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Logistikfachfrau mit Leidenschaft

Es gibt sie immer seltener, die Menschen, die zufrieden im Leben und im Job sind. Sandra Dostal ist einer von ihnen: Herausforderungen sind für sie ein Vergnügen, und wenn es einmal nicht läuft, findet sie einen Weg. Begegnung mit einer Optimistin.

(kb) Wer der festen Überzeugung ist, dass Logistikfachkräfte keine Freunde von Planabweichungen sind, hat Sandra Dostal noch nicht kennengelernt. Die junge Frau ist bei SwissOptic in der Fertigungssteuerung des Moduls Planoptik tätig und überwacht dort den gesamten Fertigungsprozess eines Produkts. «Ich begleite ein Produkt auf dem gesamten Weg durch die Fertigung und stelle sicher, dass der Prozess korrekt abläuft. Laufen wir aber Gefahr, den Liefertermin nicht einhalten zu können, dann muss ich eingreifen.» Während andere die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, leuchten ihre Augen, wenn bei ihren planen Produkten etwas nicht ganz «plan» nach Plan läuft.
«Was mir am Job ganz besonders Spass macht, sind die unzähligen Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen.» Allein das Material, mit dem sie arbeitet, ist eine Herausforderung, denn die Säureempfindlichkeit und Zerbrechlichkeit von Glas können immer wieder Ausfälle provozieren. «Bei einem Prisma zum Beispiel sind schnell 20, 30 oder gar 40 verschiedene Fertigungsschritte nötig. Wenn bei jedem Fertigungsschritt etwas schiefgeht, kann man sich schnell ausrechnen, was am Ende noch übrig bleibt.»


 «Frauen sind manchmal ein bisschen anders, aber das macht das Leben auch spannend.»


Rundum zufrieden
Aber genau das begeistert die Logistikfachfrau seit fünf Jahren, von Unzufriedenheit keine Spur. Ganz im Gegenteil: Sie muss schon eine Weile angestrengt überlegen, um etwas über die Kehrseiten ihrer Arbeit sagen zu können: «Das Einzige, was manchmal ein bisschen an die Nerven gehen kann, sind Interessenkonflikte zwischen den unterschiedlichen Abteilungen. Wenn beispielsweise der Vertrieb einen Liefertermin einhalten möchte und das für die Mitarbeiter Samstagsarbeit nach sich zieht, dann kann es schon einmal zu Spannungen kommen.» Und sie fügt mit einem Schmunzeln hinzu: «Aber gut, das gehört halt eben dazu – und schlussendlich machen wir alle unseren Job.»

Von Grund auf Handwerkerin
Seit mehr als 20 Jahren ist sie ihrem Betrieb nun treu. Bereits ihre Lehre hat sie damals bei der Firma Leica, aus der die heutige SwissOptic hervorgegangen ist, absolviert. Ihr Handwerk hat sie als Feinwerkoptikerin von der Pike auf gelernt. «Bei uns in der Fertigungssteuerung sind alle gelernte Optiker, denn wer nicht weiss, wovon er redet, kann auch nicht planen und nicht steuern.» CNC-Technik, schleifen, läppen, polieren, ansprengen – alles keine Fremdwörter für sie. Ein typischer Männerberuf also? «Nein, der Frauenanteil war während meiner Lehrzeit geringer als heute. Mittlerweile ist das Verhältnis ausgeglichen. Ausserdem sind sehr viele feine Arbeiten zu verrichten, die dann oft Frauen ausführen.» Auch die Motivation zur Feinwerkoptikerin kann durchaus sehr weiblich sein.
Eine von der Schule organisierte Betriebsbesichtigung und das Funkeln der Materialien haben bei Sandra Dostal dafür gesorgt, dass der Funke übergesprungen ist. «Es hat alles geglitzert und so schön ausgesehen, da hab ich mir gedacht, mmh, das könnte was sein», erinnert sie sich lächelnd. Zu ihrer jetzigen Stelle in der Fertigungssteuerung kam sie über eine interne Stellenausschreibung, «ein bisschen wie die Jungfrau zum Kind.» Doch nach gut zehn Jahren Tätigkeit in der Produktion bot sich ihr die Gelegenheit zur beruflichen Veränderung, die sie am Schopf packte.

