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Marktplatz der Zukunft

Der Strategie und dem Markt folgend, setzt sich GS1 Schweiz mit den aktuellen Entwicklungen im E-Commerce auseinander und identifiziert fünf zentrale Handlungsfelder. Ziel ist es, das GS1 System und die Prozesse im Zeitalter von E-Commerce weiterzuentwickeln.

(vkw/ss) E-Commerce hat im letzten Jahrzehnt in vielen Bereichen des Handels Marktanteile gewonnen. Das Wachstum im E-Commerce ist dynamisch, und es entstehen neue Akteure im Markt. Aufgrund der hohen Dynamik ist jedoch unklar, wie die Prozesse und Lösungen zur Zusammenarbeit innerhalb der Wertschöpfungsnetzwerke zukünftig aussehen werden. Im Rahmen der Verbandsstrategie wurde E-Commerce als eines der zentralen Themenfelder im Geschäftsbereich Collaborative Supply Chains (CSC) festgehalten.

GS1 Positionspapier zu E-Commerce
Um in den kommenden Jahren die Herausforderungen im Bereich E-Commerce angehen zu können, hat GS1 Schweiz ein White Paper zum E-Commerce verfasst. Das Dokument beleuchtet dieses Thema aus einer Business- to-Consumer-Perspektive. Es liefert einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen im E-Commerce und leitet daraus Handlungsfelder für GS1 Schweiz ab. Das White Paper basiert auf der Analyse von diversen Studien, Artikeln in Fachzeitschriften sowie Publikationen von GS1 Schweiz, GS1 global und dem Consumer Goods Forum (TCGF).

Veränderungen in der Wertschöpfungskette des Handels
Eine der zentralen Erkenntnisse aus dem White Paper ist, dass E-Commerce zu Veränderungen in den Wertschöpfungsnetzwerken des Handels geführt hat, welche weit über das Hervorbringen von neuen Wettbewerbern und Formen des Onlinehandels hinausgehen. Die Entwicklungen in den letzten Jahren haben dazu geführt, dass die einzelnen Wertschöpfungsfunktionen des Handels, wie physische Distribution, Sortimentsgestaltung, Kundenberatung, Zahlungsabwicklung sowie Serviceleistungen, weitgehend voneinander entkoppelt wurden.
Während das Internet ursprünglich für Produkt- und Preistransparenz sorgte, werden inzwischen sämtliche Wertschöpfungsfunktionen vom Handel entkoppelt und von Spezialisten oder von Konsumenten übernommen. Dadurch gerät das starre System aus Herstellern, Händlern und Konsumenten zunehmend unter Druck. Die grosse Herausforderung besteht heute darin, dass Händler, Hersteller und Dienstleister ihr eigenes Set an Wertschöpfungsfunktionen laufend überprüfen und gegebenenfalls neu definieren müssen. Diese Handelskonzepte können aus einer Mischung zwischen standardisierten und innovativen Wertschöpfungsfunktionen bestehen, wodurch sich zahlreiche Varianten ergeben. Dabei ist es wichtig, dass das Internet von den Händlern nicht nur als ein weiterer Vertriebskanal betrachtet wird und dass das gewählte Handelskonzept dem Konsumenten einen wirklichen, längerfristigen Mehrwert bietet.

Kurier-, Express- und Paketdienste setzen sich mit der Organisation der letzten Meile intensiv auseinander. Neue Konzepte sind gefragt.Flexible Handelskonzepte dank einheitlicher Standards und Prozesse
Die aufgezeigten Veränderungen in der Supply Chain des Handels sind für GS1 Schweiz von Bedeutung, weil sich daraus Konsequenzen für die Standards, Prozesse und Lösungen ergeben. Nur dank einheitlicher Standards und Lösungen ist es möglich, die Wertschöpfungsfunktionen flexibel zu kombinieren, sodass neue, innovative Handelskonzepte entstehen können. Aus diesem Grund wird GS1 Schweiz Handbücher, Empfehlungen und Instrumente entwickeln, welche den Besonderheiten und aktuellen Entwicklungen im E-Commerce Rechnung tragen, damit das GS1 System und die Prozesse auch im Zeitalter von E-Commerce nicht verloren gehen, sondern unter Miteinbezug neuer Marktakteure bedürfnisgerecht weiterentwickelt werden.

Fünf Handlungsfelder bis 2016
Ausgehend von den Entwicklungen im E-Commerce, wird sich GS1 Schweiz mit den Themen physische Distribution, Sortimentsgestaltung, gesicherte Kundeninformation und Serviceleistungen auseinandersetzen. Das Positionspapier führt fünf konkrete Handlungsfelder auf.

