gs1-neton-header-05.jpg

Workshop zur Digitalisierung und Rückverfolgbarkeit in einer Kreislaufwirtschaft

Am 1. Oktober 2020 veranstalteten GS1 Switzerland und Madaster Schweiz einen dreistündigen Workshop zum Thema «Herausforderungen bei praktischen Anwendungen der Rückverfolgbarkeit in einer Kreislaufwirtschaft». 

Die Teilnehmer aus verschiedenen Firmen der Schweizer Bauindustrie deckten mit ihrer Erfahrung aus Planung, Bauherrschaft, Systemherstellung, Unterhalt und Betrieb einen grossen Teil der Wertschöpfungskette ab.
Die Zielsetzung bestand darin, a) die derzeitigen Probleme in der typischen Wertschöpfungskette (siehe Abbildung 1.) der Bau-Industrie zu identifizieren; b) benötigte Daten und sowie die Infrastruktur zu erfassen, damit die Rückverfolgbarkeit von Gütern und Produkten ermöglicht wird; c) anzustrebende Aktivitäten zu vereinbaren und eine nachhaltige Durchdringung der Bauindustrie zu erzielen, z.B. durch Vereinbarung gemeinsamer Themen, Projekte, Partner (Stakeholders) und Zeitrahmen. 


Abbildung 1: Wertschöpfungskette

Nach der Vorstellung von GS1, den Grundlagen des GS1 Systems (Identify-Capture-Share-Use) sowie dessen Anwendung in den Technischen Industrien durch Uwe Rüdel erfolgte eine kurze Übersicht über Madaster durch Marloes Fischer. Madaster ist eine globale Online-Plattform, die eine zirkuläre Nutzung von Produkten und Materialien in der gebauten Umwelt ermöglicht. Die Mission besteht darin, Material für immer verfügbar zu machen, indem ihm eine Identität über alle Lebenszyklen gegeben wird, z.B. in der Form eines Gebäudepasses. 

Das Konzept eines Gebäudepasses basiert auf der eindeutigen Identifizierung von Materialien und stimmt mit dem Anspruch von GS1 überein, durch die gleichzeitige Identifizierung von physischen Artikeln sowie der Generierung der jeweiligen Stammdaten einen digitalen Zwilling zu schaffen, der über alle Lebenszyklen die Rückverfolgbarkeit eines Materials bzw. eines Produkts sicherstellt(siehe Abbildung 2) .
 

Abbildung 2: Datenmanagement in der modernen Wertschöpfungskette

 
Am Ende der Veranstaltung konnten die folgenden, interessante Schlussfolgerungen gezogen werden: 
 
1.) Das Identifizieren von Produkten, Materialien, Bauten, Service- und Dienst-leistungen stellt die Grundlage der modernen Materialwirtschaft dar. Gemeinsam mit Herstellern und GS1 sollten die jeweils passenden Identifikationsschlüssel für die verschiedenen Produkte und Güter ausgewählt werden, z.B. GTIN, sGTIN oder GIAI. Bereits bestehende Erfahrungen aus anderen Industrien liefern dazu wichtige Hinweise und erleichtern die Anwendung. 
 
2.) Gemeinsam definierte Standards könnten am Ende der Fertigstellungphase helfen, über einheitliche Formate für Verträge, Daten-Modelle, Berechnungen, Pläne etc. den Unterhalt zu vereinfachen und die Effizienz während des Facility Managements zu erhöhen. 
 
3.) Die zur Erfassung der Produkte notwendigen Datenträger (2D DataMatrix, QR-Codes oder RFID-Tags) sollten gemeinsam von Industrie-Vertretern und Herstellern gemeinsam mit GS1 ausgewählt und deren Alltagstauglichkeit in einem Pilotversuch unter Beweis gestellt werden. Durch die mögliche Automatisierung der Bestell-, Transport und Lieferprozesse kann ein beträchtlicher Mehrwert für die Baustellen-Logistik generiert werden.
 
4.) Sicherstellen, dass die Dokumentation der Gebäudedaten (Pläne, Modelle, Produktdatenblätter, etc.) über alle Lebenszyklen hinweg für die Bauherren aber vor allem für die späteren Gebäudeeigentümer zur Verfügung gestellt werden. 

Uwe Rüdel
Nach oben