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«Der Steuerfranken wird sehr gut eingesetzt»

«Der Steuerfranken wird sehr gut eingesetzt»Franco Miani, Leiter Bildung bei GS1 Schweiz, freut sich über die Höhe der neuen Bundessubventionen für Weiterbildungskurse der höheren Berufsbildung. Aus seiner Sicht war der Schritt überfällig und beseitigt Marktverzerrungen.

GS1 network: Wie ist Ihre Reaktion auf die neue Subventionsregelung?
Franco Miani: Ich bin erfreut und positiv überrascht. Insbesondere bin ich erstaunt über die Höhe der Beiträge. Die wenigsten haben wohl damit gerechnet, dass der Bund gleich 50 Prozent der Kurskosten übernimmt. Das ist für mich ein klares Bekenntnis des Bundes zur höheren Berufsbildung und unterstreicht deren Bedeutung.

Geht die neue Finanzierungsregelung in die richtige Richtung?
Ja, der Schritt war überfällig. Bisher war die vom Bund betonte Gleichwertigkeit von höherer Berufsbildung und akademischer Bildung ein Lippenbekenntnis. Finanziell wurden nur akademische Angebote unterstützt. Seit einigen Jahren werden immerhin die Berufs- und höheren Fachprüfungen per se subventioniert. Das war aber nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Jetzt hat der Bund die volkswirtschaftliche Bedeutung der höheren Berufsbildung erkannt und lässt den Worten Taten folgen. Ich bin überzeugt, dass der Steuerfranken gut eingesetzt wird. Die Investition wird sich auszahlen. Einerseits natürlich für die Studierenden, andererseits profitieren auch der Bund und unsere Volkswirtschaft von einer hohen Bildungsrendite.

Die GS1 Kurse dauern drei Semester und die Subventionen werden erst nach der Prüfung ausbezahlt. Können sich die Kursteilnehmenden so lange zwischenfinanzieren?
Das wird sich zeigen. Ich gehe davon aus, dass sie Mittel und Wege finden werden. Sei dies mit dem Arbeitgeber, über das private Netzwerk oder mit einer Banklösung. Bisher waren sie ja in derselben Situation – ausser dass am Ende gar nichts subventioniert wurde. Zudem können finanziell schwächer gestellte Personen beim Bund die Auszahlung von Teilbeträgen bereits während des Lehrgangs beantragen.

Wie ist die Nachfrageentwicklung bei den drei Kursen von GS1 Schweiz, die unter die neue Regelung fallen?
Noch merken wir nicht allzu viel davon. Die grosse Informationskampagne startet ja erst gegen Ende Jahr. Ich gehe davon aus, dass wir im Frühling zum Semesterstart etwas merken werden.

Wird die neue Regelung den Weiterbildungsmarkt verzerren?
Im Gegenteil, sie wird bestehende Verzerrungen aufheben. Zum einen wird die höhere Berufsbildung nicht mehr gegenüber den akademischen Weiterbildungen benachteiligt. Zum anderen sorgt die neue Regelung dafür, dass alle Weiterbildungsanbieter die gleichen Voraussetzungen haben. Auch in unserer Branche konnten viele Institute dank der kantonal geregelten Subventionierung sehr tiefe Preise anbieten. Wir waren dazu nicht in der Lage, weil kaum Subventionen an GS1 flossen. Heute liegen unsere Preise im unteren Mittelfeld, ohne dass wir sie geändert hätten. Also haben wohl praktisch alle anderen Anbieter ihre Preise nach oben angepasst. Das zeigt, dass wir bisher richtig und fair kalkuliert haben.

Wie stark ist die Unterstützung, die Kursbesucher bisher seitens der Arbeitgeber erfahren?
Eine genaue Aussage ist schwierig. Bei rund 50 Prozent der Teilnehmenden dürfen wir dem Arbeitgeber einen Teil oder den ganzen Betrag in Rechnung stellen. Allerdings haben einige Teilnehmende private Vereinbarungen mit den Arbeitgebern. Laut dem «Bildungsbericht Schweiz» von 2014 decken rund 20 Prozent der Studierenden die Kosten selber, die übrigen erhalten Unterstützung vom Arbeitgeber, beispielsweise durch die gesamte oder teilweise Übernahme von Kurs- oder Prüfungskosten sowie vergütete Abwesenheit.

Wie gross ist das Risiko, dass Arbeitgeber ihre finanziellen Zuwendungen um die Summe der Bundessubventionen reduzieren, die Kosten also einfach auf den Staat überwälzen?
Vielleicht bin ich etwas blauäugig, aber ich halte das Risiko für gering. Es wäre ein Armutszeugnis für eine Firma, wenn sie so handeln würde. Entweder hat sie die strategische Bedeutung der Personalentwicklung erkannt und ist bereit, in gut ausgebildetes Personal zu investieren – oder eben nicht. Das gilt unabhängig von den neuen Subventionen. Weitsichtige Firmen werden dieselben Beträge aufwenden, die anderen werden weiterhin nicht investieren. Deshalb glaube ich, dass der Bund seine Ziele mehrheitlich erreichen wird: die Weiterbildungsteilnehmer finanziell entlasten, nicht deren Arbeitgeber.

Die Fragen stellte Alexander Saheb
 

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