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Logistikmarkt im Zeichen der Krise

Der Schweizer Logistikmarkt im Zeichen der Finanz- und WirtschaftskriseDie 3. Auflage der Logistikmarktstudie Schweiz steht ganz im Zeichen der aktuellen Finanz-und Wirtschaftskrise und ihrer teilweise massiven Auswirkungen auf die verladenden Unternehmen und ihre Dienstleister.

(eh/dk) War das erste Halbjahr 2008 noch durch ein solides, globales Wirtschaftswachstum sowie durch einen rasanten Anstieg des Rohölpreises geprägt, sahen sich die Unternehmen in der zweiten Jahreshälfte 2008 mit der immer grössere Ausmasse annehmenden Finanz-und Wirtschaftskrise konfrontiert.

Signifikante Nachfrageeinbrüche und Umsatzrückgänge sowie daraus resultierende Überkapazitäten waren die Folgen, mit denen die Unternehmen bis heute kämpfen. Vor diesem Hintergrund entsteht die Neuauflage der Logistikmarktstudie Schweiz.

Hintergrund: Die Logistikmarktstudie Schweiz
Der Schweizer Logistikmarkt galt bis vor gut zwei Jahren im Vergleich zu anderen Ländern als eher intransparent. Aus diesem Grund bildete sich Anfang 2007 ein Konsortium aus Wirtschaftspartnern und Förderern, welches in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Logistikmanagement der Universität St.Gallen (LOG-HSG) unter der Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Stölzle und GS1 Schweiz die Logistikmarktstudie Schweiz initiierte. Ziel ist es, den Schweizer Logistikmarkt in einer einzigen, jährlich erscheinenden Studie ganzheitlich aufzubereiten und abzubilden.

Massgebliche Inhalte der im Dezember 2007 veröffentlichten 1. Auflage waren die exakte Beschreibung und quantitative Bemessung des Schweizer Logistikmarktes sowie eine differenzierte Betrachtung der einzelnen Logistikteilmärkte.

Im Rahmen der im Dezember 2008 erschienenen 2. Auflage galt es, die Resultate der 1. Auflage zu aktualisieren, zu festigen und gegebenenfalls zu präzisieren. Erstmalig wurde eine Beschreibung der Import- und Exportkorridore der Schweiz, der Beschaffenheit internationaler Transportketten und -routen sowie verkehrsträger-spezifischer Besonderheiten vorgenommen. Des Weiteren wurde die Segmentierungssystematik der Logistikteilmärkte um branchenspezifische Querschnittsmärkte erweitert. Neben der Kontraktlogistik, den Terminaldiensten und dem Warehousing wurde die Konsumgüterlogistik quantifiziert. Ferner wurde ein Top-100-Ranking der Logistikdienstleister der Schweiz erstellt.

Im Fokus der neu entstehenden 3. Auflage liegen neben der Aktualisierung der Inhalte sowie der Fortschreibung bzw. systematischen Erweiterung vorhandener Analysen insbesondere die Integration neuer Themengebiete, die Beschreibung und Quantifizierung der Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise sowie die Neuauflage des Rankings der Top-100-Logistikdienstleister der Schweiz. Die Ergebnisse der in diesem Jahr erneut durchgeführten Unternehmensbefragung werden durch individuelle Einschätzungen von Experten aus Wirtschaft, Politik und Forschung zum Status quo sowie zur zukünftigen Entwicklung des Schweizer Logistikmarktes ergänzt. Im Folgenden werden die neuen Inhalte der Studie kurz vorgestellt.

Mietpreisniveau-Index für Logistikimmobilien
Der Mietpreisniveau-Index für Logistikimmobilien stellt die kantonalen Mietpreisunterschiede dar. Hierzu werden verschiedene Einflussfaktoren identifiziert, bewertet und abschliessend in einem Index zusammengeführt. Der Mietpreisniveau-Index dient als Grundlage, um eine individuelle Bewertung einzelner Logistikobjekte vornehmen zu können.

Die Güterverkehrsströme
Die kapazitätsorientierte Betrachtung der nationalen und internationalen Güterverkehrsströme analysiert den Strassen- und Schienengüterverkehr sowohl innerhalb der Schweiz als auch zwischen der Schweiz und anderen Herkunfts- bzw. Zielländern. Die Güterverkehrsströme werden konkreten Korridoren, auf denen der physische Transport durchgeführt wird, zugeordnet und die anteiligen Transportmengen, aufgegliedert nach Binnen-, Import-, Export- und Transitanteilen, bestimmt.

