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Ideen umsetzen

Ideen umsetzenDie Kommission für Technologie und Innovation (KTI) soll Innovationen gezielt fördern. Sie bringt dazu Wirtschaft und Forschung zusammen oder hilft Start-ups.

(as) Mit drei Abteilungen deckt die KTI einen breiten Horizont ab. Die erste namens «Projektförderung» befasst sich mit der Unterstützung marktorientierter F+E-Vorhaben von Firmen und Forschungseinrichtungen. Dies geschieht in den Life Sciences, der Mikro-und Nanotechnologie sowie den Engineering Sciences und Enabling Sciences.

Im Rahmen von «Startup Förderung und Unternehmertum» sollen Innovationspotenziale rasch und effizient genutzt werden. Laut KTI können das Start-ups besonders gut, weil sie noch nicht durch Firmentraditionen, bestehende Geschäfte und aufwendige Strukturanpassungen belastet werden. Schliesslich kümmert sich das KTI auch um «Innovation Management & Wissens-und Technologietransfer».

In der Praxis bringt die KTI in ihren Projekten Unternehmen und Hochschulen der Schweiz zusammen. Bis zu 50 Prozent der Projektkosten werden übernommen. 2008 wurden 250 von 444 eingereichten Fördergesuchen bewilligt. 87,8 Millionen der Projekt-kosten von insgesamt 208 Millionen Franken wurden aus Bundesbeiträgen gedeckt, den Rest zahlten die in die Projekte eingebundenen Firmen. Die KTI ist dem Bundesamt für Berufsbildung und Technologie zugeordnet, welches ein Teil des Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartements ist.

Der schematische Weg zu einem geförderten KTI-Projekt umfasst mehrere Stufen. Neue Ideen können der KTI mittels einer Voranfrage oder Projektskizze unterbreitet werden. Dann gilt es einen Partner aus der Forschungslandschaft und eventuell weitere zu beteiligende Industriepartner zu suchen. Nach Recherchen zum nationalen und internationalen Stand der Technik kann das Projekt genauer formuliert werden. Dazu gehören ein Forschungs-und ein Finanzplan, gegebenenfalls wird auf dieser Stufe auch ein Businessplan erstellt. Mit diesen Unterlagen erfolgt das Gesuch um Förderbeiträge der KTI, wozu ein offizielles Formular einzureichen ist. Dort wird dann ein Experte als Referent für dieses Projekt bestimmt, der das Gesuch evaluiert und einen Antrag an die KTI weiterleitet. Nun wird das Vorhaben bei der KTI besprochen und es fällt die Entscheidung.

Bei positivem Bescheid wird der Projektvertrag ausgefertigt, den alle Partner unterschreiben müssen. Bei länger laufenden Projekten wird nach jeweils einem Jahr ein wissenschaftlicher und finanzieller Zwischenbericht erwartet, von dem die Auszahlung weiterer Fördertranchen abhängt. Das Projekt endet mit einem wissenschaftlichen und finanziellen Schlussbericht, der auch eine Beurteilung durch den zugeordneten KTI-Referenten beinhaltet. Anschliessend legen die Wirtschaftspartner dar, wie sie die Projektergebnisse in der Praxis umsetzen möchten. Der zu erstellende Umsetzungsplan beinhaltet das Umsetzungsszenario, welches auf Markt und Geschäftsmodell einzugehen hat. Es sollen Meilensteine definiert werden, bestenfalls werden auch schon quantitative Angaben
zu den erhofften wirtschaftlichen Resultaten wie Umsatz oder Gewinn gemacht.

Globapack: Vier Jahre, vierzehn Partner
Eines der Förderprojekte der KTI war Globapack. Bei diesem Projekt ging es darum, angesichts globaler Exportmärkte für immer mehr Schweizer Firmen die notwendige Verpackungsvielfalt möglichst effizient herzustellen und einzusetzen. Vorrangig sind davon Firmen aus Pharma, Food und Kosmetik betroffen, deren Verpackungen länderspezifischen Vorschriften oder Modetrends stark ausgesetzt sind. Weltweit vertriebene Medikamente haben teils bis mehrere hundert verschiedene Verpackungen für das gleiche Produkt, und auch Toblerone-Schokolade ist in 120 verschiedenen Varianten und Grössen erhältlich. Dazu kommen grosse Unterschiede bei den Verpackungs-Losgrössen, die zwischen einigen tausend und einigen Millionen Stück liegen können.