Die andere Seite der Medaille
Technik und Handwerk sind jedoch nicht alles, denn für die Verbesserung und Optimierung der Prozesse ist Wissen nötig. Der GS1 Lehrgang zur Logistikfachfrau vermittelte Sandra Dostal das nötige Fachwissen. Was den Frauenanteil während ihrer Weiterbildung anbetrifft, so bot sich ein für die Logistik typisches Bild. Zwei Frauen besuchten den Lehrgang. «Die restlichen vierzehn Teilnehmer waren alles Männer. Die Logistikbranche scheint wirklich fest in Männerhand zu sein.»
Seit einem halben Jahr profitiert sie nun von den erworbenen Kenntnissen. «Technik ist die eine Sache, aber auf der anderen Seite habe ich festgestellt, dass ich die erlernten Inhalte, wie Losgrössenplanung, hier auch praktisch umsetzen kann.» Die Stufe zur Logistik­leiterin möchte sie jedoch nicht erklimmen. Nach einigen Erfahrungen in der Führung hat sie festgestellt, dass sie sich im operativen Bereich wohler fühlt.


 «Ich mag die Herausforderungen, die ich jeden Tag lösen muss.»


Fest in Frauenhand
Dass Logistik eine Männerdomäne ist, hat Sandra Dostal während ihrer Weiterbildung mit eigenen Augen gesehen. Bei ihrem Arbeitgeber sieht das allerdings ganz anders aus. Bei SwissOptic ist gerade die Steuerung fest in Frauenhand: «Wir dürfen sozusagen ein ganzes Rudel Kerle dirigieren», berichtet die Logistikfachfrau mit einem Grinsen. Eine Tatsache, die von ihren männlichen Kollegen mittlerweile akzeptiert wird. Waren zunächst Skepsis und Distanz vorzufinden, so sind mittlerweile Anerkennung und Zufriedenheit eingekehrt. «Die Rückmeldungen, die ich bekommen habe, sind gut. Also läuft es doch mit uns Frauen!»

Auf zu neuen Ufern
Eigentlich könnte man meinen, dass bei all der Begeisterung und Zufriedenheit kein weiterer Ansporn mehr nötig wäre. Und dennoch, eines motiviert Sandra Dostal ganz besonders zum Arbeiten: das Reisen. Einmal im Jahr wandelt sie auf weniger ausgetrampelten Pfaden und bereist unerschrocken alle Ecken und Enden der Erde. «Reisen öffnet den Horizont und macht in einem gewissen Masse auch glücklich.» Es gibt wenig, was sie vom Reisen abhält. Lediglich politisch instabile Regionen meidet sie: «Ganz oben auf meiner Wunschliste stehen Jordanien oder auch Myanmar, aber da ist es mir einfach noch zu unsicher. Die sollen sich erst einmal einigen.»
Für ihre nächste Reise wird sie sich warm anziehen müssen: «Wir planen eine Woche Lappland, mit Eishotel, Hundeschlittenfahren und allem Drum und Dran.» Trotz allem Fernweh weiss sie von den Schokoladenseiten der Schweiz zu profitieren, denn Mountainbiking kommt bei Sandra Dostal gleich nach dem Reisen.

Des Glückes Schmiedin
Zum Schluss drängt sich noch die Frage nach den Wünschen, Plänen und Visionen auf. Viele würden wohl sofort Geld, Ruhm und Erfolg aufzählen. Sandra Dostal überlegt kurz. Wunschlos glücklich also? «Eigentlich schon», antwortet sie lächelnd und fügt hinzu: «Jeder Mensch ist für das eigene Glück zuständig. Klar gibt es schlechte Tage, aber grundsätzlich bestimmt jeder sein Leben selber. Und wenn etwas nicht passt, dann sollte ein anderer Weg eingeschlagen werden.» Eine gute Lebenseinstellung, die sicher nicht nur in der schnell­lebigen Logistik von Nutzen ist.

Katharina Birk


 

 

SwissOptic AG

Als Tochterunternehmen der Berliner Glas Gruppe steht die SwissOptic AG für die Entwicklung, Herstellung, den Vertrieb und Handel von optischen sowie optronischen Komponenten, Baugruppen bzw. Systemen. Diese Bauteile finden bei den Kunden Anwendung in den Bereichen Medizin-, Mess-, Sicherheits- und Wehrtechnik sowie in der Halbleiterindustrie. Zur Montage der Baugruppen und Systeme werden an den Standorten Heerbrugg und Wuhan (China) in der Produktion anspruchsvolle präzisionsoptische Linsen, Asphären und Prismen gefertigt. Diese werden mit höchst funktionellen und kundenspezifischen Beschichtungen veredelt. Im Modul Planoptik werden Hunderte unterschiedlicher planoptischer Kom­ponenten und Baugruppen hergestellt. Diese dienen beispielsweise zur Um­lenkung eines Lichtstrahls, zur Aufteilung eines Lichtstrahls in verschiedene Richtungen oder als Eintrittsfenster in optronische Baugruppen.

 

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