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Wie die SBB die Zukunft plant

Wie die SBB die Zukunft plantSeit 2003 verzeichnet die SBB einen Nachfragezuwachs von gegen 30 Prozent. Damit übertrifft die Entwicklung die ursprüngliche Planung (von 12 Prozent) um mehr als das Doppelte. Und bis ins Jahr 2030 wird ein weiterer Anstieg der Nachfrage um insgesamt mehr als 50 Prozent prognostiziert.

(bs) In den grossen Agglomerationen lassen neueste Prognosen für das Jahr 2030 insbesondere in den Hauptverkehrszeiten sogar mehr als eine Verdoppelung der Nachfrage gegenüber heute erwarten.

Damit wird es immer enger auf dem hoch belasteten SBB-Netz, womit die Pannenanfälligkeit steigt. Je dichter der Verkehr, desto grösser werden die Auswirkungen einzelner Betriebsstörungen auf das ganze System. Deshalb müssten bestehende Engpässe im Schweizer Schienennetz schnell beseitigt und der weitere Ausbau rasch vorangetrieben werden, forderte SBB-Chef Andreas Meyer an einer Fachtagung Anfang 2009 in Luzern. Mit dem Beschluss der eidgenössischen Räte zur «Zukünftigen Entwicklung der Bahninfrastruktur» seien die Voraussetzungen gegeben, ein erster Schritt gemacht, und man sei damit politisch «gut unterwegs», wie Meyer sagte.

Ständiger Ausbau
Die SBB befährt heute schon das weltweit am stärksten genutzte und belastete Schienennetz. Dennoch soll mit weiteren Fahrplanoptimierungen das Zugsangebot bis 2014 um weitere vier Prozent ausgebaut werden. Der nächste grössere Angebotsschritt erfolgt dann mit der Inbetriebnahme der Durchmesserlinie Zürich (DML). Mindestens ebenso wichtig wie Neuinvestitionen zum Weiterausbau der Infrastruktur seien die differenzierte Pflege der bestehenden Infrastruktur und der Substanzerhalt mit Fokus auf hoch belastete Netzteile, um auch langfristig eine hohe Anlagenverfügbarkeit sicherzustellen, sagte Meyer.

Leistungsfähiges Rollmaterial
Zur Bewältigung der Nachfrage ist die SBB nicht nur auf eine gute Infrastruktur, sondern auch auf leistungsfähiges Rollmaterial angewiesen. Als rasche Antwort auf die aktuelle Entwicklung hat die SBB 2007 und 2008 Bestellungen im Umfang von 2,5 Milliarden Franken ausgelöst. Dazu gehören:

  • die Modernisierung der «Neuen Pendel-Züge» (NPZ) mit 140 neuen Zwischenwagen (Domino) für 523 Millionen Franken: ab 2009 im Einsatz im Wallis und beim Glarner-Sprinter, ab 2010 schweizweite Migration von West nach Ost geplant;
  • 32 zusätzliche FLIRT für 419 Millionen Franken: ab 2010 schrittweiser Einsatz im RER Vaudois, in der S-Bahn Ticino TILO sowie in der Regio-S-Bahn Basel;
  • 50 Doppelstock-Triebzüge und 121 Niederflur-Doppelstockwagen für 1509 Millionen Franken: ab 2011 im Einsatz auf dem Netz des Zürcher Verkehrsverbundes sowie ab 2013 als Interregio und Regioexpress u.a. zwischen Lausanne und Genf sowie zwischen Bern und Biel.

Mit einem Gesamtvolumen von über 2 Milliarden Franken bereitet die SBB derzeit zusätzlich das grösste Rollmaterial-Beschaffungsgeschäft in ihrer Geschichte vor. Die Ausschreibung zum Kauf von 200 Doppelstock-Triebzügen (mit einer Option auf 50 weitere Kompositionen) von 100 und 200 Metern Länge und einer Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h für den Einsatz im Fernverkehr ist durch den Verwaltungsrat beschlossen.

Dieses «Investitions-Feuerwerk» in leistungsfähiges Rollmaterial erfolgt im Rahmen der langfristigen Flottenbeschaffung der SBB. Diese sieht bis ins Jahr 2030 Investitionen von knapp 20 Milliarden Franken vor (8 Milliarden Franken für den Regionalverkehr, 12 Milliarden Franken für den internationalen sowie den Fernverkehr).

Neue Herausforderungen
Diese Rollmaterial-Offensive wird nach Ansicht von SBB-CEO Andreas Meyer alleine nicht ausreichen, um den Fahrgästen und Bestellern auch im Jahr 2030 ein qualitativ hochstehendes Produkt in einem bezahlbaren Gesamtsystem anbieten zu können. Neben einer erneuerten und erweiterten Infrastruktur kommen weitere Herausforderungen auf die SBB zu. Zum Beispiel die Bewältigung eines ungleichmässigen Passagieraufkommens: Heute reisen rund 50 Prozent der SBB-Kunden in nur 25 Prozent der täglichen Betriebszeit. (Quelle: SBB).

Bernhard Stricker

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