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Sesam, öffne dich!

Bildlegende: Die Anzahl der Roboter kann bei laufendem Betrieb verändert werden.Neue Distributionsform, neue Herausforderungen. E-Commerce verlangt insbesondere der Logistik so einiges ab. Doch nicht nur die Probleme der viel zitierten letzten Meile gilt es zu lösen. Auch die Intralogistik muss sich für die steigenden Anforderungen wappnen. Ein innovativer Lösungsansatz ist AutoStore, der bei der Competec-Gruppe eingesetzt wird.

(kb) Zunehmende Artikelvielfalt, steigende Retourenquoten, kleine Bestellmengen in fragmentierten Einzelaufträgen, kurze Lieferzeiten und starke Schwankungen der Liefermengen – die Liste der Herausforderungen für die E-Commerce- Logistik ist lang. Die Zauberwörter heissen hier Flexibilität und Schnelligkeit und betreffen in besonderem Masse auch die Intralogistik. Sowohl die Lagerung als auch die Kommissionierung und Konsolidierung gilt es dahingehend zu optimieren. Denn ohne das ist jede noch so effiziente Lösung der letzten Meile zur Erfüllung der Kundenbedürfnisse wertlos.

Geordert, gerüstet, geliefert
René Fellmann, CEO der Competec Logistik AG, ist mit diesen Herausforderungen bestens vertraut. «Einerseits müssen wir eine dauerhaft hohe Verfügbarkeit und schnelle Next-Day- Lieferung gewährleisten. Andererseits müssen die Aufträge akkurat abgewickelt werden, um Fehler und somit Retouren zu vermeiden und die Kundenzufriedenheit sicherzustellen. Und gleichzeitig arbeiten wir daran, die Effizienz aller Prozesse, vom Kommissionieren und Konsolidieren bis hin zum Versand, auf ein Maximum zu erhöhen.»
Die Competec Logistik AG wurde 2011 aus der Competec-internen Logistikabteilung gebildet und bewältigt sämtliche Logistikaufgaben der gesamten Gruppe. Diese tritt mit den Handelsfirmen Brack Electronics AG und Alltron AG am Markt auf und beliefert sowohl End- und Firmenkunden als auch Wiederverkäufer mit Elektronik-, Freizeit- und Haushaltsartikeln aller Art. Das Sortiment umfasst über 50 000 Produkte von mehr als 700 Herstellern. Neben Artikelverfügbarkeit und umfangreichen Serviceleistungen wird grosser Wert auf das Lieferversprechen «Bis 15 Uhr bestellt, am nächsten Arbeitstag geliefert» gelegt.

Eine «Päcklifabrik» für alle Fälle
Die rund 100 Mitarbeitenden der Competec Logistik AG wickeln nun seit einem Jahr im Logistikzentrum Willisau sämtliche Logistikaufgaben ab. Vor Bezug des neuen Zentrums war die logistische Ausgangslage des Onlinehändlers denkbar ungünstig: Im Hauptlager mussten die in drei Aussenlagern gerüsteten Artikel wieder in einem Paket zusammengeführt werden – ein enormer Aufwand. Da die Gruppe ihren Umsatz in den vergangenen zehn Jahren mehr als verzehnfacht hat, waren die segmentierten Lagerkapazitäten bald endgültig ausgeschöpft.
Heute wird in Willisau der klimaneutrale Versand von 3000 bis 5000 Paketen täglich abgewickelt. Ein Paket enthält dabei im Schnitt fünf Artikel bei einem durchschnittlichen Gesamtgewicht von knapp über zwei Kilogramm. Das Logistikzentrum umfasst neben einem Flächenlager ein vollautomatisches Paletten-Hochregallager mit 14 000 Palettenplätzen. Das Herzstück ist jedoch AutoStore. Rund 75 Prozent aller Artikel werden hier eingelagert.

