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Grosse Aufmerksamkeit für kleine Einheit

Chantal Zahnd, Category ManagerinAls Category Managerin hat Chantal Zahnd gelernt, wie man den Fokus aufs Detail richtet, ohne das Ganze aus den Augen zu verlieren. Mit viel Elan, Ehrgeiz und Ausdauer arbeitet sich die ehemalige Detailhandelsspezialistin auf der Karriereleiter nach oben.

(uh) Schwungvoll führt Chantal Zahnd von Ausstellungskoje zu Ausstellungskoje der neu konzipierten Micasa im MParc Dreispitz in Basel, rückt hier ein Kissen zurecht, dreht da eine Preistafel in die richtige Position.

Ihre Freude an den neu geschaffenen Wohnwelten in den einzelnen Kojen überträgt sich auf die Besucherin: Nichts erinnert mehr an die lagerhallenartige Möbelausstellung der Vergangenheit; die bis ins Detail perfekt abgestimmten Einrichtungen inspirieren und wecken die Lust auf Veränderung. Als Visual Merchandiserin ist Chantal Zahnd zwar nicht an der Konzeption der Einrichtungskojen beteiligt – dies wird von der zentralen Stelle beim MigrosGenossenschaftsBund MGB vorgegeben –, aber sie ist dafür verantwortlich, dass die Vorgaben richtig umgesetzt werden und dass die Ausstellung jeden Tag tadellos aussieht.

Micasa – das Möbelhaus der Migros
Ihre Begeisterung für alles, was mit Wohnen zu tun hat, ist erst allmählich erwacht. «Möbel? In Gottes Namen!», hatte sie gedacht, als sie vor sieben Jahren bei Micasa anfing. Völlig unerfahren sei sie damals in Sachen Dekoration gewesen, sagt sie, und auch der Einrichtung ihrer eigenen vier Wände habe sie kaum Beachtung geschenkt. Ganz anders heute. Richtig Spass mache es, ihre Wohnung zu gestalten, Farben und Accessoires ins Spiel zu bringen. Es sei ihr wichtig, sich eine Oase zu schaffen, in die sie sich zurückziehen und wo sie Abstand zum Alltag gewinnen könne. Dieser Alltag ist ein bewegter; einen typischen Arbeitstag gebe es nicht, erzählt sie. Mindestens 80 Prozent ist sie draussen in einer von 18 anderen Filialen der Genossenschaft Migros Basel, die mit Artikeln aus den MicasaSortimenten beliefert werden. Chantal

Im Jahr 1981 ist die Migros mit der Marke Micasa ins Möbelgeschäft eingestiegen. Heute ist Micasa mit 31 Standorten in der ganzen Schweiz vertreten und offeriert ihren Kunden neben Möbeln und Accessoires ein flächendeckendes Netz an Serviceleistungen. Die angebotenen Stilrichtungen beschreibt Micasa als «modernurban» oder «modernländlich». Gegenwärtig werden die bestehenden MicasaFilialen in Luzern, in der Ostschweiz und in Genf schrittweise nach demselben Konzept wie in der Micasa MParc Dreispitz Basel umgebaut. Neue Standorte entstehen in Dübendorf und Wädenswil.

Zahnd ist zuständig für Sortimentszusammenstellung und anpassungen, sie kontrolliert die Auslieferung und anlässlich ihrer sporadischen Rundgänge auch die Platzierung der Produkte. Kurz: Sie sorgt an der Front dafür, dass alles, was Möbel und Accessoires betrifft, nach den Vorgaben des MigrosGenossenschaftsBundes einerseits und nach den Wünschen und Bedürfnissen der Kundschaft andererseits umgesetzt wird.

Ein eigenes Reich
Im hintersten Teil des Geschäfts dann eine ausladende Handbewegung: «Das hier, das ist meine eigene Welt.» Diese Welt ist die VorhangstoffAbteilung, eine Spezialität der Micasa Basel. Das bedeutet: keinerlei Auflagen von aussen. Chantal Zahnd wägt selbstständig die Kundenbedürfnisse ab, verhandelt mit den Lieferanten und entscheidet, welche Stoffe sie in welchem Umfang einkauft. Das fordert sie heraus und verschafft ihr Befriedigung; insbesondere schätzt sie den Kontakt mit den Lieferanten. Wie bei allem, was sie zuvor angepackt hatte, wollte sie auch in diesem Bereich sichergehen, dass sie alles «richtig macht»; einmal mehr hatte sie das Bedürfnis nach fundiertem Hintergrundwissen. Auf der Suche nach einer geeigneten Ausbildung stiess sie auf das SIU, das Schweizerische Institut für Unternehmerschulung, das in Zusammenarbeit mit GS1 Schweiz den berufsbegleitenden ZertifikatsLehrgang «Category Management» anbietet. Und sie konnte ihren Vorgesetzten vom Nutzen dieser Ausbildung für die Abteilung Vorhangstoffe überzeugen. «Category Management konzentriert sich auf einzelne Warenkategorien des Detailhandels, die als strategische Geschäftseinheiten geführt werden. Man versucht, die Ergebnisse innerhalb der entsprechenden Kategorie zu verbessern, indem man den Kundennutzen optimiert. Ein weiterer wichtiger Bestandteil des erfolgreichen Category Management ist die Pflege eines guten Verhältnisses zum Grosshandel», erklärt sie. Konkret gehe es darum, die Antwort auf Fragen zu finden wie: Wie werden Kategorien als strategische Geschäftseinheiten geführt? Wie sieht der Kunde die Kategorie? Welche Daten und Fakten werden für die Kategorien benötigt? Wie gross ist das Wachstumspotenzial in der Kategorie, und wie können Ziele definiert und überprüft werden? «Man könnte es auch salopper sagen», meint Chantal Zahnd: «Welches Produkt bringt mir als Detailhändlerin etwas und welches nichts?»

