gs1-neton-header-01.jpg

Wenn alles stillsteht

Ohne Logistik bewegt sich nichts. Erst recht nicht in der Katastrophenhilfe. Gefragt sind Spezialisten, die Güterflüsse auch dann noch steuern, wenn eigentlich gar nichts mehr geht.

(kb) Strassen zerstört, Flughafen zerstört, Hauptstadt zerstört: 2010 legte ein Erdbeben Haiti in Schutt und Asche. Ein klassischer Fall für die LOG-ERU, Logistik Emergency Response Unit. Der Soforthilfstrupp ist bei Katastrophen einer der ersten vor Ort. Seine Aufgaben: Lagerung, Transport und Distribution von Hilfsgütern und Ausrüstung anderer Hilfseinheiten. «Je nach Lage muss zunächst die Infrastruktur instand gesetzt werden. Die Logistiker sorgen dafür, dass Hilfsgüter überhaupt ins Land kommen», erläutert Katherine Moore, die beim Schweizerischen Roten Kreuz (SRK) die LOG-ERU leitet. «Ohne sie können andere Helfer, zum Beispiel Feldspitäler, nicht arbeiten.»

Profis am Werk

In Wabern bei Bern lagert das Material für die humanitären Logistikeinsätze und ist jederzeit abrufbereit. Ohne medizinische Notfallsets, Zelte und Computer können die Helfer nicht arbeiten.Das SRK ist eine von fünf Länderorganisationen, die eine LOG-ERU ausbilden, betreuen und finanzieren. «Unsere Gruppe besteht aus dreissig erfahrenen Logistikern», berichtet Beatrice Weber, SRK-Verantwortliche für Not- und Katastrophenhilfe. In regelmässigen Trainings werden die Freiwilligen auf ihre Einsätze vorbereitet. Ein Team von fünf bis sechs Logistikern ist in der Regel einen Monat vor Ort. Die Gesamtdauer eines Mandats beträgt maximal vier Monate. «Grosse Katastrophen wie in Haiti sind die Ausnahme. Manche Helfer sind zweimal ausgerückt», erinnert sich Katherine Moore.
Die Logistiker arbeiten aber nicht nur in Katastrophengebieten. 2012 griffen Mitglieder der LOG-ERU zum Beispiel dem Jordanischen Roten Halbmond bei der Organisation der Logistik unter die Arme. Thomas Bögli, Mitglied der LOG-ERU, berichtet von dem Einsatz: «Dort mangelte es an Grundlegendem. Die Warenbestände waren nicht aktualisiert und die Übersicht fehlte.»

18 Paletten, die Leben retten

Das Material für die humanitären Logistikeinsätze lagert zentral in Wabern bei Bern: von medizinischen Notfallsets für die Helfer über Computer und Satellitentelefone bis hin zu Geländewagen und Hubstaplern. «Wenn wir die volle Ausrüstung benötigen, reisen wir mit 18 Paletten», weiss Thomas Büeler, Logistikkoordinator beim SRK. Hilfsgüter wie Zelte oder Notfallsets werden hingegen dezentral an verschiedenen Standpunkten gelagert, darunter auch Wabern. Das gesamte Material wird nach dem Einsatz der lokalen Rotkreuz- oder Rothalbmondorganisation übergeben. «Ein Rücktransport in die Schweiz ist aufgrund der Kosten nicht sinnvoll», so Thomas Büeler abschliessend.
Nach ihrer Rückkehr in die Schweiz werden aus den humanitären Logistikern wieder zivile Logistiker. Und in beiden Bereichen gilt: Ohne Logistik steht das Leben still.

Katharina Birk

Nach oben