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Produkte haben nun eine Web-Identität

Auf Etiketten angebrachte QR-Codes animieren dazu, die Produktewelt des Markenanbieters im Internet zu entdecken – meistens ziellos oder improvisiert. Mit dem GS1 Digital Link steht nun ein Instrument zur Verfügung, welches Suchende gezielt zu Inhalten mit greifbarem Zusatznutzen führt.

Heutzutage wollen Konsumenten mehr erfahren über Produkte, die sie kaufen. Nicht wenige von ihnen suchen nach vertrauenswürdigen Zusatzinformationen zu Lebensmitteln, Medikamenten und jeglicher Art von Gebrauchsgegenständen im Internet. Via Smartphone-App sollte man sich diesen einfachen Zugriff verschaffen können, möchte man meinen.

Transparenz ja, aber richtig
Viele Produktanbieter reagieren auf dieses Bedürfnis nach mehr Transparenz, indem sie die die Etiketten mit zusätzlichen Datenträgern versehen, meist in Form von QR-Codes. Häufig trägt dies allerdings eher zur Verwirrung als zur Klärung bei. Viele der damit verbundenen Anwendungen dienen einem exklusiven Zweck und können oft nicht von allen Partnern in einer Versorgungskette genutzt werden.

Nicht selten geschieht es, dass übereifrige Marketingabteilungen die Verknüpfung zwischen der Welt der Dinge und der Welt der Internetseiten nur unzureichend beherrschen. Bekannt wurde der peinliche Fall des Ketchupherstellers Heinz, der sich die Rechte an einer Domain im Internet, ebenso die Rechte am QR-Code, für einen begrenzten Zeitraum sicherte. Nach Ablauf der Promoaktion wurden die QR-User auf eine nicht jugendfreie Website weitergeleitet.

Ebenso unschön ist der Fall, wenn sogenannte «Dead Links», die im QR-Code eincodiert worden waren, auf eine nicht mehr vorhandene Ressource (Website, Datei) verweisen. Solcherart gestaltete Produktetiketten sind aktuell auch im schweizerischen Detailhandel zu finden. Der Zusatznutzen dieser QR-Codes ist im besten Fall sehr begrenzt.

Produkte mit Web-Identität
Das Problem einer nicht zielführenden Verknüpfung der Welt der physischen Dinge mit dem Internet ist längst erkannt. Auch bei dieser Interaktion zwischen Smartphone und Produktetikette braucht es allgemein gültige Regeln und Standards. Eine international zusammengesetzte Expertengruppe aus Grossverteilern, Markenherstellern und Informatikanbietern hat unter der Leitung des GS1 Global Office den neuen universal gültigen Standard GS1 Digital Link erarbeitet. Publiziert wurde er im August 2018.

Vereinfacht gesagt geht es darum, jedem Produkt auch im Internet einen eindeutigen Ort zuzuweisen. Analog einer eindeutigen Webadresse (URL) sind eindeutige Produktkennzeichnungen als Zeichenfolge zur Identifizierung eines Produkts nun auch im Web abgelegt und auffindbar (Uniform Resource Identifier, URI). Aus diesem Grund beinhaltet der GS1 Digital Link auch die Ziffernfolge der Global Trade Item Number (GTIN) des spezifischen Produkts, über welches man mehr wissen möchte.

Mit dem GS1 Digital Link wurde ein neues Instrument der Kommunikation zwischen Konsumenten und Markeneignern geschaffen, das beiden Seiten dient. Vieles ist denkbar. Einerseits gelangen Konsumenten so zu verlässlichen Zusatzinformationen, wie beispielsweise Nährwerte, Allergene und Verfalldatum bei Lebensmitteln oder Fehlerdiagnosehilfen bei Elektronikartikeln. Andererseits kann der Markenhersteller dank dem GS1 Digital Link auch verkaufsfördernde Anreize wie zeitlich begrenzte Preisnachlässe den Kaufinteressenten übermitteln.

Flexible Lösung
Grundsätzlich führt der GS1 Digital Link zuerst zu einer allgemeinen, aber «smarten» Website, die mehrere Optionen an Inhalten anbietet: Je nach Suchanfrage führt der sogenannte GS1 Resolver eine Triage durch und leitet zu weiteren Weblinks oder Dateien. Der Vorteil der Resolver-Lösung: Die gezeigten Inhalte kann der Markeneigner jederzeit anpassen, ohne den gedruckten QR-Code auf der Produktetikette auswechseln zu müssen.

Der GS1 Digital Link gehört zu den vielversprechenden Instrumenten, wie künftig die physische Produktewelt mit der digitalen Welt besser verknüpft werden kann. Der neu publizierte Standard hat zumindest langfristig das Potenzial, bei einer grossen Bandbreite von Geschäftsfällen (B2B wie B2C) zum Einsatz zu kommen. Pilotprojekte sind in einigen Ländern im Gange. Dazu gehören unter anderem Anpassungen auf den Webplattformen der Produktanbieter, damit die Vorteile des GS1 Digital Link voll ausgespielt werden können.

Manuel Fischer

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