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Schuhlogistik für die Firma Bata

Über eine Million Paar Schuhe verlassen das Bata-Zentrallager im aargauischen Kaiseraugst pro Jahr. Die Paul Leimgruber AG betreibt das Lager und kümmert sich um die nationale Distribution.

 

(bw) Im Angebot finden sich elegante Schuhe, Sport- und Freizeitschuhe, Arbeitsschuhe, Schuhe aus Leder oder Kunststoffen in allen erdenklichen Formen und Farben. Bata bietet Damen, Herren und Kindern für jeden Anlass die passende Fussbekleidung. Hinter diesem breiten Angebot stehen die Leistungen der Schweizer Ländergesellschaft des weltweit tätigen Bata-Konzerns, der Bata Schuh AG. Vom Hauptsitz in Pratteln im Kanton Baselland aus führt Bata das Filialnetz der Schweiz. Die nationale Logistik hat Bata vor mehreren Jahren an die Firma Leimgruber ausgelagert. Das Logistikunternehmen betreibt das Zentrallager mit allen Verkaufsartikeln und beliefert die 55 Bata-Filialen in der Schweiz. Die Bata Schuh AG beschäftigt in unserem Land rund 330 Mitarbeitende.
Die Schweiz beherbergt zudem in Lausanne den weltweiten Hauptsitz und die Europa-Zentrale des Konzerns. Doch trotz dieser Präsenz in der Schweiz und der einst hohen Bedeutung der Schweizer Schuhindustrie im Weltmarkt ist Bata kein Schweizer Unternehmen. Die Wurzeln des Familienbetriebs liegen in der ehemaligen Tschechoslowakei des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Nach erfolgreicher industrieller Massenfertigung von Schuhen in verschiedenen Ländern gründete Bata Anfang der 30er-Jahre im aargauischen Möhlin eine Schuhfabrik. Schon kurz nach der Betriebsaufnahme arbeiteten an diesem Produktionsstandort mit Namen Batapark 160 Personen. In der sozial fortschrittlichen Arbeitersiedlung mit Wohnhäusern, Fabrikhallen und Freizeitanlagen wurden bis 1990 Schuhe für den Schweizer Markt hergestellt. Dann musste auch Bata auf Importe aus Billiglohnländern wechseln und die Produktion in Möhlin einstellen.

Produkte und Ladenkonzept
In der breiten Palette an Modellen, den verschiedenen Ladenkonzepten und dem gut ausgebildeten Personal sieht Bata wichtige Stärken des Unternehmens im Markt. Bata hat zu 80 Pro­zent Eigenmarken im Sortiment. Seit sechs Jahren vertreibt Bata neben den Schuhen erfolgreich Accessoires wie Jacken, Gürtel, Taschen oder Schmuck. Wie die Produktpalette sind auch die Ladenkonzepte auf eine breite Käuferschicht ausgerichtet. In den Innenstädten finden sich an exklusiven Lagen Geschäfte mit den höherwertigen Bata-Schuhen und einer reduzierten Auswahl. Dort wird der Beratung und der Präsentation der Schuhe mehr Bedeutung und Zeit eingeräumt als in den grossen Geschäften, wo die Präsentation der Artikel einfacher gehalten ist und die Schuhschachteln sich gleich neben den ausgestellten Schuhen befinden.

Entwicklung und Produktion
Die Schuhe von Bata entwerfen in der Regel unabhängige Schuhdesigner. Die Modelle sind Teil von internationalen Winter- und Sommerkollektionen und werden an mehrere Schuhhändler verkauft. Im Rahmen eines Modells können die Schuhhändler mit den Produzenten der Schuhe kleinere Eigenheiten vereinbaren. Produziert werden die Bata-Schuhe für den Schweizer Handel hauptsächlich in Asien, allen voran China, oder in europäischen Ländern wie Italien und Spanien. Neben dem Kauf ab der Stange gibt Bata auch Modelle an Schuhdesigner in Auftrag oder entwickelt intern eigenständige Produkte, die sich etwa in technologischer Hinsicht von den Produkten der Mitbewerber unterscheiden. Zu den grössten Abnehmern von Schuhen zählt nach wie vor das weibliche Geschlecht: In der Schweiz sind von allen verkauften Schuhen zwei Drittel Damenschuhe.

