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Interessant und vielfältig

Interessant und vielfältig So wichtig die Logistik für die Schweizer Volkswirtschaft ist, so wichtig sind gut qualifizierte Mitarbeitende für diese Wachstumsbranche selbst. Eine vielschichtige Aus-und Weiterbildungslandschaft sichert qualifizierten Nachwuchs.

(as) Gemäss der Logistikmarktstudie 2010 wuchs die Logistikbranche im Jahr 2008 mit fünf Prozent stärker als das Schweizer Bruttoinlandprodukt, welches um vier Prozent zulegte. Auch die Zahl der in der Logistik Beschäftigten stieg deshalb deutlich an und wuchs auf 169 000 Personen (165 000 im Vorjahr).

Damit sind rund vier Prozent aller Schweizer Arbeitskräfte in der Logistik tätig. Während sich die Branche derart lebhaft entwickelt, haben sich auch die Anforderungen an Fach- und Führungskräfte in der Logistik in den vergangenen Jahrzehnten massiv verändert. Massgeblich waren dafür insbesondere zwei Entwicklungen: einerseits die Globalisierung, welche die logistischen Lieferketten über immer weitere geo- grafische Distanzen gespannt hat und vielfältiger werden liess, sowie andererseits die Entwicklung einer Informationstechnologie, welche die den Warenstrom begleitenden Informationen zunehmend gleich schnell und heute sogar schneller bereitstellt. Zentral dafür sind die Entwicklung von ERPSystemen, die Einführung von EDI und natürlich der Barcode als Schlüssel zur fehlerlosen Identifikation und Rückverfolgung. 

Ganzheitlich und vernetzt
In der Folge hat sich auch der Verständnisansatz der Logistik verändert und eine prozessorientierte Sichtweise ist in den Vordergrund getreten. Flexibilität und karrierelange Lernbereitschaft sind mittlerweile selbstverständlich, Logistiker sind zunehmend ganzheitlich und vernetzt arbeitende Generalisten, nicht nur ausführende Fachkräfte. Die aktuelle Lage am Arbeitsmarkt zeigt ein vielfältiges Anforderungsbild. Das gute Beherrschen von Fremdsprachen wie Englisch und Französisch, aber auch Italienisch gehört dazu. Ferner sind Personen mit Führungserfahrung und Coachingfähigkeiten gesucht, die operativ führen können, aber auch strategisches Wissen für Planung und Organisation mitbringen. Laut Andreas König, Geschäftsführer der spezialisierten Personalberatung Logjob, sind daneben auch Spezialisten wie strategische Einkäufer, Key Account Manager und Verkaufsberater für Logistikdienstleistungen gesucht. Nachfrage besteht ferner nach Projektmanagern an den Schnittstellen von Logistik und IT, aber auch nach Transportleitern und organisationsstarken Transportdisponenten.

Auf Qualität der Bildung achten
Bezüglich Aus-und Weiterbildung findet König es wichtig, auf eine eidgenössische Anerkennung der Abschlüsse zu achten, was über alle Bildungsniveaus gelte. Ausserdem sollte das gewählte Bildungsinstitut einen langjährigen Erfolgsausweis haben. Das könne allenfalls über Statistiken zu erfolgreich bestandenen Studienabschlüssen oder Durchfallquoten herausgefunden werden. König rät zu etablierten Anbietern wie etwa den grossen Logistikverbänden oder staatlichen Hochschulen. In der Praxis zeige sich zudem, dass das Abschlussniveau nicht zu weit über den Anforderungen und Kompetenzen der Stelle liegen sollte. So sei ein Master-Abschluss bei Kaderstellen im operativen Führungsbereich Logistik teils sogar hinderlich. Derzeit bestehen viele Wege in einen logistischen Beruf und der Zugang kann über alle Niveaus der schweizerischen Bildungslandschaft erfolgen (siehe auch «Berufe, die bewegen» ab Seite 51). Orientiert man sich an den eidgenössisch anerkannten Abschlüssen, gibt es insgesamt fünf Bildungsniveaus. Diese finden sich auch in zahlreichen Qualifikationsmöglichkeiten rund um Supply Chain und Logistik wieder. Eine Berufsprüfung zum eidg. Fachausweis kann beispielsweise zum Logistiker, Strassentransportdisponent oder Warehouselogistiker führen.

