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Kleiner Kasten, grosse Leistung

Einfach ist manchmal besser. Deshalb setzt das Jungunternehmen Kizy Tracking darauf, Ladungsträger und Waren global, einfach und günstig per Mobilfunknetz statt aufwendig mit GPS zu orten. Kizy hat nicht nur den 20. Swiss Logistics Award gewonnen, sondern wurde auch am Mobile World Congress ausgezeichnet.

«Wir sind mit der Entwicklung sehr zufrieden», meint Alexandre Luyet, Gründungsmitglied und Marketingchef der 2014 in Neuchâtel gegründeten Kizy Tracking AG (www.kizytracking.com). Der Gewinn des Swiss Logistics Award hat dem Unternehmen viel Aufmerksamkeit gebracht und grosses Interesse an der angebotenen Trackinglösung geweckt. Derzeit starte man Pilotprojekte mit grösseren Unternehmen. Laut Luyet habe der Preisgewinn vor allem Firmen aus der Pharmabranche überzeugt, sich die Lösung des Jungunternehmens einmal näher anzusehen.

Die angebotene Trackinglösung setzt an einem ganz alltäglichen Problem der Logistik an: Wo ist meine Ware? Heute werden für die Lokalisierung meist passive Lösungen, wie beispielsweise ein Barcode oder ein RFID-Tag, oder aktive Systeme wie GPS verwendet. Passive Systeme sind zwar vergleichsweise günstig im Betrieb, erfordern aber eine punktuelle Leseinfrastruktur und bieten somit keine nahtlose Verfolgung. GPS-Lösungen sind dagegen vergleichsweise teuer und verbrauchen im Betrieb viel Energie, liefern aber auch eine unabhängige und genaue Position. Keine der beiden Varianten erlaubt ein günstiges und flächendeckendes Tracking. Genau hier setzt die Idee des Kizy Trackers an.

Nicht ganz genau, aber genau genug
Das kleine Gerät misst nur 10 × 5 × 0,8 cm und arbeitet nicht mit GPS, RFID oder Barcodes. Der Tracker verwendet vielmehr das terrestrische Mobilfunknetz. Das reduziert zwar die Genauigkeit der Positionsbestimmung, aber auch die Kosten. Laut Luyet hat man sich für diese Lösung entschlossen, weil es in 95 Prozent der Zeit genügt, eine ungefähre Kenntnis über den aktuellen Aufenthaltsort eines Objekts zu haben. Wolle man es genauer wissen, könnten sekundäre Daten wie Kundenadressen oder Produktionsstandorte herangezogen werden.

Zudem verfügt der Kizy Tracker über zwei Genauigkeitsstufen. Die standardmässige Genauigkeit beträgt 200 bis 2000 Meter. Bei Bedarf ist es möglich, die Präzision zu steigern und mit einer gezielten Abfrage die Position auf rund 100 Meter genau zu bestimmen. Der Nutzer des Systems kann die Positionsinformationen über eine Onlineplattform jederzeit abrufen. Als aktives System ermöglicht Kizy eine nahtlose Verfolgung. Bei stündlichem Positionsupdate kann der Tracker ein Jahr verwendet werden, bevor der integrierte Akku geladen werden muss. Reduziert man das Updateintervall, läuft das Gerät entsprechend länger.

Mehr Umsatz, weniger Schwund
Durch den Verzicht auf eine aktiv arbeitende GPS-Technologie sind die Kosten für das System sehr gering. Laut Angaben von Kizy liegen die Investitions- wie auch die Betriebskosten um den Faktor 15 bis 20 tiefer als bei den bisher verfügbaren aktiven Tracking-Systemen. Ein Kizy Tracker selbst kostet (bei kleinen Stückzahlen) lediglich 35 US-Dollar. Anschliessend kann man ein Prepaid-Guthaben für das Tracking erwerben. Pro Nutzungstag fallen Kosten von 0.20 US-Dollar an. Die auf rund 100 Meter genaue Lokalisierung kostet 0.50 US-Dollar pro Positionsbestimmung und wird nur bei Bedarf verwendet. Von Kizy erstellte Business-Case-Rechnungen zeigen positive Effekte in drei Bereichen: Reduktion der Verluste, Reduktion der Prozesskosten für Nachforschungen und Kundenservice sowie Steigerung des Umsatzes durch höhere Wettbewerbsfähigkeit. Je nach Parametern mache sich das System schon binnen weniger Jahre bezahlt.

