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Schon gemerkt?

Schon gemerkt?Nun verzichtet auch die Migros auf die Einzelpreisauszeichnung. Seit dem 1. Januar 2011 sind die Preise nur noch am Regal angeschrieben. Die letzte Einzigartigkeit ist zu Beginn des Jahres gefallen. Kein Händler in Europa setzt mehr auf die Einzelpreisauszeichnung.

(jh) Die Umstellung auf die Regalauszeichnung erfolgte nach Abschluss der Pilotphasen still und leise. Seit Februar 2010 wurde in 22 Migros-Filialen die Regalauszeichnung getestet. Die Testfilialen wurden so ausgesucht, dass alle Ladenformate, Supermärkte, Fachmärkte und Migros-Partner abdeckt wurden.

Während der Testphase waren die Verkaufspreise sowohl auf dem Produkt wie auch am Regal ausgezeichnet. Seit Januar finden die Konsumenten die Verkaufspreise nur noch am Regal, auf den Produkten sind keine Preise mehr aufgedruckt oder angeklebt. Durch den Verzicht auf die Einzelpreisauszeichnung will die Migros 30 Millionen Franken sparen. Die Einsparungen sollen dem Verbraucher weitergegeben werden. 

Preisetikette ade
Dem Konsumentenschutz passt der Wegfall der Preisauszeichnung am Produkt gar nicht. Durch das Fehlen der Verkaufspreise weiss der Konsument an der Kasse gar nicht mehr, wie viel ein Produkt kostet, geschweige denn ob der richtige Preis verrechnet wird. Und zuhause hat er vollends den Überblick über die Preisentwicklung des Produkts verloren.

Die Migros versichert aber, dass die korrekten Preise verrechnet werden, denn diese werden von einem Zentralrechner sowohl an die Kassen wie auch an die Drucker, welche die Regalpreisetiketten produzieren, gesendet. Somit ist sichergestellt, dass beide Preise identisch sind. Noch vor zwei Jahren kürte das Konsumentenmagazin K-Tipp die Migros zum «kundenfreundlichsten Unternehmen», unter anderem weil sie an der Preisetikette festhielt. Seit dem 1. Januar 2011 verzichtet nun auch der letzte Händler in Europa auf die Einzelpreisauszeichnung. Als Coop vor zehn Jahren bereits die Praxis aufgab, protestierten die Konsumenten, aber von Umsatzverlust war keine Rede, im Gegenteil.

Happyhour im Supermarkt
Aber die Regalauszeichnung hat auch ihre Tücken. Vor allem bei umfangreichen Preisänderungen zieht das einen hohen personellen Aufwand mit sich. Die neuen Preisetiketten müssen ausgedruckt werden und von Hand an die richtige Regalposition gesteckt werden. Und fehlt die Regalpreisetikette, tappt der Konsument im Dunkeln. Zahlen aus Amerika zeigen, dass annährend fünf Prozent der bezahlten Preise nicht den Preisen am Regal entsprechen. Tiefere und höhere Kassenpreise halten sich dabei die Waage.

Abhilfe versprechen die elektronischen Preisschilder. Dabei handelt es sich um kleine Displays an den Verkaufregalen. Die LCD-Preisschilder sind mit kleinen Funkempfängern und einer Miniantenne ausgerüstet und so über das lokale Funknetzwerk mit dem Preisverwaltungssystem im Zentralrechner verbunden. Preisänderungen werden zentral getätigt und mit einem Klick lassen sich so die Preise in allen Filialen gleichzeitig ändern. Mit den elektronischen Anzeigen ist es möglich von einer Minute auf die andere die Preise der Nachfrage anzupassen.

Neben dem Verkaufspreis kann auch der 100 Grammpreis angezeigt werden. Aber die kleinen elektronischen Preisschilder können noch mehr. Sonderangebote werden dem Verbraucher durch Blinken visualisiert und die neuen E-Signs können sogar auf Kommando ihre Farbe wechseln und so dem Verbraucher ein Sonderangebot signalisieren.

Noch am 29. Dezember 2010 senkte die Migros die Verkaufspreise von 2247 Artikeln des täglichen Bedarfs dauerhaft um durchschnittlich sechs Prozent. Die Ankündigung erfolgte am 22. Dezember 2010. Somit wurde das Versprechen noch im alten Jahr eingelöst und die Einsparungen der Regalpreisauszeichnung durch reduzierte Verkaufspreise weitergegeben. Am gleichen Tag, aber eine Stunde später, folgte die Medienmitteilung von Coop, die ab 27. Dezember 2010 Preisabschläge bei rund 500 Artikeln von Coop Eigenmarken von durchschnittlich 10 Prozent in Aussicht stellt.

Joachim Heldt

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