ist, eine gute Diplomarbeit zu schreiben, macht mich heute noch stolz.» Vorerst wolle sie sich nun auf kürzere Weiterbildungen etwa im Bereich der Excel- Anwendung und von rechtlichen Fragen konzentrieren. Doch wer weiss, mit der passenden Wette lodert Yvonne Zuberbühlers Ehrgeiz vielleicht von Neuem auf.

Julia Konstantinidis

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