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Bei Manor funkts

Bei Manor funktsSie sind klein, erschwinglich und stark im Kommen. RFID bietet Chancen zur Steigerung der Effektivität und der Effizienz. Der Schweizer Warenhauskonzern Manor schlägt mit dem EPC/RFID-Projekt im Non-Food-Bereich ein neues Kapitel auf.

(jh) Manor hat sich schon seit einigen Jahren mit der radiofrequenten Identifikation (RFID) auseinandergesetzt.

Für das Unternehmen ist jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen, RFID einzusetzen.

Intelligente Logistikprozesse mit RFID
Der EPC/RFID-Rollout beim Warenhauskonzern Manor AG erfolgt zunächst in den Auslieferungszentren Hochdorf und Möhlin. Mit von der Partie sind die Warenhäuser in Zürich (Bahnhof und Letzipark), Emmen- Center, Basel und Genf.

«Der Einsatz der RFID-Technologie ist eine logische Konsequenz und Weiterführung von Operational Excellence», erklärt Rainer Deutschmann, Direktor Supply Chain Management bei Manor und Mitglied der Geschäftsleitung. «Dank RFID sind wir in der Lage, unsere Prozesse weiter zu verbessern und zu optimieren, die Produkteverfolgung zu erhöhen und somit mehr Transparenz in der Warenbewegung zu schaffen », so Rainer Deutschmann.

Zurzeit werden die Versandeinheiten (Collis) und Mehrwegbehälter im Bereich Non-Food mit EPC/RFID-Etiketten ausgezeichnet. Die Kennzeichnung der Einheiten erfolgt durch die Logistikplattformen Fernost sowie direkt in den beiden Verteilzentren. Die Etikette besteht aus einem EPC/RFID-Tag mit hinterlegter Gebindenummer. Die gleichen Informationen sind zusätzlich noch in einem Barcode gespeichert, da noch nicht alle Warenhäuser am Wareneingang mit RFID-Leseeinheiten ausgerüstet sind.

Die Wertschöpfungskette weiter optimieren
Noch vor einem halben Jahr erfolgte der Warenausgang in den Verteilzentren durch manuelles Lesen der Einheiten. In einem aufwendigen Prozess wurden die Collis zu Transporteinheiten wie Paletten und Boxentürmen zusammengeführt. «Beim Verlad der Transporteinheiten kam es immer wieder zu Verwechslungen und Fehlleitungen. Falsch ausgelieferte Gebinde mussten in Kleinarbeit gesucht und die Fehler korrigiert werden», erklärt Markus Schürmann, Leiter Verteilzentrum Möhlin. «Auch der Wareneingang in den Warenhäusern erfolgte durch einen manuellen Scan-Prozess, da passieren einfach Fehler.»

Die Zielvorgaben zum RFID-Projekt waren klar: Ablösung der manuellen, zeitintensiven Scan-Prozesse, Erschliessung von Einsparungspotenzial in den Verteilzentren und Verbesserung der Prozessqualität über die gesamte Manor Supply Chain. Mit der Qualitätsverbesserung soll die Warenverfügbarkeit in den Warenhäusern spürbar gesteigert werden. Und nicht zuletzt sollen sich der finanzielle Aufwand und der Nutzen im Tagesgeschäft im Minimum die Waage halten. Die Lösungserarbeitung erfolgte innerhalb des EPC Global Standards.

Zone «in» – Zone «out»
In den Verteilzentren werden die für die Warenhäuser kommissionierten Collis und Mehrwegbehälter auf Paletten zusammengestellt. Die automatische Palettenwickelmaschine sichert die Ladung mit einer Folie, und gleichzeitig erfassen RFID-Leser die Gebindenummer der einzelnen Tags. Über die RFID-Erfassung wird die Transporteinheit gebildet und nochmals auf Richtigkeit überprüft. Der Arbeitsgang Schrumpfen–Lesen–Anzeigen–Bestätigen dauert gerade mal 40 Sekunden und ersetzt den manuellen Scan-Prozess.

Da das Binden der mit RFID-Tag gekennzeichneten Boxentürme in unmittelbarer Nähe der Palettenwickelmaschine stattfindet, musste sichergestellt werden, dass nur die Tags der kommissionierten Einheiten, die sich auf der Palette respektive auf dem Turm befinden, gelesen werden. Abschirmungen rund um die Palettenwickelmaschinen kamen für Markus Schürmann nicht infrage. Eine ausgeklügelte Software erkennt nämlich, ob sich nun die RFIDTags innerhalb der definierten Erfassungszone der Palettenwickelmaschine befinden oder ob sich die Tags ausserhalb der Zone befinden.

