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Ideen rund um Container

Für ihren faltbaren Container Innofold hat die Innofreight Swiss GmbH aus Herzogenbuchsee den Swiss Logistics Award 2011 erhalten. Managing Director Giorgio Mauro berichtet über die Entwicklung und die künftigen Pläne mit dem Container. Er verrät auch etwas über sein nächstes Projekt.

(as) Der von GS1 Schweiz ausgezeichnete Innofold ist ein quaderförmiger, zusammenklappbarer Container, der zum Transportieren von leichten bzw. mittelschweren Schüttgütern (bis max. 1000 kg/m3) sowohl auf der Schiene als auch auf der Strasse eingesetzt werden kann. Der Innofold ist so aufgebaut, dass er auf komfortable Weise zusammenklappbar bzw. aufstellbar ist. Nach der Verwendung können bis zu drei zusammengefaltete Container platzsparend übereinander gestapelt werden.

Leerfahrten vermeiden

Am Anfang der Containerentwicklung stand die Überlegung, welche schliesslich auch die GS1 Jury überzeugte. Es ging darum, Dreiecksverkehre im Holzhandel effektiver zu machen. In dieser Branche hatte Geschäftsführer Giorgio Mauro schon jahrzehntelange Erfahrung, bevor er zu Innofreight kam. «Man fährt mit einem leeren Container ins Sägewerk, füllt ihn mit Hackgut und fährt dann in die Zellstofffabrik. Danach fährt der Zug leer zurück», berichtet er. Dieses Prozedere sei auch heute noch üblich.

Um die auf dem Rückweg nicht genutzte Transportkapazität frei zu machen, kam man auf die Idee mit dem faltbaren Container. Pate standen ein ähnliches Konzept aus dem Seefrachtverkehr und, wie Mauro verrät, die faltbaren Plastikkörbe, die man oft beim täglichen Einkauf im Supermarkt im Einsatz sieht. «Da entstand bei uns die Idee des Innofold, eines Containers, den man falten und verdichten kann», sagt er. So könnte man nämlich Waggons für andere Transportgüter frei machen.

Entwicklung parallel zum Tagesgeschäft

Vor drei Jahren fing man dann mit ersten Entwürfen an, das Projekt lief neben dem Tagesgeschäft. Es folgten erste am Computer simulierte Belastungstests und schliesslich der Bau eines Prototyps. Bei der Konstruktion des Innofold musste man besonders die Bodengruppe stabil gestalten, da sie – mangels fester Seitenwände – das ganze Gewicht aufnehmen muss. Der Container besteht aus einem Rahmen und einem Inlay. Dank der wechselbaren Einlage können verschiedene Schüttgüter nacheinander verunreinigungsfrei transportiert werden. Ausserdem kann feuchtes Schüttgut nicht festfrieren, was den Container wintertauglich macht. Beim Transport von nässeempfindlichen Gütern kann der Innofold mit einem Hardtop abgedeckt werden.

Erste Tests verliefen gut, und auch bei der Drehentleerung versagte der Container nicht. Schon nach einigen Probefahrten mit der Eisenbahn entschloss man sich, einen ganzen Waggon mit diesen Containern auszurüsten. So wurden noch zwei weitere Exemplare gebaut. «Derzeit fahren drei Container, und diese Testphase wird bis Ende 2012 dauern», sagt Mauro. Momentan wird Hackgut gefahren, später sind Transporte mit Altpapier geplant. Abschliessend möchte man den Innofold auch noch mit schwerem Schüttgut testen, welches rund eine Tonne pro Kubikmeter auf die Waage bringt. Damit soll herausgefunden werden, ob der Container im Betriebsalltag vielleicht doch eine Gewichtslimite benötigt. Bisher haben die Praxistests schon für zwei Verbesserungen gesorgt. Zum einem wurde die Schlaufe zum Aufstellen des Containers durch eine Aussparung im Rahmen ersetzt, weil die Textilschlaufe immer wieder zusammenfiel. Ausserdem erhielt der Container einen Entladeschlitz, damit er auch vom Lkw abgekippt werden kann, wenn keine Drehentladung möglich ist.

