gs1-neton-header-01.jpg

Zukunft ist die Vergangenheit

Zukunft ist die Vergangenheit Laut einer aktuellen Studie von PricewaterhouseCoopers (PwC) erwarten Branchenexperten aus Logistik und Beschaffung eine dauerhafte Belastung durch Emissionsabgaben und einen steigenden Ölpreis. Die regionale Beschaffung wird Bedeutung zunehmen.

(jh) Die wichtigsten Erkenntnisse der Studie «Transport & Logistics 2030»: Der Klimawandel und die steigenden Energiekosten stellen die Logistik- und Transportbranche in den nächsten Jahren vor grosse Herausforderungen. Die Kosten für die Folgen der Emissionen werden den Verursachern zugeordnet und auf den Produktpreis aufgeschlagen. Dafür werden Vorschriften und das sich ändernde Verbraucherverhalten sorgen.

Die Branche wird von der Weiterentwicklung und Verbesserung der Technologie profitieren. In Zukunft sollen Echtzeitkontrollen möglich sein. Die Lieferkette wird bis ins Jahr 2030 an Komplexität zunehmen, die Transportkosten und die Emissionen werden sich zu immer stärker einengenden Faktoren entwickeln.

Energiemix der Zukunft?
Die Schwankungen des Ölpreises stellen ein beachtliches Risiko für die Branche dar, aber steigende Ölpreise allein wären vermutlich keine Triebkraft für grundsätzliche Änderungen. Alternative Energien könnten zwar die zur Neige gehenden Ölreserven kompensieren, aber nur gerade die Hälfte der Experten halten es für wahrscheinlich, dass der Anteil der erneuerbaren Energien am Energiemix in einzelnen Ländern bis ins Jahr 2030 maximal 80 Prozent ausmachen wird und so das Klimaproblem unter Kontrolle zu bringen ist. Neue Vorschriften sowie ehrgeizige Ziele in vielen Ländern auf der ganzen Welt sorgen aber unterdessen für die Voraussetzung, die dafür notwendigen technologischen Änderungen voranzutreiben.

Ebenso wie der Ölpreis wird auch die Nutzung der alternativen Brennstoffe steigen. Das alleine wird jedoch noch keine Revolution in der Branche auslösen. Dies könnte sich aber rasch ändern, wenn Vorschriften und Auflagen über die Aufzeichnung und Dokumentierung des Emissionsausstosses sowie die Zuordnung der Kosten zustande kommen. Die Reduktion des Kohlendioxidausstosses wird als grössere Herausforderung der Transportund Logistikbranche betrachtet als die Sicherstellung einer ausreichenden Energieversorgung. Knapp 70 Prozent der Experten gehen davon aus, dass es im Jahr 2030 Systeme geben wird, die sicherstellen, dass die Kohlendioxidkosten dem Verursacher in Rechnung gestellt werden. Unabhängig davon, ob die Logsitikdienstleister darin ein neues Geschäftsmodell sehen, werden sie ihren CO2Ausstoss in Zukunft aufzeichnen, dokumentieren und veröffentlichen müssen. Und dies wird nur der erste Schritt sein. Irgendwann wird die Dokumentation aller Arten von Emissionen, also beispielsweise auch Lärm und Stickstoffoxid, gefordert werden.

Kohlendioxidzähler und Ökoberater
Werden die Emissionen einer Lieferkette aufgezeichnet und dokumentiert, zieht dies auch Folgen mit sich. Auf Unternehmensebene könnte die Einführung von Mobilitätskonten für Mitarbeitende eine Möglichkeit zur Senkung der Emissionen sein. Die Firmen könnten auch die Gesamtemissionen überwachen und so verwalten, dass die CO2Bilanz der ganzen Organisation und auch die der Kunden verbessert wird. Einer der ersten Schritte wird darin bestehen, Informationen über die erzeugten Kohlendioxidemissionen bereitzustellen. Diese könnten für die Kunden von grosser Bedeutung sein, wenn «Kohlendioxidzähler», die über die Nachhaltigkeit einzelner Produkte Aufschluss geben, vermehrt zum Einsatz kommen. Unternehmen mit praktischen Erfahrungen auf dem Gebiet der Emissionseinsparung werden auf den Finanzmärkten wahrscheinlich belohnt, weil sie eine höhere «Nachhaltigkeitseinstufung» erhalten. Sie könnten den Kunden auch «Umweltguthaben» für nachhaltigere Transportarten anbieten oder ihre eigenen Erfahrungen als «ÖkoBerater» einbringen.

Der Konsument bestimmt mit
In Zukunft werden sich die Kaufentscheide der Verbraucher vermehrt auf die Lieferketten der Hersteller auswirken. Sie werden Kontrolle über die Logistikprozesse fordern und dadurch den Verlauf der bestellten Waren beeinflussen. Somit werden die Logistikprozesse noch komplexer, und eine anspruchsvolle technische Infrastruktur wird erforderlich sein. Investitionen in Hardund Software sowie kompetente Mitarbeitende sind Voraussetzungen dafür. 60 Prozent der Experten rechnen damit, dass die Konsumenten im Jahr 2030 regionalen Produkten den Vorzug geben werden. Die ganze Diskussion um die Reduktion der Schadstoffe wird sich in Zukunft auch auf den Alltag der Verbraucher auswirken. Rund 58 Prozent der Befragten glauben, dass Arbeits, Wohnund Freizeitstätten näher aneinanderrücken, um Fahrtstrecken zu minimieren. Der Arbeitsplatz zu Hause wird auch angesichts des Klimawandels bald Realität sein. Generell prognostizieren 46 Prozent der befragten Experten eine geringere individuelle Mobilität. Da in Zukunft auch mit einer Verbesserung der Kommunikationstechnologien zu rechnen ist, wird auch die Anzahl der Geschäftsund Freizeitreisen zurückgehen, so die Experten.

Intelligente Systeme und mehr
59 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass möglichst geringe Transportkosten in 20 Jahren ein wesentliches Kriterium bei der Standortentscheidung sein werden. Trotz Trends zur Regionalisierung wird auch im Jahr 2030 die globale Beschaffung nicht zum Ausnahmefall. 71 Prozent sind der Meinung, dass sich die Transportkosten und der Ressourcenverbrauch durch die Steuerung der Warenströme in Echtzeit verringern lassen und so die (globale) Beschaffung insgesamt effizienter gestalten lässt. Auch in Zukunft wird es zu grösseren und längeren Staus in den Städten und in dicht besiedelten Gebieten kommen. Neue und flexible Lösungen zur Aufrechterhaltung der Mobilität werden unerlässlich. Die Mehrheit der Befragten erwartet, dass intelligente Verkehrsleitsysteme und eine Automatisierung der Transportmittel den Gütertransport bis ins Jahr 2030 revolutionieren werden. 60 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass eine Konzentration der Transportkapazitäten, wie der Einsatz von Lkws mit mehr als 60 Tonnen Nutzlast (Megatrucks) oder gigantischen Containerschiffen, den steigenden Kosten entgegenwirkt. 50 Prozent der Experten gehen von einem weiter steigenden Anteil der Stassentransporte am gesamten Güterverkehr aus. Die englischsprachige Studie «Transportation & Logistics 2030 – How will supply chains evolve in an energyconstrained, low carbon world?» steht auf der Website www.pwc.de als kostenloser Download zur Verfügung.

Joachim Heldt

Nach oben