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Von Industrie 4.0 zur Supply Chain 4.0

in der Produktion 4.0 kommen  vernetzte und selbststeuernde Roboter, Maschinen und Anlagen zum Einsatz.Robotik, additive Fertigung, künstliche Intelligenz, Internet of Things, Blockchain, Geofencing und Platooning beschreiben die Welt von Industrie 4.0. Produkte und Dienstleistungen werden über Netzwerke miteinander verbunden. Es entstehen neue Geschäftsmodelle, Märkte und Produkte.

Industrie 4.0 beschränkt sich nicht auf eine einzelne Branche, sondern betrifft alle Unternehmen. Denn bei Industrie 4.0 geht es nicht um die Einführung einer einzelnen Technologie, sondern um ein neues Konzept und Denkmodell: Menschen, Produkte, Maschinen und Systeme werden digital miteinander verbunden. In einer ersten Phase von Industrie 4.0 werden sich die Prozesse entlang der Wertschöpfungskette verändern und zu erhöhter Produktivität, geringeren Durchlaufzeiten und steigender Produktevielfalt führen. In einer zweiten Phase werden neue Produkte und Dienstleistungen entstehen, sogenannte «Smart Products», bevor in einer dritten Phase neue Geschäftsmodelle entwickelt werden.

Industrie 4.0 geht uns alle an
Die Experten sind sich darin einig, dass Industrie 4.0 unser Arbeiten und Leben grundlegend verändern wird. Wie die Veränderungen konkret aussehen werden, ist allerdings noch sehr vage. Die Aussagen und Modelle bewegen sich auf einer abstrakten Ebene oder ver irren sich in technischen Details. In der aktuellen Logistikmarktstudie wurde ein umfassendes Bild der Auswirkungen von Industrie 4.0 auf die gesamte Supply Chain dargestellt und dazu eine Umfrage im Schweizer Markt durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Unternehmen bisher noch wenige Projekte im Zusammenhang mit Industrie 4.0 umgesetzt haben. Am häufigsten wurde die vollständige Transparenz über bestands-, produkt- und fertigungsbezogene Informationen in Echtzeit umgesetzt. Auf Platz zwei steht der Einsatz von intuitiv bedienbaren, (teil)- automatisierten Assistenzsystemen zur Unterstützung des Fertigungspersonals. Als grösste Hürden bei der Umsetzung werden die hohen finanziellen Investitionen sowie das fehlende technologische und methodische Knowhow genannt. Für viele Unternehmen ist noch unklar, wie Industrie 4.0 die Supply Chain beeinflussen wird und welche Veränderungen sich für Beschaffung, Produktion, Absatz, Rückführung und Entsorgung sowie die Logistik ergeben. Nachfolgend sind mögliche Entwicklungen in Bezug auf die Supply Chain dargestellt.

Beschaffung 4.0
Die Beschaffung 4.0 ist digital mit dem Einkauf und allen relevanten Lieferanten in der Supply Chain vernetzt. Dadurch erhält das Unternehmen Transparenz über die Leistungen seiner Zulieferer und Dienstleister. Zusätzlich werden Big Data Analytics zur Unterstützung bei Entscheidungen eingesetzt. Dabei laufen die gesamten Vorgänge automatisiert ab und Smart Contracts werden in die Prozesse integriert. Grosse Auswirkungen werden auch auf den Geldfluss erwartet, welcher automatisiert sein wird.

Produktion 4.0
Die Fertigung in der Produktion 4.0 erfolgt vollautomatisiert. Zum Einsatz kommen dabei vernetzte und selbststeuernde Roboter, Maschinen und Anlagen. Die Produktionsanlagen sind mit standardisierten Schnittstellen ausgestattet und modular konfigurierbar. Die Maschinen, Anlagen und Roboter vergeben Aufträge selbstständig untereinander und führen diese autonom aus. Dadurch erhöht sich die Flexibilität und es kann schneller auf veränderte Kundenwünsche reagiert werden.

