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«Der Automatisierung sind eigentlich fast keine Grenzen gesetzt.»

Daniel Hauser, Managing Director Switzerland Warehouse & Distribution Solutions, Swisslog AG, Buchs(as) Der Intralogistikspezialist Swisslog hat volle Auftragsbücher. Kein Wunder, denn mit den Lösungen von Swisslog steigern die Kunden die Effizienz ihrer Lager. Arbeitsplatzergonomie, Handling schwerer Waren und komplexe Kleinteilelogistik sind für Daniel Hauser, Managing Director Switzerland Warehouse & Distribution Solutions, die Themen der Zukunft.

GS1 network: Über welche aktuellen Entwicklungen können Sie berichten?

Daniel Hauser: Wir sind derzeit sehr gut ausgelastet und können uns nicht beklagen. Wir möchten auch nicht in den allgemein pessimistischen Chor mit einstimmen, weil wir uns schon zum Jahresbeginn über neue Grossaufträge freuen durften. Den einen erhielten wir von einem grossen Pharmakonzern, für den wir die Software für alle automatischen Lager weltweit implementieren dürfen. Dazu kommen zwei weitere Aufträge aus Deutschland, einer von Hama, der andere von der deutschen Niederlassung des US-Unternehmens Fossil. Ausserdem haben wir einen guten Auftragsbestand aus dem Jahr 2011.

Welche Gründe waren ausschlaggebend, dass sich diese Auftraggeber für Swisslog entschieden haben?

Beim Auftrag aus der Pharmabranche war es unsere jahrelange Erfahrung mit Softwareprojekten im Pharmabereich. Wir konnten unsere Kunden überzeugen, dass wir wissen, wovon wir sprechen. Wir haben auch für die Pharmafirma Baxter alle europäischen Standorte mit unserer Software ausgerüstet. Das war natürlich eine hervorragende Referenz, gerade mit Blick auf die für Pharmafirmen wichtigen Themen Validierung und Prozesssicherheit. Dazu addierte sich unsere globale Präsenz.

Bei Hama konnten wir uns gegen starke Konkurrenz durchsetzen. Dazu beigetragen hat nicht nur unser überzeugendes Lösungskonzept SmartCarrier, sondern letztlich auch unsere jahrelangen Erfahrungen auf dem Gebiet der Realisierung und der partnerschaftliche Ansatz, den wir bei Swisslog seit Jahren verfolgen. Unsere Lösung kann sich optimal an veränderte Auftragsgrössen anpassen.

Stellt denn der Onlinehandel ganz spezielle Anforderungen an die Intralogistik?

Bei solchen Unternehmen sind es meist sehr kleine Bestellungen, vielfach handelt es sich nur um einen Artikel pro Auftrag, der zudem rasch ausgeliefert werden muss. Das ruft nach einer effizienten Kleinteilelösung. Zudem gibt es ein grosses Artikelspektrum, weil die Anbieter eine breite Produktepalette bieten müssen.

Welche weiteren Zukunftstrends sehen Sie in der Intralogistik?

In Zukunft werden Prozesssicherheit und Ergonomie der Arbeitsplätze wichtige Themen sein. Gerade Letzteres wird immer bedeutsamer, beispielsweise an Kommissionierplätzen. Bisher müssen sich dort Mitarbeitende mit ganz unterschiedlichen Körpergrössen an die Höhe des Arbeitstisches anpassen. Umgekehrt wäre es aber richtig. Wir werden deshalb an der Messe LogiMAT einen ergonomisch gestalteten Kommissionierplatz vorstellen.

Ein weiterer Aspekt ist das Handling schwerer Waren. Hier sehen wir den Trend zu vollautomatischem Handling. Derzeit realisieren wir für einen Kunden in Deutschland ein hochdynamisches Tiefkühllager. Das Kommissionieren erfolgt dort so, dass die Pakete auf eine Palette oder einen Rollcontainer geschoben und nicht gehoben werden. Wenn die erste Lage voll ist, senkt sich der Ladungsträger automatisch ab. Neue Ware wird dann einfach obendrauf geschoben. Wir wollen damit das Gewicht, welches ein Mitarbeiter im Laufe eines Arbeitstages heben muss, möglichst weit senken.

Ein weiterer Trend ist, dass Geschäfte zunehmend weniger Lagerfläche haben und sich deshalb öfter beliefern lassen müssen. In städtischen Lagen lässt sich das auch gut mit den Kosten der Lagerfläche begründen. Deshalb muss vom Verteilzentrum mehrmals in kleineren Mengen nachgeliefert werden. Zudem steigert die wachsende Produktvielfalt die möglichen Bestandteile einer Lieferung. Wo früher ganze oder halbe Paletten eines Artikels gefahren wurden, gibt es heute viel mehr kleinere Mengen. Das bedingt entsprechende technische Lösungen in der Kleinteilelogistik.

Wieweit bringt Swisslog selbst innovative Technologien in den Markt?

