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Eine Frau gibt Gas

Judith Portmann mag an der Logistik, dass sie stets optimiert werden kann. Sie mag schnelle Autos und spannende Bücher. Und sie mag ihren Job.

(uh) Einfach so verirrt sich keiner ins Oristal. Man muss schon absichtlich an den sieben Kilometer langen Bach im Kanton Baselland wollen. Wenn man am Bahnhof Liestal abgeholt wird, macht das die Sache natürlich einfacher; wenn dies in einem Audi TT geschieht, macht es sie umso aufregender. Und es weckt – nebst ein wenig Neid – die Neugier auf die Fahrerin dieses sportlichen Wagens. Sie heisst Judith Portmann, und so rasant wie sie beschleunigt, so schnell kommt man mit ihr ins Gespräch. Fast wünschte man, das Oristal läge noch ein gutes Stück weiter weg von der Kantonshauptstadt … Judith Portmann arbeitet bei der SKF Actuation System (Liestal) AG als Leiterin des Customer Service, eines Teilbereichs der Supply Chain. SKF steht für schwedische – und nicht etwa für schweizerische – Kugellagerfabrik, Svenska Kullagerfabriken. Die schwedische Gruppe ist weltweit in der Herstellung von Qualitätslagern, Dichtungen, Mechatronik-Bauteilen und Schmiersystemen tätig. Im Oristal werden hauptsächlich sogenannte Linearantriebe und Hubsäulen produziert. Dazu die praktische Erklärung von Judith Portmann: «Wenn Sie auf einem Zahnarztstuhl per Knopfdruck auf die passende Höhe gehievt werden, dann kann es sein, dass einer unserer Antriebe im Spiel ist.» Ein ausgeprägtes Flair für Technik habe sie übrigens nicht, sagt sie. Vielmehr habe sie sich das nötige Wissen nach und nach erarbeitet. Ausserdem könne sie bei Bedarf jederzeit auf das Fachwissen der Spezialisten zurückgreifen.

16 Jahre ist Judith Portmann schon im Betrieb. Mit Leidenschaft, Hartnäckigkeit und viel Freude leitet sie den Customer-Service der SKF Actuation System AG in LiestalVon null auf hundert
16 Jahre ist sie schon im Betrieb. Anfangs hiess er noch Magnetic Elektromotoren AG und war ein Familienunternehmen; erst 2002 ging er an die SKF über. Eingestiegen ist Judith Portmann damals als Einkäuferin, just zu einem Zeitpunkt, als sich die klassische Manufaktur in einer Restrukturierungsphase befand. Dies brachte dem Betrieb optimierte Prozesse und Judith Portmann die unerwartete Möglichkeit, in die Produktionsplanung zu wechseln. «Ich kannte mich in der Planung überhaupt nicht aus, aber die Arbeit hat mir grossen Spass gemacht. Und als mein Chef später die Firma verliess, konnte ich seine Stelle übernehmen. Das war der Beginn meiner Karriere in der Logistik.» Später im Gespräch sagt sie, dass «Karriere» eigent- Einfach so verirrt sich keiner ins Oristal. Man muss schon absichtlich an den sieben Kilometer langen Bach im Kanton Baselland wollen. Wenn man am Bahnhof Liestal abgeholt wird, macht das die Sache natürlich einfacher; wenn dies in einem Audi TT geschieht, macht es sie umso aufregender. Und es weckt – nebst ein wenig Neid – die Neugier auf die Fahrerin dieses sportlichen Wagens. Sie heisst Judith Portmann, und so rasant wie sie beschleunigt, so schnell kommt man mit ihr ins Gespräch. Fast wünschte man, das Oristal läge noch ein gutes Stück weiter weg von der Kantonshauptstadt … Judith Portmann arbeitet bei der SKF Actuation System (Liestal) AG als Leiterin des Customer Service, eines Teilbereichs der Supply Chain. SKF steht für schwedische – und nicht etwa für schweizerische – Kugellagerfabrik, Svenska Kullagerfabriken. Die schwedische Gruppe ist weltweit in der Herstellung von Qualitätslagern, Dichtungen, Mechatronik-Bauteilen und Schmiersystemen tätig. Im Oristal werden hauptsächlich sogenannte Linearantriebe und Hubsäulen produziert. Dazu die praktische Erklärung von Judith Portmann: «Wenn Sie auf einem lich nicht das richtige Wort sei bzw. dass sie eine solche gar nie explizit angestrebt habe. Vielmehr sei sie in ihre Aufgaben hineingewachsen. Und der Aufgaben wurden es immer mehr. Erst wurde sie Leiterin der Auftragszentrale und der Produktionsplanung, dann kam die Reparatur-Administration dazu, später die Auftragsabwicklung und die Bereiche Lager und Versand. Die Integration der Magnetic Elektromotoren AG in die SKFGruppe brachte die Übernahme des Enterprise-Resource-Planning-Systems (ERP) Movex und die schrittweise Eingliederung einzelner Geschäftsbereiche mit sich. Nach und nach wurde sie mit der ganzen Supply Chain vertraut. Jede neue Herausforderung hat sie mit Elan angepackt. «Meine Arbeit macht mir Spass. Ich bin mit Leidenschaft und Hartnäckigkeit dabei.» Was aber auch hiess, dass sich ihre Überstunden zu häufen begannen. «Die neuen Aufgaben waren jeweils einfach zu interessant, als dass ich hätte Nein sagen können.»