Absatz 4.0
Absatz 4.0 beschreibt die Vernetzung und Integration aller Absatzkanäle. Das Fulfillment einer Kundenbestellung oder eines Kaufs wird unabhängig vom Kanal durchgeführt, in dem die Bestellung getätigt wurde. Die Lieferung erfolgt mittels intelligenter Transportmittel, wie Drohnen oder selbstfahrenden Fahrzeugen. Weitere Stichworte im Zusammenhang mit Absatz 4.0 sind Geofencing, Shopper Journey, Smart Contracts, Absatzprognose und Big Data.

Entsorgung 4.0
Im Rahmen von Rückführung und Entsorgung 4.0 werden Unternehmen mit ihren Kunden vernetzt. So können sich Kunden im Internet für die Rücknahme registrieren und werden über den voraussichtlichen Sammeltag per App informiert. Rücksendungen von Elektrogeräten werden vom Produkt selbst veranlasst, sobald dieses feststellt, dass wesentliche Komponenten defekt sind oder das Lebensende erreicht wurde. Und auf der Basis automatisierter Füllstandsmeldungen an Abfallbehältern werden optimierte Touren organisiert.

Logistik 4.0
Die Logistik 4.0 bietet ihren Kunden individualisierte Produkte und Dienstleistungen an. Sie zielt darauf ab, Wettbewerbsfähigkeit durch Zeit- und Flexibilitätsvorteile, Genauigkeit sowie (digitale) Value-added Services zu erzielen. Ermöglicht wird dies durch den vernetzten Einsatz neuer Technologien, die einen vollautomatisierten Umschlag und Lagerung erlauben. Dabei erfolgt der Transport durch führerlose, autonome Fahrzeuge, die in Echtzeit miteinander kommunizieren und interagieren.

Frischer Wind sorgt für Bewegung
Mit Industrie 4.0 und damit verbunden Supply Chain 4.0 stehen die Unternehmen am Anfang von Umwälzungen und Veränderungen. Die Produktevielfalt wird sich stark vergrössern, individualisierte Produkte werden hergestellt und «Losgrösse 1» hält Einzug in die Unternehmen. Zudem werden die Produkte vernetzt sein und sich zu «Smart Products» wandeln. Darauf aufbauend werden neue Dienstleistungen entwickelt und neue Märkte entstehen. Diese Veränderungen lassen die Komplexität der Supply Chains ansteigen, erhöhen aber auch deren Wichtigkeit innerhalb der Unternehmen. Hier den Überblick zu behalten und mögliche Entwicklungen zu antizipieren, stellt eine grosse Herausforderung dar. Es müssen aber nicht nur Supply Chains angepasst werden, sondern auch die Unternehmensorganisation und -kultur. Nur mit einer integrierten Betrachtungsweise kann das Unternehmen den Wandel erfolgreich bewältigen. Als erster Schritt zu einem Unternehmen 4.0 muss bei den Entscheidungsträgern das Bewusstsein geschaffen werden, dass Industrie 4.0 die Märkte nachhaltig verändern wird. Unternehmen, die sich bereits heute mit Industrie 4.0 und Supply Chain 4.0 auseinandersetzen, werden in der Welt von morgen einen Wettbewerbsvorteil haben.

Dr. rer. oec. Simon Zäch

Fokusstudie SCM 4.0

Der Schwerpunkt der zehnten Ausgabe der Logistikmarktstudie Schweiz liegt auf dem Supply Chain Management 4.0. Es wird der aktuelle Umsetzungsgrad in Bezug auf Industrie 4.0 in der Schweiz dargestellt, aber auch Industrie-4.0- Technologien und -Lösungen in der Supply Chain beschrieben. Die Erkenntnisse werden auf Beschaffung, Produktion, Distribution, Rückführung und Entsorgung umgelegt und mögliche Auswirkungen aufgezeigt. Die Studie wurde von der Universität St. Gallen im Auftrag von GS1 Schweiz erstellt. Die Gesamtstudie wie auch einzelne Fokusstudien können als PDF-Dokument bei GS1 Schweiz gekauft werden: www.gs1.ch/shop

 

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