Praktisches für den Alltag
Zwischen Januar und Juni 2010 hat sie sich im Zweimonatsrhythmus jeweils während zwei bis drei Tagen mit den Prozessschritten, die zum erfolgreichen Category Management führen, auseinandergesetzt. Sie hat während ihrer Ausbildung aber auch wertvolle Erfahrungen jenseits des Stoffs gemacht. «Ich habe es sehr begrüsst, dass unter den Teilnehmenden nicht nur Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der beiden Grossverteiler Migros und Coop waren, sondern auch solche von kleineren Verteilern. Im Zuge der Gruppenarbeiten und anhand der Fallbeispiele bin ich immer wieder zu neuen Einsichten gelangt.» Ausserdem hat sie viel Nützliches für den Alltag mit auf den Weg bekommen, beispielsweise die Art, Statistiken zu führen, oder Vorlagen für Formulare, die ihr die Zahlenarbeit erleichtern. Überhaupt sei die ganze Ausbildung sehr praxisorientiert gewesen; das habe sie sehr geschätzt. Die Abschlussprüfung am SIU bestand aus einer praxisbezogenen Arbeit, die sie dem Thema Promotionen gewidmet hat, sowie einer zweitägigen schriftlichen und mündlichen Prüfung.

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Die Ausbildung zur Category Managerin war nicht die erste Weiterbildung, die Chantal Zahnd absolviert hat. Ehe sie zu Micasa kam, hatte sie sich zur Detailhandelsspezialistin weitergebildet, in den Jahren danach zur Marketingplanerin. Die Migros habe ihren Ehrgeiz und ihren Einsatz stets belohnt, betont sie, und dafür sei sie dankbar. Nun hat sie ihren «Berufsrucksack» weiter gefüllt, aber nicht nur das. Die Ausbildung zur Category Managerin habe ihr auch die Möglichkeiten aufgezeigt, in welche Richtung es weitergehen könnte. Früher oder später wird sie sich entweder für den Bereich Merchandising oder den Bereich Beschaffung entscheiden. Zurzeit schlägt ihr Herz eher für Letzteres. Vorderhand bleibt sie noch bei ihrem Leisten, wechselt aber zu Migros Do it & Garden und damit in jenen Bereich, mit dem sie seit ihrer Lehre liebäugelt. Eine nächste Weiterbildung hat sie auch schon ins Auge gefasst, jene zur diplomierten Einkäuferin nämlich. Wir sind am Ende unseres Rundgangs angelangt, stehen zum Schluss mitten in den Wohnaccessoires, unter Buntem und Schönem, sorgfältig arrangiert und aufgereiht. Verlockung pur. All dem wird Chantal Zahnd den Rücken kehren: «Ich habe Freude am Weiterkommen.»

Chantal Zahnd privat
Die 33jährige Chantal Zahnd hat ursprünglich eine Lehre als Sportartikelverkäuferin in der Genossenschaft Migros Basel absolviert. Nach einem kurzen Abstecher in ein Wintersportgebiet ist sie zur Migros zurückgekehrt, wo sie seither ununterbrochen gearbeitet hat. Unter anderem war sie auch in Genf stationiert, sodass sie heute so gut Französisch spricht, dass ihr die Betreuung der Filialen im Kanton Jura keine Mühe bereitet. Ihre freie Zeit verbringt die ehemalige NatiBUnihockeyanerin am liebsten draussen in der Natur, beim Joggen, Langlaufen oder Biken. Nach wie vor ist sie auch dem Unihockey treu, heute allerdings in der 2. Liga. Der Mannschaftssport ist ihr wichtig, und sie ist überzeugt, dass er wesentlich zu ihrer Teamfähigkeit im Beruf beiträgt. Chantal Zahnd ist ledig und wohnt im solothurnischen Leymental, an der Grenze zum Kanton Baselland.

Ursula Homberger

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