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Logistik als Entflechter komplexer Netzwerke

Es ist selbstverständlich, dass unsere Bedürfnisse schnell und in der gewünschten Qualität gedeckt werden, und wir machen uns kaum Gedanken, wie die bestellte Ware die Grossstadt erreicht. Für den Konsumenten sind es nur wenige Klicks. Aber haben wir uns mal überlegt, was dahintersteckt?

Haben Sie sich schon mal gefragt, wie die Ware in die Geschäfte kommt oder welchen Weg das online bestellte Smartphone, die Webcam oder sogar Lebensmittel vom Klick bis zur Auslieferung vor die Wohnungstür nehmen? Die einzelnen Schritte sind alle durchgetaktet. Der ausgeklügelte Warenfluss benötigt sehr viel Koordination, um vom Rohstoff bis zur Endlieferung über alle Stufen und Schnittstellen an den Konsumenten zu gelangen. Logistik ist viel mehr als nur die reine Beförderung der Ware von A nach B, und die zukünftigen Herausforderungen werden nicht weniger.

Wertschöpfung trotz Komplexität
Logistik ist ein fester Bestandteil aller Handels- und Produktionsunternehmen, und zwar branchenübergreifend und branchenunabhängig. Mit der wachsenden Globalisierung entwickeln sich die logistischen Prozesse in immer komplexere Netzwerke und stehen somit aufgrund der anspruchsvollen Konsumentenanforderungen vor grossen Herausforderungen. Aus diesem Grund ist die Logistik in Unternehmen, egal in welcher Form, fester und unausweichlicher Bestandteil der Unternehmensorganisation.

In der Logistik dreht sich alles um die Organisation, Steuerung und Optimierung von Materialflüssen. Eine der Hauptaufgaben der Logistik ist es, die Komplexität der Wertschöpfungsketten zu vereinfachen und dafür zu sorgen, dass die Warenflüsse effizient und wirtschaftlich erfolgen. Somit dient die Logistik der Produktivität der Unternehmen, indem sie den Waren-, Informations- und Wertefluss sicherstellt. Sie trägt damit einen wesentlichen und wichtigen Teil zum Unternehmenserfolg und letztlich zum Wohlstand bei.

Betrachtet man den Wertschöpfungsansatz, dann entsteht Wertschöpfung dort, wo Mehrwert entsteht. Der Mehrwert wird letztlich vom Konsumenten bezahlt. So betrachtet, sind logistische Prozesse wertvernichtend und nicht wertschöpfend wie beispielsweise Löhne oder der Einkauf von Rohstoffen. Dennoch hat die Logistik aus Sicht der Konsumenten eine klare Aufgabe: nämlich Warenverfügbarkeit, Liefertreue, Lieferfähigkeit und Onlinetransparenz über alle Supply-Chain-Bewegungen hinweg.

Entwicklung im urbanen Umfeld
Richtet man den Fokus auf die urbane Logistik, so scheint die Komplexität nicht geringer zu sein. Urbane Gebiete wachsen rasant und setzen dadurch die Städte in Bezug auf die Güterversorgung und Verkehrsaufkommen unter Druck. Nicht zuletzt auch wegen der Forderung, dass die Güterströme praktisch unsichtbar und lautlos abgewickelt werden und obendrein noch emissionsfrei.

Menschen wollen dort mit Gütern versorgt werden, wo sie wohnen und leben. Das betrifft nicht nur den stationären Einzelhandel, sondern auch den Onlinehandel. So kommt es in Städten wie Amsterdam, Berlin und Paris zu Stosszeiten regelrecht zu einer Verstopfung der Innenstädte. Nicht ganz so schlimm erlebt es der Raum Zürich, dem mit rund 1,5 Millionen Einwohnern grössten Ballungsraum hierzulande.

Die Agglomerationen in der Schweiz sind nicht so gross wie in anderen Ländern. Der United Nations Populations Division zufolge war der Anteil der Schweizer, die 2018 in Städten lebten, mit 73,8 Prozent genauso hoch wie 1970. Auch die Bevölkerung der Stadt Zürich entspricht heute mit rund 435 000 Einwohnern dem Stand von 1960. Das Bevölkerungswachstum der Gesamtschweiz eingerechnet, wohnen heute 1,5 Millionen Menschen mehr als vor fast 50 Jahren in unseren Städten. Im Vergleich dazu hat die Stadt Berlin innerhalb von 30 Jahren 1,5 Millionen Einwohner dazubekommen. Und im Grossraum Paris dauerte es gerade mal 10 Jahre.