Mit unseren Kleinteilelager- und Kommissioniersystemen AutoStore und SmartCarrier haben wir kürzlich zwei sehr innovative Technologien in den Markt gebracht. Die erste Schweizer AutoStore-Anlage ist seit November 2011 bei der Firma Antalis in Lupfig im produktiven Einsatz. Weitere Anlagen, zum Beispiel bei Brack.ch in Willisau, werden demnächst in Betrieb genommen. Die ersten SmartCarrier-Anlagen sind zurzeit in Realisierung, zum Bei- spiel bei Hama in Deutschland. Wir freuen uns, an der LogiMAT in Stuttgart weitere innovative Technologien vorzustellen. Ausserdem ist das Innovationsmanagement bei Swisslog ein äusserst wichtiger, bereits gut etablierter Prozess.

Wie weit kann man die Automatisierung in der Intralogistik denn treiben?

Eigentlich sind der Automatisierung fast keine Grenzen gesetzt. Ein wichtiger Aspekt und Treiber der Automatisierung ist die Verbesserung der Prozesssicherheit. Andererseits sind das Reduzieren der von den Mitarbeitenden zu bewegenden Waren sowie die Berücksichtigung der ergonomischen Anforderungen wesentliche Faktoren zur Steigerung der Automatisierung. Zentral sind für uns natürlich immer die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, denn eine Automatisierung muss sich rechnen.

«Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis RFID günstiger wird und schliesslich sogar eine Auszeichnung auf Produktebene erfolgt.»Welche Vorteile bringt die Nutzung von RFID oder von GS1 Barcodes in der Intralogistik?

Es ist nicht mehr wegzudenken, einen Barcode auszulesen und damit die nötigen Informationen zu erfassen. Mit Blick auf die Prozesssicherheit dürfte RFID aber nochmals einen Schritt nach vorn erlauben. Man kann mit einfachen Mitteln kontrollieren, ob die richtigen Waren auf der richtigen Palette sind, wenn man zum Beispiel direkt vor dem Verladen kontrolliert. Dafür besteht nach unseren Beobachtungen grosser Bedarf. Eine solche Kontrolle ist zwar auch mit einem Barcode möglich, aber wesentlich aufwendiger. Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis RFID günstiger wird und schliesslich sogar eine Auszeichnung auf Produktebene erfolgt.

Welchen Sicherheitsanforderungen müssen Lager genügen, und wie werden diese erfüllt?

Ein wichtiges Thema ist hier die Brandsicherheit mit Blick auf die Vermeidung eines Produktions- oder Lieferausfalls. Wir setzen dabei auf die Brandverhinderung durch die Reduktion des Sauerstoffgehalts der Luft im Lager. Mit diesem Verfahren sind wir in der Brandbekämpfung einen wesentlichen Schritt voraus. Mehrere Swisslog- Kunden, die den Erhalt der kurzfristigen Lieferfähigkeit als existenziell wichtig einstufen, haben sich bereits dafür entschieden.

Swisslog möchte den eigenen Wertschöpfungsanteil erhöhen. Wie erfolgt das?

Noch vor ein paar Jahren hatten wir keine eigenen mechanischen Komponenten. Wir entwickelten Software und Steuerungen und konzentrierten uns auf die Integration der Anlagenkomponenten. Heute kommen jedoch die gebräuchlichsten Komponenten aus unserem Haus. Was wir früher komplett eingekauft haben, stellen wir nun zu einem grossen Teil selbst her. Bei der Entwicklung unserer Lösungen stehen Kundenbedürfnisse und Herausforderungen des Logistikalltags im Fokus. Um unseren Kunden die bestmögliche Lösung anzubieten, basieren viele unsere Konzepte auf eigenen Schlüsselprodukten. Unsere Komponenten wurden weiterentwickelt und erfüllen in vielen Belangen noch besser die Kundenbedürfnisse.

Der Umsatzanteil aus Services beträgt rund einen Drittel und soll weiter ausgebaut werden. Welche Leistungen erbringen Sie hier, wo liegt Potenzial?

Dank unserer langjährigen Erfahrung im Realisieren von Projekten, der Weiterentwicklung von Software und Steuerungssystemen sowie im Support können wir unseren Kunden individuelle Dienstleistungen anbieten und garantieren eine Betreuung rund um die Uhr mit kürzesten Reaktionszeiten. Seit 2011 bieten wir unseren Kunden auch die Lagerverwaltung in SAP-EWM, Extended Warehouse Management, an. Diese Dienstleistung erbringen wir in Zusammenarbeit mit unserem Exklusivpartner, dem deutschen Unternehmen prismat. In diesem Verbund verfügen wir über ausgewiesene Erfahrung und zahlreiche namhafte Referenzen, wenn es um die Steuerung automatischer Lager durch SAP-EWM geht.

Was könnte noch erweitert werden?

Mit unseren System-Operating-Lösungen übernehmen wir für die Kunden den technischen Betrieb ihrer Logistikanlage. Dabei stehen wir mit unseren Teams, die permanent direkt beim Kunden sind, für die höchste Verfügbarkeit und den regelmässigen Unterhalt der Anlage ein. Unsere Kunden können sich somit auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren und die Anforderungen ihrer Endkunden optimal erfüllen.

Die Fragen stellte Alexander Saheb.

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