gs1-neton-header-01.jpg

Licht im Dschungel

Licht im Dschungel Was muss eine zeitgemässe Weiterbildung in Logistik-und Supply Chain Management leisten, welche am Ende die in den Unternehmen dringend benötigten Führungskräfte hervorbringt? Der vorliegende Beitrag liefert einige Antworten auf diese Frage. Dabei konzentriert er sich auf den «Master of Business Administration» (MBA), der oftmals als akademische Spitzenausbildung für Manager gilt.

(sw) In der öffentlichen und politischen Diskussion wird häufig zwischen Fachkräften und Führungskräften unterschieden. Vom «Fachkräftemangel» ist die Rede und davon, wie man vakante Stellen durch mehr Absolventen von Fachhochschulen und Universitäten oder die Anwerbung von Spezialisten aus dem Ausland mit geeignetem Personal besetzen könnte.

Fach-und Führungskräfte
Gleichzeitig wird beklagt, dass es zu wenige Führungskräfte gibt, also Generalisten, die in der Lage sind, Strategien für das Unternehmen zu erarbeiten, die Strukturen des Unternehmens auf neue Herausforderungen anzupassen, Menschen zu leiten und das Unternehmen gegenüber der Öffentlichkeit zu vertreten. «Leadership-Fähigkeiten» und «Soft-Skills» sind dabei die Modewörter. Die Dichotomie zwischen Fachkräften auf der einen und Führungskräften auf der anderen Seite findet sich auch in der Ausbildungslandschaft im Bereich Logistik-und Supply Chain Management wieder. Grundständische und auf Vollzeit angelegte Bachelor-und Master-Studiengänge für den Nachwuchs sowie die von Verbänden, Vereinigungen und Vereinen angebotenen Fachlehrgänge dienen primär der Vermittlung von logistischem Know-how und Methodenwissen. Dies erfolgt selten integriert und vielfach separiert nach logistischen Funktionen.

Je höher aber ein Mitarbeiter in der Management-Hierarchie aufsteigt, desto wichtiger werden Führungsfähigkeiten, welche im Rahmen einer MBA-Weiterbildung erworben werden können. Die auf dem Markt angebotenen MBA-Studiengänge reichen vom General-MBA ohne jegliche Schwerpunktbildung bis zum fachlich oder branchenmässig sehr spezialisierten MBA (z.B. MBA Facility Management, MBA Hotel Management). Liegt eine zu starke Spezialisierung vor, eignet sich der Studiengang – ungeachtet des vergebenen Titels – für den Mitarbeiter nicht als Sprungbrett in das Management des Unternehmens.

Wertvoll: Kenntnisse in Logistik- und Supply Chain Management
Die meisten Programme bieten aber eine gewisse Schwerpunktbildung. Diese kann über die Auswahl von Wahlkursen oder die generelle Ausrichtung des Studiums erreicht werden. Gerade Logistik-und Supply Chain Management bietet sich aus mehreren Gründen als fachlicher Schwerpunkt an:

  • Logistik-und Supply Chain Management nehmen Koordinations- und Führungsfunktionen im Unternehmen wahr.
  • Es handelt sich um eine Querschnittsfunktion im Unternehmen. Wer die Supply Chain beherrschen will, muss nicht nur gute Kenntnisse von Beschaffung, Produktion und
  • Distribution besitzen, sondern auch Vertrieb, Marketing, Service, IT und Finanzen verstehen.
  • Outsourcing hat dazu geführt, dass der grösste Teil der Wertschöpfung heute extern von Lieferanten und Partnern erbracht wird. Logistik-und Supply Chain Management müssen sicherstellen, dass dies effizient und sicher erfolgt.
  • Zur Entwicklung einer funktionierenden Unternehmensstrategie bedarf es eines fundierten Verständnisses der Unternehmensbeziehungen zu Lieferanten, Kunden und externen Partnern.
  • Der Aufstieg der BRIC-Länder führt zu neuen Macht-und Handelsstrukturen. Bestehende Wertschöpfungsnetzwerke müssen vollständig umgebaut werden. Aufgrund der Internationalisierung müssen Unternehmen heute vielfach global verkaufen und beschaffen. Wertschöpfungsketten sind deshalb länger und komplexer geworden.
  • Ökologische Ziele treten neben finanzielle Ziele. Nachhaltiges wirtschaftliches Handeln wird stark von Ressourcenverbrauch und Wertschöpfungsströmen beeinflusst; diese sind entsprechend zu gestalten.
  • Sicherheitsfragen und Risiken müssen stärker in Managemententscheidungen Berücksichtigung finden.