Die Erfassung der EPC/RFID-Labels erfolgt an allen Bindeanlagen für Boxentürme sowie an mehreren Palettenwickelmaschinen. An Durchgängen und Transportanlagen installierte RFID-Portale registrieren den Eingang in die Spedition. Zudem überwacht das RFID-System an den Rampen die Verladung der für die Warenhäuser bestimmten Transporteinheiten auf den Lastwagen.

Intelligente Mengenlehre
Mit der Umsetzung der EPC/RFID-Lösung wurde Rodata als Integrationspartner gemeinsam mit Reva Systems, Spezialist für RFID-Netzwerk-Infrastruktur, und Sirit Inc. als Anbieter von RFID-Lesern und Labels betraut. Das RFID-Transition Portal von Rodata in Kombination mit der Tag Acquisition Processor (TAP) Software von Reva ermöglicht mittels eines Algorithmus, die gelesenen Tags nach Zonen «in» und «out» zuzuordnen.

Für den Systemlieferanten Rodata bestand die grösste Herausforderung darin, tatsächlich nur die Daten der RFID-Labels zu verarbeiten, welche sich auch wirklich innerhalb der definierten Erfassungszone befinden. Reflexionen von metallischen Oberflächen wie Förderanlagen und Lagereinrichtungen oder die von vorbeifahrenden Gabelstaplern verursachten Streulesungen dürfen die korrekte Erfassung der Tags in der «In-Zone» nicht beeinträchtigen.

«Die an den Palettenwickelmaschinen installierten Antennen verfügen über eine enorme Reichweite; diese Tatsache mussten wir irgendwie in den Griff kriegen», erklärt Fredy Guillod, RFID-Projektleiter bei Manor. «Plötzlich bildet nämlich das System aus vorbeifahrenden Gabelstaplerladungen oder herumstehenden Paletten Transporteinheiten. Um dieser Tatsache entgegenzuwirken, wurden um die Erfassungszone nach aussen gerichtete Antennen installiert, die die Tags von herumstehenden Einheiten erfassen. Wird nun ein RFID-Label von den Antennen innerhalb der Erfassungszone und gleichzeitig die Tags einer vorbeifahrenden Staplerladung von den nach aussen gerichteten Antennen erfasst, filtert die TAP-Software die nicht gewünschten Gebindenummern automatisch aus. Über Displays, die über den RFID-Erfassungsportalen angebracht sind, wird der Mitarbeiter in der Verteilzentrale über die erfolgte Lesung, aber auch über mögliche Kommissionierfehler informiert. Nach erfolgter Bestätigung durch den Mitarbeiter erfolgt die Übergabe der Daten an das ERP-System. Die Verarbeitung der RFID-Daten und deren Aufbereitung in Businessinformationen wird durch die TAP-Software übernommen und über die von EPCglobal zertifizierte ALE-Schnittstelle weitergleitet. Mit dem Application Level Event (ALE) wird die Schnittstelle definiert, über die der Anwendung zusammengefasste und gruppierte EPC Daten aus unterschiedlichen Quellen zugeführt werden.

Die nächsten Schritte sind bereits geplant
Mit dem Wareneingang in den fünf Manor-Warenhäusern schliesst sich der RFID-Kreislauf. Auch hier kommen die RFID-Gates von Rodata in Kombination mit der TAP-Software zum Einsatz. Neben der modernen Mengenlehre erkennt die Software am Wareneingang der einzelnen Häuser die Bewegungsrichtung der RFID-Labels. So kann sichergestellt werden, dass nur die Einheiten erfasst werden, die auch tatsächlich das RFID-Gate passiert haben, und nicht noch zusätzlich die bereits empfangene Ware, die sich auf der Anlieferungsrampe des Warenhauses befindet, mit erfasst wird. Der Wareneingang wird mit der elektronischen Lieferavisierung abgestimmt, definitiv verbucht und abgeschlossen.

«Mit der RFID-Lösung haben wir spürbar die Lieferqualität an die Häuser erhöht und die Bestandessicherheit verbessert. In den Verteilzentralen konnte der zeitliche Aufwand für die Erfassung und das Scannen der Kommissioniereinheiten und der Transporteinheiten markant reduziert werden», erklärt Rainer Deutschmann. Der Payback der RFID-Installation wird bei Manor in drei Jahren erwartet. Das RFID-Projekt ist bei Manor noch lange nicht beendet.

Joachim Heldt

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