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Die Logistik kommt ins Verkehrshaus

Dank tatkräftiger Unterstützung durch Akteure und Unternehmen der Logistik – auch GS1 Switzerland ist dabei – zeigt das Verkehrshaus der Schweiz in Luzern den Besuchern einen spielerischen Zugang in die Welt der modernen Lieferketten.

Demnächst wird das meistbesuchte Museum der Schweiz in einen emsigen und grossen Warenumschlagsplatz verwandelt. Schon vor drei Jahren hat man sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, einen spielerischen Zugang in die moderne Welt der Lieferketten zu schaffen.

Die Botschaft der Schwerpunktausstellung «Logistik erleben! 2020/21»: Keine Banane im Früchtekorb, kein Joghurt im Kühlschrank, aber auch kein Möbelstück im Wohnzimmer ohne komplexe logistische Vorleistungen. Moderne Logistik hat Erklärungsbedarf, denn der aktuelle Kenntnisstand zu dieser sehr wichtigen Funktion im Wirtschaftskreislauf scheint in der breiten Bevölkerung eher von vagen Vorstellungen vernebelt zu sein, vermutet Andreas König, Geschäftsleiter der Stiftung Logistik Schweiz, der viel zum Gelingen der Ausstellung beigetragen hat.

Paletten
Noch ist im Vorfeld der grossen Sonderausstellung, die bereits im April 2020 starten wird, wenig zu sehen. Viele Attraktionen werden auf dem Freiluftareal, der sogenannten Arena, stattfinden. Und hier werden Neugierige beispielsweise etwas erfahren über die Bedeutung normierter Ladeträger und Behälter in der Logistik.

Als zentrales Exponat sticht zuerst einmal der bereits errichtete Palettenhafen ins Auge. Der aus mehreren Schichten der europa- und weltweit eingesetzten EPAL-Normpaletten gestaltete Hafenkai ist Ausgangspunkt für Pedalofahrten zu «Kontinenten», die aus Betonelementen gestaltet worden sind.

Container
Der Blick schweift nach rechts in Richtung Strassenverkehrshalle. Davor türmen sich 40-Fuss-Seefrachtcontainer. Davon soll es bald noch mehr geben. Die Schweizerische Vereinigung für die Berufsbildung in der Logistik (ASFL SVBL) und der Schweizerische Nutzfahrzeugverband (ASTAG) werden im künftig überdachten Containerpark Kurse für das Bedienen von Gabelstaplern sowie weiterer Flurförder- und Hebefahrzeuge durchführen.

«An diesen Containern sieht man, dass sie jahrelang im Einsatz waren. Das Verkehrshaus bevorzugt Originalob- jekte. So kann man Geschichten über deren Einsatz erzählen», sagt Jean- Luc Rickenbacher, der als Kurator im Verkehrshaus das Ausstellungsprojekt massgeblich mitgestaltet und durch das weitläufige Gelände führt. «Ein einzigartiger Moment, der Jugend zu zeigen, welche Berufsfelder es in der Logistik gibt», ergänzt Andreas König, der sich vor Ort zum Stand der Aufbauarbeiten erkundigt.

Lager
Was von Auge noch nicht sichtbar ist, lassen Andreas König und Jean-Luc Rickenbacher durch ihre Begeisterungsfähigkeit in leibhaftiger Grösse entstehen: «An der Längsfront zur Strassenverkehrshalle wird ein dreidimensionales Schaubild hochgezogen, das drei Lagersysteme zeigen wird, wie sie in der Lagerlogistik typisch sind: ein automatisches Kleinteilelager, ein Hochregal- Palettenlager und ein Stückgutlager. Das imposanteste Exponat der ganzen Ausstellung.»

Das Innere der Strassenverkehrshalle selbst wird nun ebenfalls für die neue Schwerpunktausstellung umgerüstet. Hier wird demnächst die «Themeninsel Logistik» entstehen, die während einer Dauer von mindestens fünf Jahren installiert sein wird. Da gibt es beispielsweise die Gelegenheit, mit einem interaktiven Spiel die Funktionsweise eines automatischen Kleinteilelagers kennenzulernen.