Kurzum, ein vertieftes Verständnis der Supply Chain befähigt Manager, die heutigen Herausforderungen von Unternehmen zu meistern. Immer häufiger steigen Manager aus Supply-Chain-Funktionen in Top-Positionen auf. So war Norbert Reithofer zunächst sechs Jahre für Produktion zuständig, ehe er den Vorstandsvorsitz beim Automobilhersteller BMW übernahm. Auch der heutige Vorstandsvorsitzende von Adidas, Herbert Hainer, war jahrelang für die Logistik des Sportartikelherstellers verantwortlich.

Weiterbildung und Karriere laufen parallel
Interessenten sind immer wieder verunsichert, ob sie sich für einen MBA oder Executive-MBA entscheiden sollen. Beide Programme setzen zumindest einen Bachelor-Abschluss voraus. Der MBA wird meist in einem Vollzeitstudium angeboten. Der Executive-MBA muss den Ansprüchen der Unternehmen und Teilnehmer gerecht werden und wird deshalb berufsbegleitend durchgeführt, damit die reguläre Arbeit parallel zum Studium erledigt werden kann. Kaum ein Unternehmen kann im Tagesgeschäft auf eine Führungskraft über längere Zeit hinweg verzichten. Darüber hinaus verfügen MBA-Studenten meist nur über eine geringe Berufserfahrung, während Teilnehmer an Executive-MBA-Programmen normalerweise auf mehr als fünf Jahre Berufs- und Führungserfahrung zurückblicken. Ferner nimmt das «Networking» sowohl mit anderen Studienkollegen als auch mit Praxispartnern einen noch höheren Stellenwert ein.

Die richtige Auswahl
Weiterbildung von Führungskräften, Logistik- und Supply Chain Management sowie Executive-MBA passen zusammen. Aber auf welche Merk-
male sollte man als Interessent für ein EMBA-Programm achten? Selbstverständlich sollten heute sein:

  • Reputation und Forschungsorientierung der Hochschule. Hervorragende Management-Weiterbildung kann nur durch Institutionen erbracht werden, die gewohnt sind, auf höchstem akademischem und wissenschaftlichem Niveau zu arbeiten, und dabei in intensivem Kontakt zur Unternehmenspraxis stehen. Bekannte Beispiele, wie INSEAD und ETH in Europa oder MIT und Wharton in den USA, zeigen, dass exzellente Lehre eng mit internationaler Spitzenforschung und Vernetzung in die Wirtschaft verbunden ist.
  • Praxisorientierung des Programms. Erfolgreiche Programme arbeiten mit Partnern aus der Industrie, um immer aktuell und nah an den Bedürfnissen der Praxis zu bleiben. Die Unterrichtsformen müssen diesem Anspruch gerecht werden und grossen Wert auf Fallstudien und Unternehmensbesuche legen. Erst Diskussionen mit Führungspersönlichkeiten aus der Industrie über aktuelle Herausforderungen und Projekte machen die gelernte Theorie lebendig.
  • Internationale Ausrichtung mit Programmteilen im Ausland und Durchführung in englischer Sprache. Teilnehmer sollen die Möglichkeit haben, lokale Unternehmen zu sehenund sich mit Managern vor Ort auszutauschen. Zukünftige Manager brauchen hautnahe Einblicke in die wirtschaftliche Situation, gesetzliche Rahmenbedingungen, Arbeitsprozesse, Infrastruktur, Innovationen, Kulturen und vieles mehr.

Der praxisnahe Executive-MBA hat sich nicht nur in den angelsächsischen Ländern als Weg in die Führungsetagen etabliert, auch in Europa können sorgfältig ausgewählte Programme diesen Weg leiten.

Stephan M. Wagner

 

 

Nach oben