Cross-Channel-Logistik
Die Grenzen zwischen stationärem Handel und Onlinehandel haben sich mehrheitlich aufgelöst. Es existiert eine Vielzahl unterschiedlicher Multi- Channel-Systeme, was aus Händlersicht eine gute Kanalabstimmung erfordert und die Logistik bei der Vernetzung der verschiedenen Kanäle vor grosse Herausforderungen stellt. Die zukünftigen Prozessempfehlungen werden den veränderten Marktbedingungen und neuen Geschäftsmodellen noch stärker Rechnung tragen. Damit die benötigte Cross- Channel-Logistik, die möglichst nahtlos an bestehende GS1 Standards und Lösungen anknüpft, bereitgestellt werden kann, bietet GS1 Schweiz auch den dafür notwendigen Umsetzungssupport an.

Letzte Meile
Als letzte Meile wird das letzte Wegstück bis zur Wohnungstür bezeichnet. Für die Logistik ist die letzte Meile von grosser Bedeutung, weil sich auf dem letzten Wegstück zum Kunden die Ware nur noch schwer bündeln lässt. Kurier-, Express- und Paketdienste setzen sich mit der Organisation der letzten Meile intensiv auseinander und entwickeln neue Konzepte. GS1 Schweiz kann beim Prozess der Lösungsfindung unterstützend eingreifen und die geeigneten Mittel und Methoden zur Verfügung stellen. Am runden Tisch werden auf Basis einheitlicher Standards Lösungen erarbeitet und dokumentiert, um die Organisation der letzten Meile nachhaltig und effizient zu gestalten.

Category Management
Der Category-Management-Prozess hat sich in den letzten Jahren in der Schweizer Konsumgüterwirtschaft zum Standardprozess im stationären Handel entwickelt. Grundlage bildet dabei der Acht-Schritte-Prozess. Das Angebot für den Onlinekanal ist aus Sicht der Konsumenten kanalübergreifend zu steuern und von zentraler Bedeutung für ein modernes Category Management. Dafür müssen die Prozesse neu definiert werden. GS1 Schweiz wird ihre Kompetenzen dahingehend verstärken, dass neben dem stationären Kanal auch vermehrt der Onlinekanal in die Betrachtungen des Category Management miteinbezogen wird. Der Acht-Schritte-Prozess bietet dafür eine Grundlage; er muss vor dem Hintergrund der spezifischen Rahmenbedingungen im E-Commerce- Bereich angepasst werden.

Trusted Source of Data
Mit der EU-Verordnung 1169/2011 tritt nächstes Jahr eine Vorschrift in Kraft, welche die Stammdatenthematik bei Lebensmitteln im Fernabsatz, beispielsweise via Onlinehandel, in besonderem Masse betrifft. Um den Anforderungen der Verordnung nach qualitativ hochwertigen Informationen gerecht zu werden, realisiert GS1 Schweiz zurzeit den Aufbau einer neutralen Datenbank, damit die Produktangaben vor Abschluss des Kaufvertrags online verfügbar gemacht werden. In einer ersten Phase beschränkt sich GS1 Trusted Source of Data auf grundlegende, beschreibende Produktinformationen sowie eine beschränkte Anzahl von Nährwertinformationen für vorverpackte Lebensmittel und Getränke. Viele dieser Daten werden bereits im B2B-Bereich über das GS1 Global Data Synchronization Network (GDSN) ausgetauscht. So kann auf bewährte Strukturen zurückgegriffen werden, und für die Markeneigentümer entsteht kein unnötiger Mehraufwand.

Die steigende Retourenquote verursacht hohe Logistikkosten. Bevor die Artikel wieder in den Verkauf kommen, müssen sie kontrolliert, neu verpackt und eingelagert werden.Retouren
Die zunehmende Bedeutung von E-Commerce, die dadurch ansteigende Retourenquote und deren logistische Abwicklung stellen viele Marktteilnehmer vor grosse Herausforderungen. Bei der Bearbeitung der Retouren werden unterschiedliche Leistungen erbracht, die hohe Logistikkosten verursachen. Die unterschiedliche Dauer bei der Retourenabwicklung lässt darauf schliessen, dass in den meisten Unternehmen noch kein standardisiertes Retourenmanagement vorhanden ist. Zwar haben viele Unternehmen das Potenzial erkannt, aber die Umsetzung von effizienten Retourenprozessen ist kein Selbstläufer. Mögliche Mittel zur Verbesserung der Material- und Informationsflüsse und zur Fehlerminimierung sind sowohl der Einsatz von einheitlichen Standards als auch klare Prozessdefinitionen, wie sie GS1 Schweiz mit dem GS1 System und der kollaborativen Vorgehensweise zur Verfügung stellen kann.

Konsolidierungsprozess am Laufen
Anfang April 2013 wurde das White Paper zum E-Commerce an die betroffenen GS1 Gremien sowie an ausgewählte Experten verschickt. Der Geschäftsbereich Collaborative Supply Chains (CSC) ist zurzeit damit beschäftigt, die eingegangenen Rückmeldungen zu beurteilen und zusammenzuführen. Nach Abschluss der Konsolidierungsphase wird das White Paper von den GS1-Schweiz-Gremien verabschiedet und publiziert. Somit kann mit den weiterführenden Arbeiten zeitnah begonnen werden.

Valentin Wepfer
Silje Sartori


 

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