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Logistik und Transport in Zukunft

e: Im Jahr 2050 wird ein Grossteil der Wertschöpfung in Mega-Cities stattfinden. Sie sind die zentralen Kraftzentren und gelten als Treiber und Gewinner des «grünen Wachstums».Die Logistik- und Transportbranche steht vor grossen Herausforderungen. Gefragt sind stabile, sichere und nachhaltige Lieferketten. Das zeigen Studien von PricewaterhouseCoopers und der Deutschen Post DHL.

(jh) Transport- und Logistikdienstleister müssen sich heute den unterschiedlichsten Anforderungen stellen. «Transportation & Logistics 2030», eine von PricewaterhouseCoopers (PwC) herausgegebene internationale Studienreihe, hat sich der Aufgabe gestellt, aufschlussreiche Zukunftsszenarien zu entwickeln.

Transportation & Logistics 2030

In der ersten Schriftenreihe von PwC stehen die Verknappung der Energieressourcen und die Auswirkungen dieser Entwicklung auf die Lieferkette im Mittelpunkt. Der Ölpreis stellt für die Branche einen Schlüsselfaktor dar. Dessen Preisschwankungen und die wachsenden Anforderungen an die Dokumentierung des CO2-Ausstosses – der sogenannte «Carbon Footprint» – sind Themen, denen sich Logistikdienstleister stellen müssen, um zukunftsorientierte Lösungen zu entwickeln.

Der zweite Teil, «Transport Infrastructure – Engine or hand brake for global supply chains?», befasst sich mit den Herausforderungen auf dem Infrastruktursektor. Eine unzureichende Infrastruktur führt zu verringertem Wirtschaftswachstum. Regierungen und Infrastrukturbetreiber, aber auch die Unternehmen aus der Transportund Logistikbranche sind aufgefordert, Lösungen zu finden, denn nur mit einer nachfrageorientierten, effizienten, intelligenten Infrastrukturplanung und einer gesicherten Finanzierung sind die zukünftigen Anforderungen zu bewältigen.

Teil drei der Studienreihe «Transportation & Logistics 2030» widmet sich den Emerging Markets und den Herausforderungen, die sich aus dem steigenden Wirtschaftswachstum ergeben. Welche neuen Verteilerzentren werden sich entwickeln? Wer wird in Zukunft die führende Rolle übernehmen? Antworten auf diese Fragen und einen Ausblick auf die Entwicklung der Logistikzentren im globalen Netzwerk gibt der Teil «Emerging Markets – New hubs, new spokes, new industry leaders?»

Im vierten Teil geben Fachleute ihre Einschätzungen bezüglich der weltweiten Sicherheit ab. Die Bedrohung durch Terrorangriffe oder Naturkatastrophen wird zunehmen, darin sind sie sich einig. Terrorismus, Wirtschaftsund Cyberkriminalität schaden vielen Industrien. Ein Anschlag auf die Drehkreuze beziehungsweise Umschlagplätze für Waren und Güter oder die Unpassierbarkeit wichtiger Kanäle und Brücken können in einer Branche, in der es vor allem auf Schnelligkeit ankommt, innerhalb kürzester Zeit zu Milliardenverlusten führen. Welche Zukunftsszenarien sind denkbar? Welche Gefahren lauern im Netz, und worauf müssen sich die Unternehmen einstellen? Einen Überblick liefert der Teil der Studie mit dem Titel «Securing the supply chain». In den Schwellenländern verzeichnete die Transport- und Logistikbranche in der Vergangenheit grosse Wachstumsraten. Die Entwicklung auf dem Fachkräftemarkt hat aber mit dem Tempo nicht Schritt gehalten. Auch in den Industrieländern hat man es bei ähnlich rasantem Wachstum versäumt, sich auf den Generationenwechsel vorzubereiten. Mit welchen Strategien die Branche dem Fachkräftemangel entgegentreten sollte, erläutert der Teil «Winning the talent race».