Längsschnittanalyse des Schweizer Aussenhandels
Im Rahmen der logistikorientierten Betrachtung des Schweizer Aussenhandels wird eine Differenzierung der internationalen Import- und Exportrelationen nach Gütergruppe, geografischer Lage und Verkehrsträger vorgenommen und um eine Längsschnittanalyse der Jahre 2006 bis 2008 erweitert. Hierzu wird auf Sekundärstatistiken der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV) zurückgegriffen, die um Einschätzungen ausgewählter Fachexperten ergänzt werden.

Branchenspezifische Betrachtung der Logistikkosten
In den vergangenen Jahren ist der Kostendruck sowohl bei Logistikdienstleistern als auch bei verladenden Industrie- und Handelsunternehmen kontinuierlich gestiegen. Infolgedessen gewannen die Logistikkosten sowie deren Zusammensetzung zunehmend an Bedeutung. Basierend auf den durch die Unternehmensbefragung gewonnenen Daten wird eine branchenspezifische Analyse der Logistikkosten durchgeführt und auf die Einschätzungen bzw. Erwartungen der befragten Unternehmen für das Jahr 2010 eingegangen.

Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise
Eine sinkende gesamtwirtschaftliche Nachfrage sowie Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten beeinflussen das unternehmerische Denken und Handeln von Logistikdienstleistern sowie Industrie- und Handelsunternehmen. Im Rahmen der diesjährigen Unternehmensbefragung, an der sich über 200 Unternehmen beteiligten, wurde unter anderem auf die Markteinschätzung für das Jahr 2009 sowie auf die Erwartungen an die Marktentwicklung im Jahr 2010 eingegangen (siehe Abbildungen 1 und 2).

Ist die Talsohle erreicht?
Die Zwischenergebnisse der Unternehmensbefragung belegen, dass die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise sich erst in diesem Jahr voll auf den Schweizer Logistikmarkt niederschlagen werden. Entsprechend negativ fallen die Einschätzungen der Logistikdienstleister sowie der verladenden Industrie- und Handelsunternehmen für das Jahr 2009 aus. Betrachtet wurden die Aspekte allgemeine Auftragslage, durchschnittliche Umsätze, durchschnittlicher EBIT, Profitabilität, Investitionsbereitschaft sowie Mitarbeiterzahl.

Durchschnittlich 30 Prozent der befragten Logistikdienstleister gehen für das Jahr 2009 von einer stark abnehmenden, 40 Prozent von einer leicht abnehmenden Gesamtentwicklung aus. Am gravierendsten werden nach Meinung der befragten Logistikdienstleister die «allgemeine Auftragslage» (78 Prozent) sowie die erzielbaren «durchschnittlichen Umsätze» (80 Prozent) von den Auswirkungen der Finanz-und Wirtschaftskrise betroffen sein. Die verladenden Industrie- und Handelsunternehmen schätzen die Lage etwas positiver ein. Dennoch rechnen auch hier 16 Prozent der befragten Unternehmen mit einer stark abnehmenden, 38 Prozent mit einer leicht abnehmenden Gesamtentwicklung.

Für das Jahr 2010 fallen die Erwartungen im Vergleich zum Vorjahr deutlich positiver aus und lassen auf eine Erholung der Lage auf dem Schweizer Logistikmarkt hoffen. Durchschnittlich 43 Prozent der befragten Logistikdienstleister prognostizieren eine leicht bis stark ansteigende Gesamtentwicklung, wobei etwa 24 Prozent von weiter sinkenden Mitarbeiterzahlen ausgehen. Rund 37 Prozent der befragten Industrie- und Handelsunternehmen vermuten eine leicht bis stark ansteigende Gesamtentwicklung. Hervorzuheben sind die sich gegenüber dem Vorjahr aufhellende «allgemeine Auftragslage» (48 Prozent) sowie die wieder anziehende «Investitionsbereitschaft» (36 Prozent).

Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat die Schweizer Logistikbranche hart getroffen. Nach dem Durchschreiten der Talsohle im Jahr 2009 blicken sowohl Logistikdienstleister als auch Industrie- und Handelsunternehmen wieder optimistischer auf das Jahr 2010. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie stark sich die weiterhin angespannte gesamtwirtschaftliche Lage in den kommenden Monaten auf die Akteure im Schweizer Logistikmarkt auswirken wird.

Die Ergebnisse der Unternehmensbefragung sowie die vollständig überarbeitete und erweiterte Analyse und Beschreibung des Schweizer Logistikmarktes werden in der 3. Auflage der Logistikmarktstudie Schweiz vorgestellt. Veröffentlicht wird die Untersuchung voraussichtlich im Dezember 2009.

Dr. Erik Hofmann
David Karlin

Weitere Informationen
Universität St.Gallen
Lehrstuhl für Logistikmanagement
(LOG-HSG)
Dr. Erik Hofmann, Projektleiter
Tel. +41 (0)71 224 72 95
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www.logistik.unisg.ch

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