Insgesamt gibt es neun verschiedene Ausrichtungen dieses Abschlusses, der meist bei Sachbearbeitern und im unteren Kader anzutreffen ist. Wer eine von acht fachlich unterschiedlich ausgerichteten höheren Fachprüfungen zum eidgenössischen Diplom ablegt, wird oft im mittleren oder oberen Kader sowie als Projektleiter seinem Broterwerb nachgehen. Die für die zwei genannten Abschlussniveaus erforderlichen Prüfungen werden durch die grossen Branchenverbände der Logistik koordiniert, wie beispielsweise die Schweizerische Vereinigung für die Berufsbildung in der Logistik (SVBL) oder GS1 Schweiz. Ferner offerieren höhere Fachschulen der Schweiz die Möglichkeit eines Abschlusses als Dipl. Techniker HF in Logistik.

Hochschulen mit zahlreichen Weiterbildungsangeboten
Auch die Seite der Wissenschaft, sprich akademische Bildungsstätten, engagiert sich zunehmend in Richtung Logistik. Mehrere Fachhochschulen bieten Weiterbildungsstudien an, die bis auf eine Ausnahme (MAS International Logistics Management) zu einem NDS-Abschluss (Nachdiplomstudium) führen. Derart qualifizierte Mitarbeitende sind dann oft im mittleren oder oberen Kader tätig und übernehmen Projektleitungsfunktionen. Schliesslich existieren auch noch zwei Weiterbildungsabschlüsse der technischen Universitäten. So offeriert etwa die ETH Zürich einen MBA ETH in Supply Chain Management, wobei Englisch ausschliessliche Unterrichtssprache ist. Zudem werden 65 000 Franken für das Programm berechnet, Reisekosten nicht eingeschlossen. Auch das IML der ETH Lausanne bietet einen «Executive Master in Global Supply Chain Management» an. Mit diesen am oberen Ende der Bildungsskala positionierten Diplomen sind Arbeitsplätze im Top-Kader oder der obersten Führungsebene besser erreichbar.

In der Regel gilt bezüglich der Zulassung zu den Weiterbildungsstudiengängen, dass auf Fachhochschul-und Hochschulebene bereits eine thematisch passende Vorbildung mit Abschluss vorhanden sein muss. Sonst ist entsprechende Praxiserfahrung, ob mit oder ohne Berufslehre, die Eintrittskarte. Analog zu den Entwicklungen in der Praxis ist die Ausbildungslandschaft keinesfalls statisch. Im Rahmen des vom Bundesamt für Berufsbildung und Technologie lancierten Projekts «Swiss Supply Chain» wurden die notwendigen Kompetenzen für Logistikkader neu ermittelt. Hintergrund war der Wunsch nach einer Harmonisierung der zahlreichen und nicht koordinierten eidgenössischen Prüfungen auf der tertiären Stufe. GS1 Schweiz hat darauf im Herbst 2010 mit neuen Prüfungs-und Lehrgangskonzepten zu gleich drei Abschlüssen reagiert, nämlich dem Logistikfachmann mit FA, dem eidg. dipl. Logistikleiter und dem eidg. dipl. Supply Chain Manager. Zwei dieser Abschlüsse führen auch zu einem europaweit anerkannten Zertifikat. Denn GS1 Schweiz ist berechtigt, im Namen der European Logistics Association (ELA) und des European Certification Board (ECBL) als Landesvertretung und Ausbildungsinstitution erfolgreichen Absolventen europäische Zertifikate zu verleihen. So gibt es für den Logistikfachmann mit eidgenössischem Fachausweis einen «European Junior Logistician» und für den eidg. dipl. Logistikleiter oder LogistikIT-Leiter den «European Senior Logistician».

Logistik: Auch finanziell auf dem Weg nach oben
Finanziell gehören Logistiker zum generell besser verdienenden Dienstleistungssektor. Gemäss Angaben aus der Lohnstrukturerhebung des Bundesamtes für Statistik erreichen sie einen monatlichen Bruttolohn von durchschnittlich 6729 Franken. Je nach Anforderungsniveau der Tätigkeit gibt es dabei natürlich signifikante Unterschiede. Am oberen Ende steht ein Medianlohn von 8585 Franken für «höchst anspruchsvolle und schwierigste Arbeiten», das andere Ende der insgesamt vierstufigen Skala markieren 4941 Franken monatlich für «einfache und repetitive Tätigkeiten». Männer verdienen übrigens zwischen 300 und 1000 Franken monatlich mehr als Frauen, Hochschulabsolventen branchenübergreifend rund 1,2 Mal so viel wie Abgänger einer Fachhochschule. Die Lohnstrukturerhebung des BfS wertet 1,7 Millionen Lohndaten von 44 600 privaten und öffentlichen Unternehmen aus. Der dabei berechnete Monatslohn beinhaltet alle Lohnkomponenten wie Boni usw. und bezieht sich auf eine Arbeitszeit von 40 Wochenstunden und 41⁄3 Wochen pro Monat.

Alexander Saheb

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