Virtuelle Reise als Ananas
Keine Logistik ohne Barcodes, weswegen GS1 Switzerland ihre Thematik auf eine besondere Weise den Besuchern näherbringt. Ausgehend vom typischen «Beep» an der Kasse durchleben Besucher anhand einer VR-Brille die Reise einer Ananas vom Pflücken, Waschen, Verfrachten über die verschiedenen Transportwege und schliesslich bis zurück zum Verkaufspunkt als virtuelle Projektion. Dabei sitzt man auf beweglichen Sesseln. «Alle Sinne sollen angesprochen werden», sagt auf Anfrage Evelyne Bösiger von GS1 Switzerland, die dieses Teilprojekt betreut.

Wertschöpfungskette spielerisch
Als überragender Hingucker soll überdies eine acht Meter lange Multiuser- Mediawand Teil dieser Themeninsel werden. Dabei werden animierte Grafiken und Kurzfilme eingeblendet, die ein Gesamtbild der Supply Chain vermitteln, ausgelöst durch die Bestellung einer Tafel Schokolade als konkretes Beispiel, abgeschlossen durch die Frei- Haus-Anlieferung oder Wiederauffüllung im Regal. Dazwischen passieren sehr viele Prozesse – beschaffen und importieren der Rohstoffe wie Kakaobohne oder Zucker, verarbeiten, abpacken, scannen, lagern, kommissionieren, transportieren.

«Wichtig war uns von Beginn weg, die Akteure der Logistik in Szene zu setzen. Während eines Spiels begegnet man dem Lageristen, der Lkw-Fahrerin, der Exportspezialistin, der Einkäuferin, dem Zöllner, dem Logistikleiter», sagt Andreas König, der hier die Ausbildungsverbände der Logistik für substanzielle Finanzierungen motivieren konnte. Die Programmierung des Spiels sei beliebig auf weitere Produkte erweiterbar. «Unternehmen, welche die Lieferkette ihrer interessanten Produkte mit diesem Spiel zeigen wollen und zum Sponsoring bereit sind, sollten diese einmalige Chance nutzen», ergänzt König.

Talentparcours
Da die angesprochenen Objekte etwas verteilt im grossen Gelände des Verkehrshauses aufzufinden sind, ist eine thematische Orientierungshilfe unumgänglich. Bereits im Eingangsbereich des Verkehrshauses wird eine Vitrine die Besucher auf das Thema Logistik hinweisen. Darin wird ein Miniaturmodell des vollautomatischen Autostore- Lagers zu sehen sein. «Das Modell wird übrigens in einem 3D-Drucker gefertigt », so Jean-Luc Rickenbacher.

Interessierten Kindern und begeisterungsfähigen Erwachsenen bietet das Verkehrshaus eine speziell entwickelte Logistik-Smartphone-App an, welche die digitale Wegführung zu den einzelnen Exponaten übernimmt. Integriert in die Tour werden auch bereits bestehende und thematisch passende Installationen, etwa zum kombinierten Verkehr in der Schienenverkehrshalle.

«Wir haben viele Schulklassen, die vor der Berufswahl stehen, weshalb wir einen Talentparcours eingerichtet haben », betont Jean-Luc Rickenbacher. Aufgrund der Spielresultate an den einzelnen interaktiven Posten im Verkehrshaus wird eine Auswertung zu den individuellen Neigungen geboten mit Tipps, welche Ausbildungen in der Logistik passend sein könnten.

Sponsoren
Beide sind zuversichtlich, die Logistik mit einer vielseitigen Ausstellung einem grossen Publikum näherzubringen. Dazu Rickenbacher: «Es funktioniert, wenn man ein überzeugendes Konzept hat, das auch Sponsoren begeistert.» Die Stiftung Logistik Schweiz war freilich ein Türöffner, um die Entscheider der Branche auf das Vorhaben anzusprechen. Andererseits wissen die Unternehmen um die starke Marke Verkehrshaus, wie König ausführt: «Pro Jahr besuchen eine Million Menschen dieses Haus. Angesichts des nicht immer berauschenden Images der Logistik entdecken viele Unternehmen diese Ausstellung als einmalige Gelegenheit, sich attraktiv zu präsentieren.»

Manuel Fischer

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