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«Der Lernstoff ist sehr umfangreich»

Sead Racipi meldete sich voller Elan, aber etwas arglos für den Lehrgang zum eidgenössisch diplomierten Supply Chain Manager an. Er absolvierte die anspruchsvolle Ausbildung gleichwohl und machte damit einen wichtigen Karriereschritt. 

Nur wenig in Sead Racipis bisherigem Werdegang deutet auf sein noch junges Alter hin: Der 30-Jährige hat sich beruflich bereits weit entwickelt und schreckt auch vor anspruchsvollen Weiterbildungslehrgängen nicht zurück. «Erst absolvierte ich im Bereich Medizinaltechnik eine vierjährige Lehre zum Polymechaniker, arbeitete danach aber nur sechs Monate auf dem erlernten Beruf. Anschliessend stieg ich als Messtechniker in die Qualitätssicherung ein», schaut Racipi zurück. Zunächst noch in seiner angestammten Branche tätig, wechselte er 2011 als Qualitätsassistent in die Uhrenindustrie.

Im Grossen den Blick fürs Kleine haben
Im neuen Umfeld verspürte der Solothurner erstmals Lust, seinen Wissenshorizont zu erweitern, und durchlief von 2009 bis 2012 erfolgreich den dreijährigen Diplomlehrgang zum Techniker HF Unternehmensprozesse. «Mit dieser breit gefächerten Weiterbildung erwarb ich mir das nötige Rüstzeug, um die Gesamtheit der Abläufe in einem Unternehmen zu verstehen und zu bewältigen», erklärt Racipi.

Im Anschluss an die Weiterbildung habe er deshalb sein Wissen anwenden wollen und eine neue Herausforderung gesucht. Er fand sie als Supply Chain Manager in der Automobilindustrie, wo er die nächsten viereinhalb Jahre tätig war. Dieser Wechsel stellte sich für den jungen Berufsmann als Sprungbrett für seinen nächsten Karriereschritt heraus. Denn der globale Blick auf die gesamte Wertschöpfungskette fasziniert Racipi: «Man muss im Grossen den Blick fürs Kleine behalten, die Zusammenhänge begreifen und wissen, wie die Schnittstellen funktionieren.» Mit seiner ersten Weiterbildung hatte er das Fundament für diese Fähigkeit zwar gelegt. Doch Racipi war bewusst, dass er fundierteres Know-how in Supply Chain Management benötigte, um sich in dieser noch jungen Berufsgattung zu etablieren.

Arglos die Ausbildung gestartet
«Auf der Suche nach Ausbildungsmöglichkeiten stiess ich auf den Lehrgang zum eidgenössisch diplomierten Supply Chain Manager von GS1 Switzerland, der mir zusagte.» Sein Ziel: Fachwissen im Bereich Supply Chain Management zu erwerben und zu stärken sowie verschiedene Arbeitsinstrumente kennenzulernen und in der Praxis anzuwenden. Racipis Arbeitgeber war mit seinen Weiterbildungsplänen einverstanden. Er unterstützte ihn teilweise finanziell, nicht aber zeitlich, sodass Sead Racipi die anderthalb Jahre dauernde Ausbildung mit seinem Vollzeit-Arbeitspensum verbinden musste.

«Ich war etwas naiv, als ich mich für die Weiterbildung entschied», meint der Experte heute. Er habe sich den Lehrgang, den er 2016 begann und der alle zwei Wochen zwei Unterrichtstage vorsieht, weniger anspruchsvoll vorgestellt: «Mit den Prüfungen und der Diplomarbeit hatte ich mich vorab nicht gross beschäftigt.» Als besonders herausfordernd empfand es der Supply Chain Manager, die grossen Mengen an Lernstoff in der vergleichsweise kurzen Lehrgangszeit zu bewältigen. «Es braucht sehr viel Selbststudium. Ich bin froh, dass ich zur Zeit der Ausbildung noch keine Kinder hatte», meint Racipi, der unterdessen Vater zweier Kleinkinder ist. So habe er in den unterrichtsfreien Wochen ebenfalls jeweils zwei Tage fürs Lernen aufgewendet. Dabei half es ihm, entlang der vorgegebenen Lernziele Zusammenfassungen des Lernstoffs zu schreiben. «Ausserdem haben wir uns oft in der Lerngruppe getroffen. Dieser Austausch war für mich sehr hilfreich.»

Neue Stelle geschaffen
Ende 2017 hielt Sead Racipi sein Diplom in der Hand. Damit einher ging der Wunsch, mehr Verantwortung am Arbeitsplatz zu übernehmen. Da sich an der angestammten Stelle keine Möglichkeit ergab, schaute er sich nach einer neuen Wirkungsstätte um.

In dieser Zeit wurde Racipi von einem ehemaligen Vorgesetzten kontaktiert, der ihn für die Einführung eines ERPSystems an seinem neuen Arbeitsort anfragte. Er erklärte dem Geschäftsführer des auf Kransysteme spezialisierten Unternehmens Brun Marti Dytan AG die Prozesse für die Implementierung der Software. «Daraus entstand vor einem Jahr meine heutige Stelle als Leiter Supply Chain Management und ERP», freut sich Racipi, der einen Mitarbeitenden unter sich hat. Das Unternehmen produziert, liefert und montiert kundenspezifische und standardisierte Kransysteme, Seilzüge und Krankomponenten. Racipi koordiniert die Abläufe mit Lieferanten, die Bewirtschaftung des Ersatzteillagers sowie die Schwertransporte und die Montage bei den Kunden des Unternehmens. «Ohne die Ausbildung hätte ich diese Möglichkeit nicht erhalten. Hier kann ich vor allem mein Wissen aus dem ERP-Bereich sehr gut umsetzen », erklärt er. Seit er den Titel als diplomierter Supply Chain Manager trage, sei er zudem auf dem Arbeitsmarkt gefragt. «Ich werde immer wieder von Headhuntern kontaktiert.»

Sead Racipi hat seine Berufskarriere zielstrebig angepackt und schon viel erreicht. Eine zusätzliche Weiterbildung ist vorerst nicht angedacht, auch deshalb, weil er bereits ein hohes Niveau erreicht hat, so der Supply Chain Manager: «Mein Diplom steht auf der Ebene eines Bachelorabschlusses. Der nächste Schritt wäre somit ein Masterstudium. Doch momentan hat nun die Familie Vorrang.»

Julia Konstantinidis

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