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Frauenpower an der Diplomfeier

Drei Frauen und ein Mann erzielten die Bestnoten bei den eidgenössischen Prüfungen Logistikfachmann/-frau, Logistikleiter/-in und Supply Chain Manager. Das ist bemerkenswert, da Frauen in der Branche generell in der Minderheit sind.

«Hallo Klassenchefin, schön dich wiederzusehen », begrüsst ein junger Mann die Frau, die sich in der Stuhlreihe an ihm vorbeischiebt. Die Wiedersehensfreude ist gegenseitig und die beiden beginnen sofort, sich über frühere Zeiten zu unterhalten. Dass sie sich an diesem Abend im Saal Trianon des Berner Hotels Schweizerhof wieder begegnen, ist kein Zufall: In wenigen Minuten werden hier in festlicher Atmosphäre Fachausweise und Diplome für frischgebackene Logistikfachmänner und -frauen, Logistikleiterinnen und -leiter sowie Supply Chain Manager verliehen.

Anspruchsvolle Lehrgänge
Sie alle mussten sich diese Auszeichnungen hart erarbeiten. Eine «taffe Angelegenheit » nennt denn auch Thomas Bögli in seiner Ansprache die Weiterbildungslehrgänge, deren erfolgreicher Abschluss an diesem Freitagabend im Februar gefeiert wird.

Die Zahlen geben dem Geschäftsleitungsmitglied von GS1 Switzerland recht: Von den 171 zur Prüfung angemeldeten Kandidierenden des Lehrgangs Logistikfachmann/-frau schaffte lediglich ein Drittel das Examen. Bei den Logistikleiterinnen und -leitern er- reichten sechs von zwölf Prüflingen den Diplomierten-Status. Am höchsten war die Erfolgsquote bei den Supply Chain Managern: Fünf von acht Kandidierenden bestanden die Prüfungen.

Allein unter Männern
Unter den Absolventinnen und Absolventen ist auch Valérie Messer, die den Lehrgang zur Logistikfachfrau absolviert hat. Sie hält für die rund 150 Gäste eine Rückschau auf ihre abwechslungsreiche Ausbildungszeit. Vor allem an die Klassenzusammensetzung habe sie sich anfangs gewöhnen müssen, meint die gelernte Pharma-Assistentin. «Beim Lehrabschluss in meinem vorherigen Beruf waren wir zu hundert Prozent Frauen. Am ersten Tag der Ausbildung zur Logistikfachfrau war ich hingegen die einzige Frau neben 18 Männern.»

Das Ungleichgewicht der Geschlechter hinderte Messer allerdings nicht daran, vor allem gute Erinnerungen an die Fortbildung zu erwähnen: Der gute Klassenzusammenhalt, der auch bei Lernkrisen oder nach Prüfungen über Zweifel hinweggeholfen hat. Oder die Vielfalt des Unterrichts, der für alle Interessen etwas bot.

Beste Voraussetzungen geschaffen
Alle Absolventinnen und Absolventen haben sich mit den Weiterbildungen beste Voraussetzungen für ihre Karriere geschaffen – und wohl auch finanzielle Vorteile. Bevor Laudator Stephan Mathys den Logistikfachmännern und -frauen ihre Fachausweise übergibt, redet ihnen der Präsident der Prüfungskommission für die Berufsprüfung zum Logistikfachmann aber noch ins Gewissen: Geld allein mache nicht glücklich. «Andere Menschen glücklich zu machen, ist eine wahre Kunst», betont Mathys. Und die Freude, die diese Fähigkeit bereite, sei mit keinem materiellen Wert aufzuwiegen. Sein abschliessender Rat deshalb: «Seid lieb zueinander.»

Weiterbildungsträume verwirklichen
Von der Liebe, die auch der Berner Troubadour Oli Kehrli in seinen musikalischen Einlagen besingt, kommt Guido Grütter zum Träumen. «Sie haben sich mit der Weiterbildung einen Wunsch erfüllt. Machen Sie weiter so und verwirklichen Sie Ihre Träume», ermuntert der Prüfungspräsident der Höheren Fachprüfung zum eidgenössisch diplomierten Logistikleiter sein Publikum. Dabei hat er vor allem den Wissenserwerb im Fokus. «Ich würde mich freuen, einige von Ihnen in den kommenden Jahren wieder an einer Diplomfeier begrüssen zu dürfen», so Grütter.

Vorerst sind jedoch alle mit dem bisher Erreichten zufrieden. Auch die fünf frischgebackenen Supply Chain Manager, die ihre Diplome aus der Hand von Thomas Bögli entgegennehmen, da Laudator George Burkhardt auf dem Weg nach Bern im Stau stecken geblieben ist.

Allein unter Frauen
Bevor Bögli nach der Diplomübergabe den Apéro eröffnet, hat er noch eine Überraschung parat: die Auszeichnung der Prüfungsbesten. Dabei trumpfen die Frauen trotz ihrer klaren Minderzahl gross auf. Sowohl bei den Logistikfachfrauen und -männern als auch bei den Supply Chain Managern haben Frauen die Bestnoten erreicht. Mit Nayra Pancera und Cindy Mathys werden zwei Supply Chain Managerinnen gleichzeitig geehrt, da ihre Punkteverteilung dieselbe ist. Zudem befindet sich eine alte Bekannte unter den Ausgezeichneten: Die Rednerin Valérie Messer erzielte mit einem Notendurchschnitt von 5,5 bei den Logistikfachfrauen und -männern das Spitzenresultat. Marcel Beutler rettet immerhin die Ehre der Männer und siegt bei der Prüfung zum Logistikleiter.

 Alle Prüfungsbesten erhalten eine Uhr der Marke Omega, Modell Speedmaster. Diese wird in der Sparte der Logistikfachfrauen und -männer von GS1 Switzerland gesponsert. Den Preis für den besten Logistikleiter übernimmt der Logistikleiter Club Schweiz und denjenigen für die Supply Chain Managerinnen das Unternehmen Staufen Inova.

Schokolade gegen Lernstress
Bei Häppchen und einem Glas Wein unterhalten sich die Gäste rege und geniessen noch einmal das Zusammensein. Die beiden ausgezeichneten Supply Chain Managerinnen stossen mit ihren Klassenkolleginnen und -kollegen auf den Erfolg an. Auf die Frage, was gegen den Lernstress geholfen habe, schallt es wie aus einem Mund: «Schokolade».

Für Ahmet Karadeniz hingegen war der Austausch mit seinen Klassenkollegen wichtig «und die Unterstützung seitens des Arbeitgebers», so der frisch diplomierte Logistikleiter. Während der Feier habe er sich noch einmal an die Ausbildungszeit erinnert. «Es war eine intensive Zeit und ich verspüre jetzt eine grosse Erleichterung.» Die Mühen haben sich für ihn gelohnt: «Ich habe intern meine Funktion wechseln können.»

Was die Zukunft für Ronja Jeker bereithält, ist noch ungewiss. Die 23-Jährige genoss die Ausbildung zur Logistikfachfrau wohl vor allem deshalb, weil sie mit der Unbeschwertheit des «Klassen- Kükens» an die Schulung herangegangen ist. «Lange merkte ich gar nicht, dass es darum geht, Prüfungen bestehen zu müssen», meint sie leichthin. Als es dann aber um die Wurst ging, habe ihr das Pauken in der Lerngruppe sehr geholfen.

Julia Konstantinidis

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