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Bahninfrastruktur

Grosse Neubauprojekte und eine Reihe von Engpassbeseitigungen machen das Schweizer Schienennetz fit für wachsende Güterverkehrsvolumen. Pierre-André Meyrat, stellvertretender Direktor des Bundesamtes für Verkehr, hofft auf die Zustimmung zur Finanzierungsvorlage FABI im Februar 2014.

GS1 network: Der Güterverkehr wächst ständig. Wachsen die Schweizer Bahnstrecken mit?

Pierre-André Meyrat: Die Eröffnung des Lötschberg-Basistunnels und verschiedene Massnahmen auf den Zulaufstrecken dieses Tunnels haben die Kapazitäten für den Nord-Süd- Schienengüterverkehr deutlich erhöht. Ende 2016 wird auch der Gotthardund 2019 der Ceneri-Basistunnel eröffnet. Damit wird der Transitgüterverkehr auf der Schiene weiter gestärkt. Auf gewissen anderen Streckenabschnitten bestehen dagegen für den Güterverkehr Engpässe. Hier sind Massnahmen geplant.

Welche Massnahmen sollen Entlastung bringen?

In unserer Vorlage FABI, über die im Februar 2014 abgestimmt wird, ist bis 2025 der Bau eines Doppelspurtunnels zwischen Ligerz und Twann vorgesehen. Damit wird die Kapazität für den Güterverkehr auf der für ihn sehr wichtigen Jurasüdfusslinie erhöht. Auch andere FABI-Ausbauten, etwa das dritte Gleis zwischen Gümligen und Münsingen oder das Überholgleis im waadtländischen Founex, stärken den Güterverkehr.

Was sind strategisch wichtige Vorhaben für die Zukunft des Bahngüterverkehrs?

Die Realisierung des Vier-Meter-Korridors auf der Gotthardachse: Damit wird die Schieneninfrastruktur optimal aufgestellt für das stark wachsende Marktsegement der Sattelauflieger mit vier Metern Eckhöhe. Sie können heute erst auf der Lötschbergachse per Bahn transportiert werden. Weiter wird unsere Vorlage für den Schienengüterverkehr in der Fläche den Binnen-, Import- und Exportgüterverkehr auf der Bahn stärken – etwa durch die Sicherung von attraktiven Fahrrechten für den Güterverkehr und durch eine verbesserte Terminalplanung für den kombinierten Verkehr.

Im Februar 2014 stimmt das Volk auch über die Finanzierung ab. Ein sicheres «Ja»?

Wir hoffen, dass wir das Stimmvolk mit unserer guten Vorlage FABI überzeugen können. Es liegt im Interesse aller, für die Bahninfrastruktur eine langfristige und solide Finanzierung sicherzustellen. Nur so können die nötigen Ausbauten realisiert und das bestehende Netz in einem guten Zustand gehalten werden, der einen sicheren und pünktlichen Bahnbetrieb ermöglicht. Dank unserer Vorlage wurde die Volksinitiative «Für den öffentlichen Verkehr» zurückgezogen und verhindert, dass die Bahn auf Kosten der Strasseninfrastruktur finanziert wird.

Im Modalsplit hat die Strasse jahrzehntelang nur dazugewonnen. War das Verfehlen des Verlagerungsziels beim alpenquerenden Verkehr nicht absehbar?

Die Verlagerung ist unabhängig von den seinerzeit festgelegten Zielwerten ein Erfolg: Mit den ergriffenen Massnahmen können pro Jahr rund 700 000 Lastwagenfahrten über die Alpen vermieden werden. Die Tarife der Leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe sind so ausgestaltet, dass eine Erneuerung der Lastwagenflotte gefördert wird, was positive Auswirkungen auf die Belastung mit Luftschadstoffen mit sich bringt. Davon profitieren Anwohnerinnen und Anwohner und natürlich auch die Umwelt. Zwei Drittel der über die Alpen transportierten Güter werden heute auf der Bahn befördert. Die benachbarten Alpenländer erreichen nicht annähernd so gute Werte.

Wie ist Ihre Meinung zu Cargo sous terrain, dem Projekt einer unterirdischen Gütertransportachse im Mittelland?

Für die nächsten Jahrzehnte wird für den Güterverkehr ein weiteres starkes Wachstum vorausgesagt. Vor diesem Hintergrund wollen wir mit Projekten wie Cargo sous terrain auch ganz neue Möglichkeiten für den Gütertransport andenken. Der Bund ist bereit, die Abklärungen zur Machbarkeit zu unterstützen. Die Initiative für das Projekt liegt aber ganz klar bei der Wirtschaft.

Die Fragen stellte Alexander Saheb.

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