Spass am Fine-Tuning
Heute steht Judith Portmann dem sechsköpfigen Customer-Service-Team vor, das innerhalb der Firma eine Dreh scheibenfunktion innehat und mit der Kundenauftragsabwicklung, Produktionsplanung und Beschaffung betraut ist. Dadurch ist es mit allen internen Stellen wie Produktion, Lager, Versand, Entwicklung, Engineering und Finanzen im Dialog. Die Tatsache, dass sie einem internationalen Konzern angehören, berge zudem interessante Möglichkeiten, sagt sie, etwa den Einsatz in internationalen Projekten, vor allem aber den Kontakt mit Menschen aus aller Welt. Judith Portmann hat mit SKF-Verkaufseinheiten und teilweise mit Endkunden auf allen Kontinenten zu tun. Dabei kommt sie mit den verschiedensten Kulturen in Berührung; stets muss sie sich an deren Gegebenheiten neu anpassen. Das empfindet sie nicht als Pflicht, sondern als Bereicherung. Sie mag die Herausforderung, die jeweiligen Probleme zu analysieren, herauszufinden, was sie wie beeinflussen kann, um es geschickt ins eigene Logistiknetzwerk zu integrieren. Das ist es, was ihr an der Logistik in ihrer ganzen Breite gefällt: «Es läuft immer etwas, irgendetwas gibt es immer, wo man eingreifen kann, um einen Prozess zu optimieren.»

Sie mag schnelle Autos und spannende Bücher. Ein Marathon soll dereinst ihre Läuferkarriere krönen.Über die Praxis zur Theorie
Unterdessen hat sie ihre Arbeitszeit auf ein vernünftiges Niveau zurückgefahren, denn selbst die Ressourcen einer so motivierten Frau sind nicht unerschöpflich. Vorübergehend arbeitet sie gar nur 80 Prozent. Dies nicht etwa, weil sie kürzertreten will – das würde nicht so recht zu ihr passen –, sondern weil sie sich bei GS1 Schweiz zur Logistikleiterin weiterbildet. Dafür, dass ihr Arbeitgeber sie in ihrem Vorhaben unterstützt, ihrem Wissen eine solide fachliche Grundlage zu geben, ist sie sehr dankbar. «Nun lerne ich die Theorie zur Praxis, die ich schon kenne», und schmunzelnd fügt sie an: «Bei GS1 Schweiz wird mir vor Augen geführt, was ich bisher falsch gemacht habe.» Den halben Lehrgang hat sie bereits hinter sich, den ersten Teil der Prüfungen erfolgreich abgeschlossen. Die besten Noten hat sie in den Fächern Finanz- und Rechnungswesen sowie Supply Chain Management erzielt. Die Zusammenhänge zwischen Logistik/ Supply Chain, Logistikcontrolling und Finanzcontrolling interessieren sie be sonders. «Mit der Übernahme durch die SKF wurde dies zu einem wichtigen Thema; nun bekomme ich den nötigen theoretischen Background dazu.» Wie alle an dieser Stelle porträtierten Frauen hebt auch Judith Portmann hervor, wie fruchtbar die Kontakte zu den anderen Kursteilnehmern seien; die jüngeren würden interessantes Schulwissen und die älteren langjährige Erfahrung mitbringen. Und wie alle anderen erzählt auch sie, dass sie die einzige Frau in ihrem Lehrgang sei. Das Frauenthema steht für sie jedoch nicht im Vordergrund; sie ist es gewohnt, bei Meetings die einzige Frau in ihrer Position zu sein. Eher ein Thema ist hingegen die Belastung, welche die Gleichzeitigkeit von Beruf, familiären Verpflichtungen und Ausbildung mit sich bringt – und die momentan fehlende Zeit für die schönen Dinge des Lebens. Judith Portmann wäre nicht Judith Portmann, wenn sie nicht auch in ihrer Freizeit mit einem ehrgeizigen Ziel liebäugeln würde: Ein Marathon soll dereinst ihre Läuferkarriere krönen. Doch solange sie in der Ausbildung steckt, reicht die Zeit fürs Training nicht. Stattdessen frönt sie einem anderen Hobby, das weniger von ihr abverlangt und das im Moment das einzige ist, das sie sich gestattet: dem Lesen. Das tut sie so leidenschaftlich gerne, dass ihr Mann ihr zu Hause eigens ein Bücherzimmer eingerichtet hat – ihr ganz privates Refugium, ein Ort, zu dem der Alltag keinen Zutritt hat. Zum Schluss erwähnt sie noch etwas, das sie beinahe vergessen hätte, das aber ebenso zu ihr gehört wie die Arbeit, das Laufen und die Bücher: Judith Portmanns Herz schlägt für die Musik der 50erund 60er-Jahre, für Rock ’n’ Roll und Swing.
Ach ja, noch etwas anderes ist Musik in ihren Ohren: das unverkennbare Brummen des Alfa-Spider-Liebhabermodells, das sie und ihr Mann bei schönem Wetter anstelle des Audi TT aus der Garage holen.

Ursula Homberger

 

SKF im Überblick

Die AB SKF ist eine internationale Gruppe mit Sitz in Göteborg, die im Bereich Wälzlager, Dichtungen, Schmierung, Mechatronik (Linearsysteme, Linearantriebe und Hubsäulen, Vorspannwerkzeuge) tätig ist. Die Gesellschaft wurde 1907 infolge der Erfindung des Pendelkugellagers durch Sven Wingquist gegründet. Heute beschäftigt SKF rund 40 000 Personen an weltweit 80 Werk- Standorten, und sie ist in über 130 Ländern vertreten. SKF Actuation System (Liestal) AG ist ein Tochterunternehmen der AB SKF und einer der führenden Hersteller von elektromechanischen Antriebssystemen. Dazu gehören Linearantriebe, Hubsäulen und Steuerungen, die hauptsächlich in den Bereichen Medical und Factory Automation zum Einsatz kommen. In Liestal arbeiten 180 Personen.

 

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