Zentrallager Kaiseraugst
Die meisten Schuhe sind schon ab Werk ladenfertig für das Verkaufsregal nach der Schweiz unterwegs. Informations- und Preisetiketten sind an Schuhen und Schachteln angebracht. Auch sind die Mengen und Grössen, die jede Filiale in der Schweiz erhält, bereits vor dem Versand aus dem Ursprungsland durch die Einkaufsabteilung von Bata bestimmt. Die Filiale selbst nimmt keinen Einfluss auf ihr Sortiment.
Die Hauptarbeit im Zentrallager bei der Firma Leimgruber besteht im Einlagern und Rüsten der Sendungen für den Versand an alle Filialen in der Schweiz. Mit dieser Arbeit sind acht bis neun Personen beschäftigt. Die Firma Leimgruber übernimmt aber auch den Transport der eintreffenden Seefrachtcontainer von den Rheinhäfen und Bahnhöfen nach Kaiseraugst. Die Einlagerung der Schuhe geht mit der Wareneingangskontrolle einher. Mithilfe des Warenwirtschaftssystems von Bata werden die bestellten mit den eingetroffenen Schuhen hinsichtlich Modell und Farbe verglichen sowie die Vollzähligkeit geprüft und bestätigt. Danach werden die Schuhe aufgrund der im System vorgegebenen Auslieferdaten für die jeweiligen Filialen gerüstet.
Jede Filiale besitzt im Zentrallager eine angeschriebene Lagerzone. Die in dieser Filialbox gelagerten Sendungen gehen mit auf die nächste Zustelltour. Sollten die Schuhe zu früh eingetroffen sein, werden sie separat gelagert und erst für den vorgesehenen Auslieferzeitpunkt in die Filialbox gestellt. Dies bildet allerdings die Ausnahme. In der Regel treffen die Schuhe just-in-time ein und bleiben nur kurze Zeit im Lager, bevor sie an die Filialen zum Verkauf an die Endverbraucher weitergeleitet werden.
Wie die Eigenmarken laufen auch alle Fremdmarken über das Zentrallager in Kaiseraugst. Diese Schuhe werden nicht in grossen Sortimentschachteln mit einem Mix an Schuhgrössen angeliefert. Die Schuhpaare werden einzeln anhand von Picking-Listen den Filialen zugeordnet.
Seit 2009 wurde das Zentrallager mit der Einführung des Bata-Webshops um eine weitere Aufgabe betraut. Die über den Webshop erhältlichen Produkte werden in einer gesonderten Zone gelagert. Diese bildet gleichsam die Filialbox des virtuellen Webshops. Nach der Bezahlung der Waren online wickelt das Zentrallager die Bestellungen ab.

Nationale Distribution
Es treffen das ganze Jahr hindurch Waren im Zentrallager ein. Doch beim Wechsel auf die Winter- oder Sommerkollektionen erreichen zwei Frachtwellen das Lager. Das Frachtvolumen beider Kollektionen ist etwa gleich gross. Im Winter werden von der Stückzahl her betrachtet weniger Schuhe transportiert, doch das Volumen ist aufgrund der grösseren Schuhe umfangreicher. Das Eintreffen der neuen Kollektionen schafft nicht nur im Zentrallager mehr Arbeit, sondern auch bei der Zustellung durch die Chauffeure.
Die Firma Leimgruber setzt permanent vier Fahrzeuge ein, die exklusiv den grössten Teil der Bata-Schuhe ausliefern. Ein kleiner Teil der Sendungen wird über den regulären Stückgutbetrieb zu den Filialen transportiert. Jede Filiale der Schweiz wird wöchentlich mehrfach beliefert. Die meist kleinen Lager in den Schuhgeschäften müssen nicht nur mit Nachschub versorgt werden, sondern es werden zur gleichen Zeit auch Retourwaren und Entsorgungsmaterial mitgenommen.

Bernd Wagner
 

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