Natürlich war vor 50 Jahren die Mobilität eine andere. Weniger Arbeitsplätze, weniger Individual- und Pendelverkehr und geringe Lieferverkehre. Aber in den vergangenen Jahren ist das Verkehrsaufkommen auch in der Schweiz gestiegen. Ein wesentlicher Treiber der Entwicklung ist, neben dem Bevölkerungswachstum der E-Commerce, der immer mehr Endkundenbelieferungen nach sich zieht. Auch der Pendlerverkehr hat zugenommen. Aktuell fahren rund eine Million Menschen morgens in die Stadt Zürich zur Arbeit und am Abend wieder nach Hause.

Dass es auch in unseren Städten künftig voller werden wird, legen auch Szenarien hinsichtlich der Bevölkerungsentwicklung nahe. In 15 Jahren werden rund 10 Millionen Menschen in der Schweiz leben, rund 2 Millionen mehr als heute. Ein nicht unerheblicher Teil von ihnen wird in den Agglomerationen wohnen. Allein dieser Aspekt zeigt die Herausforderungen im städtischen Umfeld und bestätigt die Komplexität der urbanen Logistik.

Trends und Herausforderungen
Um die Herausforderungen der Logistik im urbanen Umfeld besser meistern zu können, sind neue, intelligente und innovative Logistikkonzepte notwendig. Drei Aspekten kommt eine zentrale Bedeutung zu.

Digitalisierung und Automatisierung
Zentrale Informations- und Kommunikationssysteme spielen in Zukunft eine Schlüsselrolle bei nahezu allen Lösungsansätzen einer urbanen Logistik. Die Vernetzung aller Akteure der urbanen Logistik ist für die Planung und Steuerung von intelligenten Angeboten in einer urbanen Infrastruktur unabdinglich. So reduzieren einheitliche Standards die manuellen Eingriffe auf ein Minimum und erhöhen die Qualität und Effizienz der Waren- und Informationsflüsse.

Gesetzliche Rahmenbedingungen
Für die Steigerung der Leistungsfähigkeit sind politische Rahmenbedingungen notwendig. Es besteht jedoch die Gefahr, dass anstatt gesamtheitlicher Lösungen im Zusammenspiel aller Stakeholder Insellösungen ausgearbeitet und umgesetzt werden. In Abstimmung mit den Entscheidungsträgern der öffentlichen Hand müssen unter Berücksichtigung der bestehenden Infrastruktur effizientere Logistikstrategien initiiert werden. Die Städte müssen Lösungskonzepte erarbeiten und sich zu Koordinatoren der urbanen Logistik entwickeln, anstatt Beschränkungen zu erlassen.

Kooperation
Für die Gestaltung urbaner Logistikkonzepte kommt der Kooperation eine zentrale Bedeutung zu. Die gemeinsame Nutzung städtischer Ressourcen wie zentrale Umschlagsflächen oder Logistikplattformen wird als Mittel zur Effizienzsteigerung und zur Entlastung der städtischen Infrastrukturen eingesetzt. Für die Feinverteilung in der Stadt arbeiten Wettbewerber, Dienstleister und Behörden im Sinne eines Kooperationsverbunds zusammen, um so eine maximale Auslastung im Güterverkehr zu erreichen.

Neue Logistikkonzepte und innovative Technologien in Kombination mit einheitlichen Standards werden in Zukunft einen wichtigen Beitrag zu lebenswerten und nachhaltigen Städten leisten. Sie werden zur Entlastung von Verkehrsinfrastrukturen und zur Verbesserung der Umwelt beitragen. Zentrale Voraussetzung und Garant für eine wirksame Umsetzung neuer Ideen sind Kooperationen. Gemeinsam müssen alle Akteure tragfähige Geschäftsmodelle für eine nachhaltige Logistik in der Stadt definieren. GS1 liefert wichtige Bausteine für die Optimierung der Geschäftsprozesse und für die digitale Transformation.

Jan Eberle


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Jan Eberle
Branchenmanager Transport & Logistik
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