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Zwei Organisationen, ein Thema

Zwei Organisationen, ein ThemaGut ein Jahr ist vergangen, seit GS1 Schweiz das Thema Nachhaltigkeit in die Strategie aufgenommen hat. In der Zwischenzeit hat sich einiges getan. Und auch im europäischen Ausland ist man aktiv. Ein Blick über den Tellerrand.

Bei GS1 Schweiz wird Nachhaltigkeit unter zwei sich ergänzenden Aspekten betrachtet. Zum einen werden die GS1 Standards, die Transparenz in der Supply Chain schaffen, in die Überlegungen miteinbezogen. Zum anderen kommt die Sicht von Efficient Consumer Response (ECR) mit Fokus auf die Prozesse zum Tragen. Die Grundidee von ECR besteht darin, den Nutzen für alle Akteure, insbesondere für die Konsumenten, durch unternehmensübergreifende Zusammenarbeit zu steigern. ECR ist in 24 Ländern aktiv und erarbeitet nationale und multinationale Prozessempfehlungen. Auf europäischer Ebene wird Nachhaltigkeit als einer von vier Kernbereichen betrachtet. Demand Side, Supply Chain und Connecting Business Information sind die anderen drei Themenfelder von ECR Europe. ECR bietet neben kollaborativ entwickelten Lösungen zahlreiche Empfehlungen und Handbücher zu Demand Side und Supply Chain, die auch Nachhaltigkeit behandeln.

Gemeinschaftliche Logistikplattform
Diese Konzepte werden von ECR insbesondere in Frankreich, England, Deutschland und Österreich aktiv umgesetzt. Konkretes Beispiel ist die gemeinschaftliche Logistikplattform, die auf Initiative von ECR Frankreich umgesetzt wurde. Sowohl Produzenten, Händler als auch Logistikdienstleister profitieren von dieser Logistikplattform, deren Ziel es ist, den Herausforderungen des steigenden Verkehrsaufkommens sowie nicht optimierter Lagerflächen mittels kollaborativer Supply Chains zu begegnen. Um die logistischen Kräfte effizient bündeln zu können, wird die dazugehörige Website www.mutualisationlogistique. com wie eine Social-Media-Plattform geführt, wo Profile, Anforderungen und Bedürfnisse für eine Kollaboration hinterlegt werden. Anschliessend können kartografisch sowie bedürfnisspezifisch mögliche Handelspartner ermittelt werden.

Award für nachhaltige Geschäftstätigkeiten
In England ist das Institute of Grocery Distribution (IGD) Träger von ECR UK. Hier werden zur Nachhaltigkeit folgende Aspekte spezifisch betrachtet: Corporate Social Responsibility (CSR), Treibhausgase, Energie, Wasser, Verpackung und Abfall, ethische und soziale Aspekte sowie Distribution. IGD stellt seinen Mitgliedern eine Datenbank zur Verfügung, die unter anderem CSR-Berichte, ein Onlineglossar und diverse Best-Practice-Berichte enthält. Das Institut vergibt ausserdem den IGD Award, mit dem nachhaltige Geschäftstätigkeiten prämiert werden. In Bezug auf Treibhausgase hat sich ECR UK bereits 2008 zu einer gemeinsamen jährlichen Messung der Emissionen sowie zu Reduktionszielen verpflichtet. Damit wurden bereits signifikante Einsparungen an CO2, Transportkilometern und Dieselverbrauch erreicht. Weitere Projekte zielen auf die Reduktion von Leerfahrten dank Kollaboration ab.

Produktdaten transparent machen
ECR Germany ist – analog der Schweizer Struktur – integrativer Bestandteil von GS1 Germany. Nachhaltigkeit wird auch hier in unterschiedlichen Publikationen behandelt. Unter anderem wird ein direkter Zusammenhang zwischen Produktdatentransparenz und Nachhaltigkeit hergestellt. Die Produktdatentransparenz wird in diesem Sinne als Treiber für Klimaschutz, nachhaltige Ressourcen- und Landnutzung, faire Handelspartnerschaften und Kooperationen, Förderung nachhaltiger Konsummuster und schlussendlich für Produkttransparenz ausgemacht. In der Praxis wird die Produktdatentransparenz unter anderem mit Partnerschaften zu relevanten Initiativen (zum Beispiel EU myEcoCost) oder mittels Schulungen zum Thema aktiv gefördert. GS1 Germany engagiert sich zusätzlich mit weiteren Initiativen, zum Beispiel Transportpooling oder Transportverlagerung auf die Schiene. Auch in Österreich hat ECR Empfehlungen zu Themen wie ökologische und soziale Nachhaltigkeit sowie Sustainable Packaging und Sustainable Transport erarbeitet. Eine intensivere Auseinandersetzung findet insbesondere zum Thema Abfallwirtschaft statt.

Nachhaltige Standards
Sowohl seitens ECR als auch GS1 wird der Beitrag von Standards zur Nachhaltigkeit kommuniziert. GS1 Standards werden einerseits weltweit angewendet und sind andererseits in kollaborativen Prozessen entwickelt worden. Weiterhin tragen sie aufgrund der Effizienzsteigerung von Prozessen zur Ressourcenschonung und somit zur Nachhaltigkeit bei. GS1 pflegt zudem eine Partnerschaft mit dem Consumer Goods Forum (TCGF), welches unter anderem die einheitliche Entwicklung von Standards zur Messung von Nachhaltigkeit zum Ziel hat. Drei GS1 Länderorganisationen untersuchen konkret die Wirkungen der Anwendung von Standards auf die Umwelt. GS1 Grossbritannien vergleicht die Konsequenzen der Nutzung verschiedener Standards mit jenen der Nicht-Nutzung. Mithilfe von Life Cycle Assessments, die den CO2-Ausstoss eines Produkts von der Rohstoffgewinnung bis zu seiner Entsorgung untersuchen, arbeitet GS1 Frankreich daran, die Auswirkungen der GS1 Standards auf die Umwelt quantifizierbar zu machen. Im Fokus stehen dabei RFID-Tags (Radiofrequenzidentifikation). Dieselbe Idee verfolgt GS1 Spanien. Hier steht der korrekte Entsorgungsprozess im Vordergrund. Auf lokaler Ebene ist jedes dieser Projekte wertvoll. Auf weltweiter Ebene muss die gemeinsame Rolle von GS1 und ECR noch definiert werden. So kann künftig garantiert werden, dass die Vorteile beider Systeme sowie die Vorarbeit aus den Projekten standardisiert auch für Mitglieder von GS1 Schweiz von Nutzen sind.

Jonas Batt
Valentin K. Wepfer

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