Luyet sieht das System idealerweise auf langen Strecken im Einsatz, bei denen die Ware mehrmals das Transportmittel wechselt. Dank Kizy ist die Lokalisierung auch bei einem Wechsel des Ladungsträgers nahtlos möglich, ebenso über Landesgrenzen und Transportdienstleister hinweg. Ein Anwendungsbeispiel seien Bauprojekte, bei denen die rechtzeitige Warenankunft an der Baustelle mit dem Tracker kontrolliert wird. Auf der Baustelle selbst kann so der richtige Maschineneinsatz, beispielsweise von Kränen, besser geplant werden.

Auch in der Automobilindustrie und der Just-in-Time-Fertigung könne der Tracker gut eingesetzt werden. Wenn nämlich eine Teilesendung nicht rechtzeitig an einem vordefinierten Punkt ist, lässt sich rechtzeitig eine Ersatzbestellung auslösen. Aktuell kommen Interessenten und Kunden für das System aus dem Freight Forwarding. Sie verfolgen das Ziel der Qualitätsprüfung und der Optimierung ihrer Supply Chain. Gerade für kleine Firmen ist der Einsatz möglich, freut sich Luyet. Schliesslich muss man nur einen Tracker kaufen und Zugang zur Onlineplattform haben, und schon hat man sein eigenes unabhängiges Trackingsystem. So können auch kleine Unternehmen eine hohe Qualität in der Supply Chain gewährleisten.

Ladungsträger auf Knopfdruck lokalisieren
Neben dem Tracking von Waren sieht Luyet auch zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten bei der Verfolgung von mobilem Anlagevermögen, wie beispielsweise Ladungsträgern. Diese befinden sich meist in einem permanenten Austausch zwischen Herstellern, Logistikdienstleistern, Lieferanten und Kunden. Wenn es überhaupt Systeme zur Verwaltung der Ladungsträger gibt, erfordern Bedienung und Datenpflege in der Regel einen hohen manuellen Aufwand. Ausserdem sind die verschiedenen Systeme meist weder aufeinander abgestimmt noch untereinander vernetzt. Für ein effizientes Ladungsträger-Management sind jedoch Kenntnisse über Standort und Zustand des Ladungsträgers notwendig, und das überall auf seinem Weg durch die Welt. Das System erlaubt somit auch eine Inventur auf Knopfdruck und damit einen Überblick über den gesamten Bestand an verfolgten Ladungsträgern.

Kizy will 2019 profitabel werden
Für das Unternehmen Kizy steht derzeit die Ausweitung der Geschäftstätigkeit im Vordergrund. Man wolle 2017 nochmals eine Finanzierungsrunde durchführen, für 2019 wird das Erreichen der Gewinnschwelle angepeilt. Die Idee zu ihrem Unternehmen hatten die Gründer, als sie bei einem Logistikprojekt zusammenarbeiteten. Dabei waren alle in ganz verschiedenen Branchen tätig, bei der Schweizerischen Post, der Swisscom, Airbus oder einem taiwanesischen Elektronikkonzern. Die Entwicklung des Kizy Trackers selbst verlief problemlos, wie Luyet berichtet. 2013 startete man die Entwicklung, ein Jahr später war der testfähige Prototyp fertig. Zu Beginn brachten die fünf Firmengründer eigenes Kapital ein, um die Arbeiten zu finanzieren. Sie reduzierten zudem ihr Pensum in den bestehenden Arbeitsverhältnissen, um mehr Zeit in die eigene Firma stecken zu können.

Die Mühe hat sich gelohnt: Die Jury des 20. Swiss Logistics Award bewertete den Kizy Tracker als wegweisende Entwicklung. «Industrie 4.0 verlangt nach neuen Lösungen, um Rohstoffe, Halb- und Fertigfabrikate weltweit optimal disponieren zu können», stellte Jurypräsident Hans Rudolf Hauri in seiner Laudatio fest. Diese Disposition von Gütern über alle Erdteile und zu jeder Zeit sei ein Bedürfnis aller Lieferanten und Produzenten. Kizy biete dafür eine kostengünstige Lösung, die am Anfang einer Entwicklungskette stehe. Der von GS1 Schweiz und der Schweizerischen Post gemeinsam verliehene Swiss Logistics Award ist der bedeutendste nationale Logistikpreis. Der Gewinner und die Nominierten können an der Ausschreibung für den European Award for Logistics Excellence teilnehmen.
Kizy wurde jüngst auch am Mobile World Congress in Barcelona ausgezeichnet, dem weltweit grössten Event rund um das «Internet der Dinge». Dort schaffte es Kizy unter die besten fünf Firmen und erhielt den Award in der Kategorie «Mobility». Insgesamt hatten sich mehr als 400 Unternehmen aus 58 Ländern um die begehrten Preise
beworben.

Alexander Saheb

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