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Digital ganz normal?

Der digitale Wandel ist in vollem Gange und bestimmt unser Leben und unser Handeln. Wie steht es aber um die digitale Reife bei Schweizer Unternehmen? Gleich zwei Studien befassen sich mit der digitalen Transformation. Fazit: Egal ob gross oder klein – die Digitalisierung lässt sich nicht aufhalten.

Das Fahrrad konfigurieren und bestellen wir online. Sprachen lernen wir am Computer, Filme und Musik werden auf das Handy gestreamt. Das Smartphone ist omnipräsent und löst den PC ab. In der Schweiz besitzen rund 92 Prozent aller Menschen ein Smartphone. Es wird gesurft, gegoogelt und gestreamt. Haushaltsgeräte werden mit dem Smartphone gesteuert, das Licht wird gedimmt und die smarte Türklingel erhöht die Sicherheit zu Hause. Digital ist in unserem Privatleben angekommen.

Ziele und Hürden
Wie steht es aber um die digitale Transformation bei Schweizer Unternehmen? Das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen IDC (International Data Corporation) hat mit Unterstützung der Swisscom über 600 Schweizer Firmen zum Thema Digitalisierung und Automatisierung der IT und der der digitalen Transformation werden Geschäftsprozesse befragt. Zudem liefert auch die Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ) einen interessanten Einblick in den digitalen Reifegrad bei kleinen und mittelgrossen Unternehmen in der Schweiz.

Laut der IDC-Studie «Swiss IT 2018» verfolgen zwei Drittel der befragten Unternehmen mit der Digitalisierung die Automatisierung ihrer Geschäftsprozesse. Auf Rang zwei steht die Steigerung der Effizienz, und 44 Prozent wollen dank Digitalisierung die Kosten zu senken. Mit schwerwiegenden Auswirkungen als Folge der Digitalisierung rechnen rund 40 Prozent der Unternehmen. 52 Prozent halten ihr Unternehmen für fähig, die mit der Digitalisierung verbundenen Herausforderungen zu meistern. 15 Prozent der IT- und 13 Prozent der Fachentscheider erachten sich allerdings nicht für fähig.

Die Gründe dafür sind vielfältig. 46 Prozent geben an, dass andere Projekte Vorrang haben und folglich höher priorisiert werden. 43 Prozent beklagen die fehlenden personellen Ressourcen, und bei 31 Prozent der befragten Unternehmen fehlt gar eine digitale Strategie. Erstaunlich ist auch, dass knapp ein Drittel angibt, dass die Digitalisierung keine Anforderung seitens der Geschäftsleitung darstelle. Es besteht also weiterhin viel Handlungsbedarf.



Digitalisierung ist Chefsache
Zwar sind Verweigerungshaltung und Abwehrreflexe angesichts der Komplexität ganz normal und verständlich. Das Thema ist aber bei weitem kein IT-Projekt, sondern betrifft das ganze Unternehmen, denn dieses wird durch die Digitalisierung auf allen Ebenen umgekrempelt. Folglich ist die Digitalisierung ein zentrales Element der Unternehmensstrategie und daher Chefsache. Aber aufgepasst: Die digitale Transformation bringt auch einen Kulturwandel mit sich.

Eine Digitalstrategie sollte alle Bereiche und Abteilungen eines Unternehmens berücksichtigen und mit einbeziehen. Laut der IDG-Studie haben acht Prozent dafür bereits einen Chief Digital Officer (CDO) eingestellt. Er soll sich auf der Führungsebene um die digitale Transformation kümmern und ist für eine eindeutige Strategie zur Digitalisierung und deren Umsetzung im Unternehmen verantwortlich. Aus Sicht von IDC sollten gerade grössere Unternehmen über eine solche Rolle nachdenken, denn die digitale Transformation bringt Veränderungen in allen Bereichen eines Unternehmens mit sich.

Digitale Dinosaurier
Ein ähnlich nüchternes Bild zeichnet die Studie «Digital Switzerland 2018» der Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ). Der digitale Reifegrad entwickelt sich bei kleinen und mittelgrossen Unternehmen in der Schweiz nur sehr langsam. Laut der Umfrage zählen 85 Prozent der befragten Schweizer KMUs zu den «digitalen Dinosauriern». Besonders hoch ist der Anteil bei Unternehmen mit ein bis neun Mitarbeitenden. Dabei handelt es sich um Unternehmen, die weder ihre Geschäftsprozesse noch ihre Kundenerlebnisse digitalisiert haben. Neun Prozent werden als «Digital Masters» aufgeführt und weisen den höchsten digitalen Reifegrad auf.

Licht am Horizont verspricht zumindest die Tatsache, dass 63 Prozent der befragten KMUs in irgendeiner Form eine digitale Strategie besitzen. 25 Prozent verfügen immerhin über eine Strategie für das gesamte Unternehmen, 19 Prozent für einzelne Abteilungen oder Geschäftsbereiche und weitere 10 Prozent für einzelne Teilaspekte der digitalen Transformation. 37 Prozent der KMUs verfügen über keine Strategie im digitalen Bereich. Ein Fortschritt ist im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen: 2017 gaben lediglich 46 Prozent an, eine digitale Strategie im Unternehmen definiert zu haben.

Auch wenn die digitale Transformation bei den KMUs noch in den Kinderschuhen steckt, machen sich viele Unternehmen Gedanken zum Thema Datenschutz. So geben die befragten Personen in der HWZ-Studie an, dass die «Digital Security» als weitaus wichtigste Technologie oder Entwicklung erachtet wird. Als weitere wichtige Technologien geben die KMUs Cloud- Computing, Mobile Business, Digital Marketing und Big Data an.

Als Ziel steht bei den KMUs die Produktivitätssteigerung ganz oben auf der Skala, gefolgt von digitaler Erweiterung von Dienstleistungen und Produkten, Kundenbindung sowie Kostenreduktion. Als grösste Hürden im Zuge der digitalen Transformation werden fehlendes Fachwissen bei den Mitarbeitenden, unklare Verantwortlichkeiten, fehlende Veränderungskultur und fehlendes Verständnis/Interesse beim Management angegeben. Aber auch regulatorische Vorgaben und gesetzliche Unsicherheiten beschäftigen die befragten Unternehmen.

Die digitale Transformation ist in der Schweiz in vollem Gange, wenn auch in unterschiedlichen Ausprägungen. Wichtig ist, dass das Thema mit einer strategischen Perspektive angegangen werden muss, denn ein erfolgreicher Umgang mit der Digitalisierung beinhaltet nicht nur den Einsatz neuer Technologien, sondern auch einen unternehmerischen Wandel.

Joachim Heldt

Erste Schritte zur Digitalisierung
• Machen Sie die digitale Transformation zur Chefsache.
• Digitalisieren Sie Ihre Wertschöpfungskette.
• Definieren Sie mittelfristige und langfristige Ziele.
• Setzen Sie den Fokus Ihrer Digitalisierungsinitiative auf digitale Innovationen.
• Stellen Sie die Digitalisierung auf ein sicheres Fundament.

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