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Die digitale Pille

Digitale Anwendungen sind in vielen Bereichen schon Realität. Nun gibt es auch die digitale Pille, die Daten aus dem Innern an das Smartphone schickt. Mich erinnert das ein bisschen an den Science-Fiction-Klassiker «Die Reise ins Ich» von Joe Dante aus dem Jahr 1987. Nicolas Negroponte, Mitbegründer des MIT Media Lab, hatte 1999 die Vision einer «smart pill»: «Es wird Computer geben, die wir jeden Tag essen.» Die Computer enthalten Sensoren, die anatomische Daten aufzeichnen und an eine Blackbox am Gürtel schicken. «Ist der Computer durch den Körper durch, ist das kein Problem – dann schlucken Sie einfach den nächsten.»

Seit 2008 ist die PillCam Colon zugelassen. Auf einer Grösse von 11×31 Millimetern befindet sich ein komplettes Filmstudio. Die 2,9 Gramm schwere Kapsel wird wie ein herkömmliches Medikament geschluckt, schiesst bis zu 35 Bilder pro Sekunde und überträgt diese direkt an ein Aufzeichnungsgerät. Die PillCam ist für die Vorsorgeuntersuchung des Verdauungstraktes ausgelegt. Die Entwicklung geht auf den israelischen Ingenieur Gavriel Iddan zurück.
Und das Konzept der digitalen Tablette? In das Medikament Abilify MyCite wird ein kleiner Sensor des Herstellers Proteus Digital Health eingesetzt. Beim Kontakt mit der Magensäure wird der Sensor aktiviert und sendet ein Signal an das Heftpflaster am Körper des Patienten. Dieses wiederum sendet die Information an eine App. So ist es für Arzt, Pfleger, Familie oder Freunde möglich, über das Smartphone zu kontrollieren, ob der Patient das Medikament einnimmt.
Das Arzneimittel wird bei Schizophrenie, bipolarer Störung und Depression verschrieben. Hergestellt wird die Pille von der japanischen Firma Otsuka Pharmaceutical. Die Zulassung der Sensorpille durch die amerikanische Gesundheitsbehörde erfolgte im No- vember 2017. In der Begründung heisst es: «Wir unterstützen die Entwicklung und den Einsatz neuer Technologien für verschreibungspflichtige Medikamente.»

Joachim Heldt

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