Der Falt-Stapel-Container Innofold besteht aus einem quaderförmigen, zusammenklappbaren Containerrahmen. Dank der wechselbaren Einlage können verschiedene Schüttgüter nacheinander verunreinigungsfrei transportiert werden.Praxistests vor dem Marktstart

«Der Innofold wird erst vermarktet, wenn wir dazu stehen können», gibt Mauro bekannt. Denn er kennt den harten Alltag und möchte sich über die Praxistauglichkeit des Containers im Klaren sein. «Unterwegs schaut niemand, das Equipment wird ja oft geradezu misshandelt», meint er. Da der Container viele bewegliche Teile hat, ist Mauro besonders vorsichtig. Sein Ziel ist eine möglichst niedrige Reparaturquote. Vom ebenfalls von Innofreight hergestellten Woodtainer fahren beispielsweise rund 4000 Stück durch Europa. Pro Jahr benötigen aber höchstens vier Stück eine Reparatur. Beim Innofold wird diese Rate vermutlich höher liegen.

Für die Auszeichnung mit dem Swiss Logistics Award liess sich die Jury besonders von der möglichen Effizienzsteigerung der Transportsysteme beeindrucken. Dank dem Innofold werde die Verkehrsinfrastruktur von Strasse und Schiene besser ausgelastet. Die bestehenden Infrastrukturkapazitäten könnten optimal genutzt werden. Der Award-Gewinner setze hier ein klares Zeichen. Der Falt-Stapel-Container ist ausserdem einzigartig und auch auf andere Bereiche anwendbar. Bei Innofreight ist die Innovation ein wichtiger Bestandteil der Geschäftstätigkeit. Die bestehenden Kundenlösungen werden laufend auf Effizienz hinterfragt und wenn notwendig angepasst.

Swiss Logistics Award 2011 für Innofreight. V.l.n.r.: Hans Rudolf Hauri, Jury-Präsident Swiss Logistics Award; Elisabeth Mauro, Giorgio Mauro, Managing Director, Innofreight Swiss GmbH; Thomas Bögli, Mitglied Geschäftsleitung GS1 Schweiz.Schub durch Swiss Logistics Award

Mauro weiss, was die Beachtung durch GS1 Schweiz und die Auszeichnung wert ist. Er schätzt die Organisation, weil dort unabhängige Fachleute aus verschiedenen Branchen vertreten

sind. Wie diese ein Produkt beurteilen, sei für ihn sehr interessant. «Der Award ist natürlich unbezahlbare Werbung für uns», freut er sich. Mit neuen Projekten möchte er an den nächsten Ausschreibungen des Swiss Logistics Award teilnehmen. Denn bei einer Kundenpräsentation erziele man eine ganz andere Aufmerksamkeit, wenn man die Auszeichnung durch GS1 Schweiz vorweisen könne. So freut sich Mauro nun auch auf die Teilnahme am European Logistics Award, für den der Innofold sich qualifiziert hat. Von dort erwartet er Impulse für das Marketing Richtung Osteuropa. Gerade für den Verkehr nach Osteuropa sei der Container prädestiniert, denn auf dieser Strecke erfolgt ein Spurwechsel der Bahn.

Zudem zeigt Mauro auch schon das neueste Innofreight-Projekt: Es heisst Rocktainer. Dieser Aufsatz soll die Schwerkraftentladewaggons ersetzen, die bei vielen Bahnen Europas schon älter als 50 Jahre sind. «Der Rocktainer ermöglicht es, mit einem normalen Containertragwagen auch Schotter zu fahren», sagt Mauro. Der modulare Aufbau erlaubt verschiedene Funktionen. So kann unter den Containeraufsatz entweder eine Rutsche zur seitlichen Schwerkraftentladung montiert werden, oder man setzt ein Förderband darunter, mit dem die ganze Zugladung nach vorn oder hinten abgeladen werden kann.

Der Rocktainer kann auch auf Lkws montiert und dann ausgekippt werden. Gleichfalls möglich ist die Drehentladung. Die Bahnen könnten so ihren Wagenpark verkleinern und effizienter nutzen: Ein Waggon könnte im Sommer mit dem Rocktainer Schotter fahren und im Winter mit einem anderen Aufsatz zum Zuckerrübentransport verwendet werden. Teures Rollmaterial hätte somit weniger Stillstand, und der Wagenpark würde unterhalts- und wartungskostenfreundlich vereinheitlicht.

Das Unternehmen Innofreight wurde 2003 gegründet, der erste grosse Markterfolg war der 2005 vorgestellte Woodtainer für den Rundholztransport. Mittlerweile beschäftigt die Firma 20 Personen und erzielte 2011 einen Umsatz von 9,5 Mio. Euro.

Alexander Saheb

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