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(R)Evolution an der Einzelhandelskasse

2D-Codes gewinnen für Hersteller, Einzelhändler und Verbraucher zunehmend an Bedeutung. Sie verbessern die Rückverfolgbarkeit entlang der gesamten Lieferkette und stillen den Informationshunger von Händlern und Konsumenten.

Wo eindimensionale Barcodes, wie wir sie auf jedem Produkt finden, an ihre Grenzen stossen, trifft man auf der Suche nach Alternativen und mehr Datenvolumen auf kleinerer Fläche recht schnell auf den DataMatrix-Code. Das hat auch die GS1 Community erkannt. Am 5. Februar 2019 hat der GS1 Global Standard Management Process (GSMP) den Einsatz der GS1 DataMatrix-Symbologie für mengenvariable Frischprodukte an der Einzelhandelskasse freigegeben. Neben der reinen Artikelidentifikation lassen sich in Zukunft weitere Eigenschaften wie Mindesthaltbarkeitsdatum, Chargennummer, Gewicht oder Preis auf kleinstem Platz verschlüsseln.

Lösung für mengenvariable Produkte
Heute werden im Bereich der mengenvariablen Frischprodukte grösstenteils interne GS1 Artikelnummern verwendet, die bestenfalls nur innerhalb der Schweiz eingesetzt werden können oder sogar nur innerhalb eines Unternehmens. Bei der herkömmlichen Auszeichnung von mengenvariablen Produkten muss der Handel auf nationale Artikelkataloge, Standardartikelnummern oder auf interne Artikelnummern zurückgreifen.

Diese Restricted Circulation Numbers (RCN) zwingen die Industrie aber da-  zu, für jeden Absatzkanal eine andere interne GS1 Artikelnummer zu verwenden, obwohl es sich immer um dasselbe Produkt handelt. Solche absatzkanalspezifischen Auszeichnungen verursachen für alle Beteiligten in der Versorgungskette hohe Kosten. Hinzu kommt, dass mit RCN keine Produktrückverfolgbarkeit und folglich auch kein Warenrückruf erfolgen kann.

Kein Durchbruch für GS1 DataBar
Um den verschiedenen Anforderungen der Lebensmittelsicherheit zu entsprechen, steht seit 2014 die Symbologie GS1 DataBar zur Verfügung. Der GS1 DataBar ist ein linearer Barcode, in dem neben der Global Trade Item Number (GTIN) Zusatzinformationen wie Gewicht, Chargennummer, Mindesthaltbarkeitsdatum oder Preis verschlüsselt werden können. Mit diesen Informationen wäre eine Chargenkontrolle bis hin zu Rabattaktionen, um kurz vor dem Erreichen des Ablaufdatums den Abverkauf zu beschleunigen, möglich.

Der GS1 DataBar konnte sich aber nicht durchsetzen. Die Gründe sind vielfältig. Einer davon ist sicher die Grösse. Der GS1 DataBar nimmt mehr Platz auf den Verbrauchereinheiten in Anspruch als der EAN-13-Code. Weiter haben Praxistests gezeigt, dass der GS1 DataBar bei vorverpackten Frischprodukten aufgrund der Grösse und Oberflächenwölbung zu Leseproblemen führte.

Quadratisch, praktisch, gut
Der 2D-Code von GS1 soll’s nun richten. Der GS1 DataMatrix ist ein zweidimensionaler Code, in dem sich viele Informationen auf sehr kleinem Platz verschlüsseln und darstellen lassen. Auch beim GS1 DataMatrix wird das bewährte Konzept GS1 Application Identifier (AI) eingesetzt. Der AI-Standard sorgt für die notwendige Eindeutigkeit bei der Dateninterpretation.

Seit Frühjahr 2019 können mit dem GS1 DataMatrix mengenvariable Frischprodukte mit GTIN, Gewicht oder Preis sowie wertvollen Zusatzinformationen wie Mindesthaltbarkeitsdatum und Batchnummer verschlüsselt werden. Der GS1 DataMatrix sorgt so für mehr Transparenz und Effizienz in der Lieferkette. Die dazu benötigte Fläche ist wesentlich kleiner als die eines herkömmlichen EAN-Codes auf der Verpackung. So lässt sich die GTIN im GS1 DataMatrix auf einer Fläche von 1 × 1 Zentimeter maschinenlesbar darstellen.

Der Einsatz des GS1 DataMatrix für mengenvariable Frischprodukte zielt aber nicht darauf ab, bestehende EAN-13-Produktauszeichnungen zu ersetzen. Ein Austausch der GS1 Symbologie macht nur dann Sinn, wenn ein zusätzlicher Nutzen für alle Beteiligten in der Supply Chain entsteht. Für viele Produkte des täglichen Bedarfs ist es aber nicht notwendig, neben der GS1 Artikelnummer zusätzliche Informationen zu verschlüsseln. Hier reicht der EAN-13-Strichcode völlig, denn er ermöglicht den Zugriff auf die in Datenbanken hinterlegten Stammdaten.

Erste Anwendungen
Aktuell wird in einzelnen Ländern der Einsatz der GS1-DataMatrix-Symbologie im Handel getestet. So zeichnen Frischproduktelieferanten in Belgien und Luxemburg ihre Produkte mit dem GS1 DataMatrix aus, der GTIN, Menge, Preis, Mindesthaltbarkeitsdatum und Chargennummer beinhaltet.

Die Einzelhandelskette 7-Eleven testet in Thailand den Einsatz des GS1 Data- Matrix, um das Problem von abgelaufenen Lebensmitteln zu lösen. Bereits wurden alle Geschäfte mit 2D-fähigen Scannern ausgestattet. In Zukunft soll neben der GTIN auch das Mindesthaltbarkeitsdatum erfasst und auf den Kassenbeleg gedruckt werden.

Bei der Auszeichnung von Produkten mit dem GS1 DataMatrix in Kombination mit Zusatzinformationen konzentrieren sich die Diskussionen auf die technischen Möglichkeiten, ob und wie 2D-Codes mit dem Scanner an der Kasse überhaupt dekodiert werden können. Viel wichtiger wäre es jedoch, sich auf die Verarbeitung der Daten zu konzentrieren, denn was nützen Chargennummer und Mindesthaltbarkeitsdatum, wenn die Informationen nicht weitergegeben und verarbeitet werden können?

Meines Erachtens ist der Aufwand, die Daten korrekt und vollständig zu verarbeiten und vor allem zu nutzen, höher als die technische Fähigkeit, einen 2DCode an der Kasse zu scannen.

Michel Ottiker

GS1 DataMatrix am POS
Bei GS1 Switzerland wird das Thema im Rahmen der Fachgruppe GS1 Datenträger behandelt. Die Teilnahme in dieser Fachgruppe steht allen Mitgliedern, die das GS1 System einsetzen, offen. Die Fachgruppe hat einen Leitfaden «Der Einsatz von GS1 DataMatrix am POS» erarbeitet. Diesen können Sie beziehen unter https://shop.gs1.ch.

GS1 DataMatrix
• Ermöglicht die eindeutige Kennzeichnung von mengenvariablen Frischprodukten
• Schafft Platz für Haltbarkeitsdatum und Chargennummer
• Erlaubt die schnelle Erfassung zusätzlicher Daten am POS
• Identifiziert den Hersteller variabler Artikel
• Entspricht internationalen Standards
• Ermöglicht die Rückverfolgbarkeit auf Produktebene
• Eröffnet betriebliche Einsparpotenziale 

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