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Menschen oberirdisch, Güter unterirdisch

In einer ersten Etappe des Projekts Cargo sous terrain ist die Strecke zwischen Härkingen im Kanton Solothurn und dem Grossraum Zürich geplant.Das unterirdische Tunnelsystem Cargo sous terrain (CST ) könnte für ein neues Schweizer Gesamtlogistikangebot stehen. Geht es nach den Initiatoren, sollen in gut zehn Jahren die ersten Güter bewegt werden. Befürworter sehen darin ein ambitioniertes Schweizer Verkehrsverlagerungsprojekt, das international Massstäbe setzen könnte. Eine Totgeburt, ächzen Kritiker und erinnern an Cargocap oder Cargolifter.

Rund ein Jahr existiert der Förderverein CST. Sein Ziel: eine in allen Aspekten fundierte Machbarkeitsstudie zum Thema Cargo sous terrain. «Der Verein bildet die Dachorganisation, in welche alle massgeblichen Player ein- gebunden sind, die CST ermöglichen und durchsetzen wollen», führt CST- Sprecher Patrik Aellig im exklusiven Gespräch mit GS1 network aus. Zahlreiche Firmen aus der Logistikbranche seien bereits Mitglieder des Vereins. Sie arbeiten aktiv am Lösungskonzept mit», bestätigt er.

Machbarkeit
Sie soll zunächst im zentralen Mittelland, später für den Raum zwischen Boden- und Genfersee und in Richtung Basel aufgezeigt werden; die zeitliche Abfolge ist nicht festgelegt. «Die Studie soll die Basis für die anschliessende Realisierung sein», sagt Aellig. In einer ersten Etappe des Projekts Cargo sous terrain ist die Strecke zwischen Härkingen im Kanton Solothurn und dem Grossraum Zürich geplant. Im Best Case befördern dann unter- irdische Transportfahrzeuge beladene Paletten zwischen wichtigen Logistik- und Verteilzentren der Schweiz – inklusive Feinverteilung in der City.

Unbemannte Transportfahrzeuge verkehren vollautomatisch in dreispurigen Tunnels mit elektrischem Antrieb bei einer konstanten Geschwindigkeit von 30 Stundenkilometern.Umsetzungskonzept
Die erste, rund 70 Kilometer lange Teilstrecke existiert bereits in den Köpfen der Projektförderer. Sie soll vom Raum Gäu/Härkingen SO nach Zürich führen. Die Güter werden palettiert in unbemannten, kühlbaren Transportfahrzeugen vollautomatisch befördert. Die Fahrzeuge verkehren mit elektrischem Antrieb in dreispurigen Tunnels mit einer konstanten Geschwindigkeit von rund 30 Stundenkilometern.
Der Zugang zum System wird über Andockstellen erfolgen, die ein automatisiertes Be- und Entladen der CST- Fahrzeuge oder anderer Verkehrsträger ermöglichen. Für den Betrieb soll möglichst auf erneuerbare Energien gesetzt werden. Aellig beschreibt sehr konkret das unterirdische System, so, als wäre der Tunnel bereits Realität. Und in der Tat: «Die einzelnen Komponenten der Gesamtlösung CST sind bewährt und heute schon vielfach im Einsatz», sagt Aellig. Das gibt Rückenwind.

Vereinsarbeit
Vereinsangaben zufolge ist ein erfahrenes Projektteam aus Praktikern und Marktakteuren mit der Machbarkeitsstudie betraut. «Das sind kompetente Fachleute, die sich etwa mit technischen Variantenanalysen der Streckenführung befassen, dem möglichen Marktpotenzial, der Ausgestaltung des unterirdischen Transportsystems und der Transportfahrzeuge, den Andockstellen (Hubs) und ihrer geografischen Lage sowie der Finanzierbarkeit», listet der CST-Sprecher auf.
Auch das Bundesamt für Verkehr ist am Projekt beteiligt. Mit den Bundesbehörden bestehe «ein intensiver fachlicher Austausch», bestätigt Patrik Aellig. Dieser beinhalte beispielsweise die Bereitstellung von Grundlagendaten, die zur Systementwicklung notwendig sind.

Bedürfnisse
Als innovatives Logistiksystem will CST nicht nur die Schweizer Verkehrsgeschichte zukünftig um eine neue Dimension erweitern. «Wir wollen auch die Marktbedürfnisse mit modernster automatisierter Technologie erfüllen»,
betont Aellig. Das schliesst Produzenten wie Händler und Konsumenten ein. «Das unterscheidet vielleicht CST von anderen Konzepten, die einer grossen Technikbegeisterung entsprangen, aber nur mangelhaft auf die tatsächlichen Gegebenheiten und Bedürfnisse ausgerichtet waren», sagt Aellig unaufgeregt.

Ergebnisse
Im Frühjahr 2015 sollen die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie über Wettbewerbsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit auf dem Tisch liegen. Die beiden «W» sind das A und O, um auch das Interesse privater Investoren zu wecken. zeugt werden: «Entlastung der Strasse, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit, die Lärmreduktion und der reduzierte Lagerbedarf, da CST eine Pufferfunktion übernehmen kann», so lauten für ihn die CST-Vorteile – unzweifelhaft ist er nicht ganz unbefangen. Aellig ist sich zudem bereits sicher: «CST wird eine Ergänzung der heute verfügbaren Transportsysteme unter Einbezug der bestehenden Akteure sein, mit einer offenen und für alle zugänglichen Infrastruktur.»

Tim-Oliver Frische

weitere Informationen: www.cargosousterrain.ch

 

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