Logistik 2050

Auch die Szenariostudie der Deutschen Post DHL «Delivering Tomorrow: Logistik 2050» wirft einen umfassenden Blick in die Zukunft von Handel, Wirtschaft und Gesellschaft. Die Publikation beschreibt fünf Visionen vom Leben im Jahr 2050. Allen Szenarien gemeinsam ist eine stark veränderte Rolle der Logistik. Der Bedarf an Logistikdienstleistungen wird steigen, aber die Herausforderungen für die Branche weichen je nach Szenario stark voneinander ab.

Szenario eins: Sollten sich die Rahmenbedingungen nicht ändern, bleibt es bei einem zügellosen Wachstum. Der Umwelt droht ein Kollaps. Es wird ungehemmt weiter konsumiert. Davon profitiert die Logistik. Die Nachfrage nach Transport- und Logistikdienstleistungen steigt stark an. Ein globales Transportnetz ermöglicht einen raschen Güteraustausch zwischen den unterschiedlichen Konsumzentren. Die Ressourcen schwinden, der Klimawandel schreitet voran und Naturkatastrophen häufen sich. Es kommt immer öfter zu Lieferunterbrechungen und damit zu erhöhten Anforderungen für die Logistikunternehmen.

Laut Szenario zwei wird im Jahr 2050 ein Grossteil der Wertschöpfung in Mega-Cities stattfinden. Sie sind die zentralen Kraftzentren der Welt und gelten als Treiber und Gewinner des «grünen Wachstums». Den Herausforderungen wie Verkehrsüberlastung und Luftverschmutzung begegnen die Megastädte mit Kooperationen. Die Konsumgewohnheiten haben sich geändert. Produkte werden häufiger gemietet als gekauft. Ein globales Transportnetz gewährleistet Handelsverbindungen zwischen den globalen Megastädten. Die Logistikindustrie steuert die städtische Versorgung und erbringt sogar Systemleistungen für Flughäfen, Krankenhäuser und Einkaufszentren.
Das dritte Szenario geht von einem individualisierten Lebensstil aus. Laut der Studie werden die Konsumenten im Jahr 2050 dank 3D-Druckern eigene Produkte erfinden, entwickeln und gestalten. Diese Entwicklung führt zu einem Anstieg der regionalen Handelsströme. Die Lokalisierung führt zu weniger Ferntransporten fertiger und halbfertiger Waren. Dafür organisieren die Logistikanbieter komplette physische Wertschöpfungsketten. Ausserdem kanalisieren sie in diesem Szenario die Daten der Konstruktions- und Designvorlagen für 3D-Drucker. Effiziente regionale Logistikressourcen und ein erstklassiges Transportnetz werden zu Erfolgsfaktoren im Kampf um den Kunden.

Düster gestaltet sich das Szenario vier. Wirtschaftskrisen und Nationalismus haben die Globalisierung praktisch rückgängig gemacht. Die technologische Entwicklung stagniert. Hohe Energiepreise und dramatische Ressourcenknappheit schüren internationale Konflikte über Rohstoffvorkommen. Für die Logistikindustrie stellen der Rückgang des Welthandels und die damit verbundene Regionalisierung der Lieferketten grosse Herausforderungen dar. Regierungen betrachten die Logistik als strategischen Wirtschaftszweig. Vor dem Hintergrund der angespannten Beziehungen zwischen einzelnen Ländern treten Logistikanbieter als Vermittler im internationalen Handel auf.

Laut Szenario fünf schafft es die Welt, mit den durch den Klimawandel verursachten Naturkatastrophen umzugehen. Die Logistik übernimmt dabei eine wesentliche Aufgabe. Im Jahr 2050 kommt es zu einem radikalen Schritt in Richtung redundanter Produktionssysteme und regionalisierter statt globaler Lieferketten. Gewinner dieser Entwicklung sind Logistikanbieter, welche die Versorgungssicherheit garantieren können. Reserveinfrastrukturen werden aufgebaut, und anstelle von Just-in-time-Lieferprozessen setzt die Industrie auf riesige Lagerstandorte in der Nähe der Produktionsstätten.

Joachim Heldt


Die Studien
Transportation & Logistics 2030 
Delivering Tomorrow: Logistik 2050

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