70 fleissige Roboter
Das kompakte Lagersystem besteht aus einem würfelförmigen Alu-Gerüst. Das Besondere dabei ist, dass keine Gassen benötigt werden. Zwischen den Rüstbehältern, in denen die Artikel eingelagert werden und die sich für Kleinstartikel in acht Fächer unterteilen lassen, befindet sich lediglich das Gerüst. «Die Anlage bietet bei relativ geringem Raumbedarf eine hohe Lagerkapazität und ermöglicht eine hohe Kommissionierleistung», bestätigt René Fellmann.
Das selbsttragende Gerüst, das sogenannte Grid, bildet auf der obersten Ebene gleichzeitig die Fahrschienen für kleine Roboter, die die Behälter sowohl in horizontaler als auch vertikaler Richtung transportieren können. Der Zugriff auf die Kisten ist dabei jederzeit sichergestellt. Wenn ein Container zuunterst eingelagert ist, verschieben die Roboter so lange Behälter um Behälter, bis sie an die benötigte Box gelangen. Nicht gebrauchte Boxen können auf Nachbarsäulen zwischengelagert werden, bevor sie anschliessend wieder eingelagert werden. Der Clou dabei: Das System zeichnet sich durch die laufende Selbstoptimierung aus. Schnelldrehende Güter verbleiben oben, während die Langsamdreher nach und nach unten eingelagert werden.
Die Roboter erhalten dabei ihre Aufträge von einem zentralen Rechner, der jeweils den optimalen Weg berechnet. Das System ermittelt übrigens auch ihren Energiebedarf und lässt sie gegebenenfalls die Aufladestationen anfahren. Die bei Competec eingesetzten 70 Roboter liefern dann die benötigten Behälter an die 25 angeschlossenen Arbeitsplätze, sogenannte Ports, bevor die so kommissionierte Ware ihren weiteren Weg in die Versandabteilung nimmt.

Wertvolle Flexibilität
Im Hause Competec zieht man nach rund einem Jahr Betrieb eine positive Bilanz: «Wir sind mit der Anlage sehr zufrieden.» Ihre grosse Stärke liegt in der Flexibilität. So kann hier im Gegensatz zur konventionellen Lagertechnik die Leistung unabhängig von der Lagerkapazität erweitert werden. «Die Anlage ist skalierbar und kann sogar bei laufendem Betrieb ausgebaut werden. » Konkret kann die Anzahl der Roboter ohne weiteres erhöht werden. Bei konventioneller Lagertechnik hingegen kann die Leistung nur durch das Hinzufügen von Gassen, sprich den Aufbau von weiterer Kapazität, erhöht werden.
René Fellmann hebt weiter die relativ geringe Störanfälligkeit hervor: «Der Ausfall eines Roboters hat nur marginale Auswirkungen auf die Gesamtleistung der Anlage.» Und noch einem Aspekt misst der Versandhändler besondere Bedeutung bei: «Das Lagergut wird mit Sorgfalt behandelt. Es gibt keine Stösse und keine ruckartigen Beschleunigungen, die sich negativ auf unsere wertvollen Produkte auswirken.»
Competec hat mit 62 000 Rüstbehältern und 70 Robotern angefangen. Die Anlage ist für maximal 86 500 Rüstbehälter und 100 Roboter ausgelegt. Bereits jetzt werden alle 86 500 Rüstbehälter verwendet. «Für die nächsten zwei bis drei Jahre ist keine Vergrösserung der Anlage nötig. Dafür haben wir geplant, die Anzahl der Roboter von momentan 70 auf 100 zu erhöhen. Falls das Szenario eintritt, das von einem sehr schnellen Wachstum ausgeht, ist eine bauliche Erweiterung der Anlage unumgänglich – und ohne weiteres möglich», berichtet der Geschäftsführer der Logistikdivision.
Rasante Entwicklungen sind im ECommerce wohl genauso häufig wie der Klick auf den «Bestellen»-Button. Flexibilität, Reaktionsfähigkeit und Schnelligkeit in der Logistik sind die drei magischen Wörter, um im temporeichen Geschäft bestehen zu können. AutoStore bietet der Competec- Gruppe dafür das nötige Gerüst.

Katharina Birk
 

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