Projektinitiator und Leiter war Paul Fort, Professor am Institut für Business Engineering der Fachhochschule Nordwestschweiz und Inhaber der PKF Unternehmensberatung. Das Projekt Globapack dauerte ab Herbst 2004 fast vier Jahre und vereinte vierzehn Partnerfirmen aus der Industrie in der gemeinsamen Forschung. Fort erlebte die Förderung durch die KTI insgesamt als sehr positiv. Dank dieser neutralen Institution hätten sich im Projekt auch eigentlich am Markt konkurrenzierende Firmen zusammengefunden, betont er. Beispielsweise arbeitete man in verschiedenen Projektphasen sowohl mit Roche als auch mit Novartis zusammen.

An einem einfachen Beispiel erläutert Fort, wie rasch eine nicht mehr beherrschbare Vielfalt an Verpackungen zustande kommt. Gibt es von einem Produkt beispielsweise 20 Varianten und für 30 Länder verschiedene Verpackungen oder Beipackzettel, existieren so schon 600 Artikel. Bei einer Stückliste mit im Schnitt 11 Positionen und 4 Bestellungen jährlich kommt er auf insgesamt 26 400 zu budgetierende Positionen. Die Supply Chain für diese Verpackungsvielfalt umfasst zahlreiche Firmen, je nachdem wer Verpackungskartons, Beipackzettel oder Etiketten designt und herstellt. Bei der Abpackung der Produkte muss dann auch stets die richtige Verpackung zur Hand sein und diese Verpackung muss erst noch möglichst günstig hergestellt werden.

Optimierung auf mehreren Schienen
Das Forscherteam um Fort stand zuallererst vor der Aufgabe, eine Visualisierung für die Abläufe zu finden, um Abhängigkeiten illustrieren zu können. Darauf aufbauend entstand dann ein Planungstool für Verpackungsfamilien. Dies ist eine Datenbank von Verpackungsvarianten, die auch Kosten und Durchlaufzeiten umfasst und damit eine Grobplanung für das SCM erlaubt. Es soll der Verpackungsbranche die Möglichkeit zur Just-in-Time-Fertigung bieten und eine transparente Kostenführung (Prozesskostenrechnung) erlauben. Besondere Bedeutung wurde dabei der Produktionslogik und dem Aufteilen von fixen und variablen Kosten zugemessen. Die Umsetzung des Tools erfolgte nach dem Prinzip eines dreidimensionalen Planungswürfels.

Für die Optimierung der Abläufe setzten die Wissenschaftler an mehreren Stellen an. Einerseits konnte gezeigt werden, wie vorteilhaft eine möglichst späte Individualisierung von neutralen Verpackungen ist, die direkt an der Abpacklinie erfolgt. Die Wichtigkeit der Standardisierung aufzuzeigen war laut Fort eines der wichtigsten Resultate des Forschungsprojekts. Die Geometrie, sprich die Form der Verpackungen, wurde als wichtiger Cost Driver identifiziert. Ausserdem gelang es, durch die Verwendung modularer Baukastensysteme für verschiedene Verpackungsformen und -grössen die Richtzeiten der Produktionsmaschinen und den Einkaufsaufwand zu minimieren. Dann erarbeitete man für Druckereien Optimierungsstrategien für die Auftragsabwicklung. Als Ergebnis kann die Semi-Just-in-Time-Fertigung betrachtet werden. Hierbei werden grosse Losgrössen JiT hergestellt, für kleinere Lose werden wirtschaftlich herstellbare Mindestmengen produziert, die den Bedarf mehrerer Perioden abdecken. Diese Split-Strategie hat grosse Einsparungen zur Folge, insbesondere weil die für kleine Lose anfallenden Lagerkosten wesentlich geringer sind als die Kosten für den sonst notwendigen Umrichtaufwand und entstehenden Produktionsausschuss.

Die Ergebnisse des Gesamtprojekts Globapack wurden in einer umfangreichen elektronischen Wissensdatenbank erfasst und den Projektteilnehmern zugänglich gemacht. Fort plant nun bereits das nächste Projekt: Dabei geht es um die Nachhaltigkeit von Verpackungsmaterialien. Forts Beispiel ist löslicher Kaffee: Braucht es für 100 Tonnen Kaffee rund 380 Tonnen Glasverpackungen, genügen für die gleiche Menge sechs Tonnen Folienverpackungen. Im Transport sind das 57 eingesetzte Lkws weniger, da ja auch die leeren Glasflaschen zur Befüllung gefahren werden müssen. Allerdings bevorzugen die Konsumenten derzeit noch den Glasbehälter, weil dieser im Alltag praktischer ist. Das Projekt soll nun neue Lösungen aufzeigen.

Alexander Saheb

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