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EPAL: Steigende Zahlen und Preise

Die EPAL publiziert auch für das Jahr 2020 erfolgreiche Zahlen. Die Preise für Rohstoffe steigen massiv. Ein einmaliges Jubiläum: 30 Jahre EPAL-Paletten, 60 Jahre Europaletten. Die neue Qualitätsklassifizierung der EPAL macht Sinn. Nachhaltig, CO2-neutral, systemrelevant: Wohin geht der Weg? 

2021 wird ein herausforderndes und spannendes Jahr. Zurzeit sind die massiv gestiegenen Preise bei den Rohstoffen und die Engpässe in den Lieferketten ein grosses Thema bei den Einkäufern und den Logistikfachleuten.

Zahlen sprechen für sich
Das Jahr 2020 war das erfolgreichste in der Geschichte der EPAL. Trotz der Herausforderung durch die Covid-19-Pandemie und des Anstiegs der Holzpreise ist die Produktion von EPAL- Paletten um 1,14 Prozent auf den Höchstwert von 97,3 Millionen gestiegen (2019: 96,2 Millionen).

Leicht rückgängig sind die Meldezahlen für die Reparatur von EPAL-Paletten. In der Summe ergibt sich jedoch eine Steigerung bei Produktion und Reparatur von EPAL-Paletten um 0,5 Prozent auf 125,5 Millionen Produkte (2019: 123,0 Millionen Produkte).

Zahlen erstes Quartal 2021
Die Produktionszahlen sind bisher stabil. Im ersten Quartal 2021 wurden 23,6 Millionen EPAL-Paletten herge-stellt; dies ist ein Minus von 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr (24 Millionen). Die Reparaturen von EPAL-Paletten dagegen haben im ersten Quartal marktkonform um 4,7 Prozent zugenommen, von 6,6 Millionen (2020) auf 7 Millionen (2021)

Ausblick auf das Jahr 2021
Es kristallisiert sich immer mehr heraus, dass diese Jahreszahlen mit grosser Wahrscheinlichkeit von den steigenden Rohstoffkosten beeinflusst werden. Gemäss Pierre Clénin, Holzagent und Geschäftsführer von EPAL Suisse, wird die Produktion auf hohem Niveau verharren. Die Zahl der Reparaturen dagegen wird aufgrund eines gewissen Rohstoffmangels verstärkt zunehmen. Diese Tendenz hat sich bereits im April 2021 bestätigt

Preiserhöhungen bei den EPAL-Paletten
Die starken Preiserhöhungen bei den EPAL-Paletten haben einen Hauptgrund: die massive Verteuerung der Holzeinsatzkosten, die wiederum auf die Rohstoffbeschaffung zurückzuführen ist. «Der weltweite Hunger nach Schnittholz, insbesondere in den USA und China, hat die Exporte in diese Länder markant erhöht», sagt Pierre Clénin. «Dieses Schnittholz fehlt nun in Europa.»

Die zukünftig steigende Nachfrage nach Rohstoffen wird ein Umdenken über deren Einsatz nach sich ziehen müssen. Nicht nur die Holzpreise schiessen in die Höhe, auch bei den Getreiden gehen die Preise durch die Decke (Weizen, Mais, Soja). Sie haben sich zum Teil innerhalb eines Jahres verdoppelt (Mais).

Das in der Holzwirtschaft verwendete Wort Kaskadennutzung wird auch andere Teile der Wirtschaft beschäftigen. Der optimale Ressourceneinsatz wird zwangsläufig Einzug halten, sollen die Kosten einigermassen unter Kontrolle bleiben. Auch das Recycling wird stark an Bedeutung gewinnen. Ohne diese Ressourcenoptimierung werden massive Preissteigerungen künftig Alltag werden.

Reparatur mit gebrauchtem Holz?
Die Reparatur von EPAL-Paletten kann gemäss Technischem Regelwerk der EPAL nur mit neuem, nach ISPM-Regeln getrocknetem Schnittholz vorgenommen werden. Während Konkurrenzpools dies nicht in den entsprechenden Regelwerken verlangen, halten sich die Lizenznehmer der EPAL daran. Dieser Einsatz des Materials (Bretter, Klötze) wird auch durch eine unabhängige Prüforganisation kontrolliert.

Gemäss Pierre Clénin ist diese Praxis zu überdenken. «Es macht keinen Sinn, neuwertige Bretter und Palettenklötze nicht mehr zu verwenden. Dies hat nichts mit dem momentanen Rohstoffmangel zu tun, könnte aber in der Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Wer CO2-neutral wirtschaften will, muss sämtliche Prozesse diesbezüglich neu überdenken. Selbstverständlich müssen die ‹neuwertigen, gebrauchten› Teile den Anforderungen des Technischen Regelwerks der EPAL entsprechen.»

Neue Qualitätsklassifizierung
Die neue Qualitätsklassifizierung der EPAL (2. Ausgabe, wird im Juni 2021 in Kraft treten) berücksichtigt nun die Usanzen in den verschiedenen Märkten Europas. Wurde bei der alten Klassifizierung nur nach NEU, A, B, C definiert und klassiert, berücksichtigt die neue die Handelsgepflogenheiten in den diversen Märkten. Gemäss Pierre Clénin macht diese Qualitätsklassifizierung Sinn. «Neu wird der Zug-um-Zug- Tausch, so wie er im Technischen Regelwerk beschrieben wird, an erster Stelle aufgeführt.»

EPAL Suisse konnte überzeugend darlegen, dass nach wie vor in verschiedenen Ländern der Zug-um-Zug-Tausch die massgebende Regel ist. Auch die Besonderheiten des Tausches in Frankreich werden neu erklärt und aufgeführt. Unter dem Ausdruck «unsortiert» werden gemischte Paletten aller Sorten von den Marktteilnehmern beispielsweise Zug um Zug getauscht.

30 Jahre EPAL, 60 Jahre Europalette
Ein Erfolgsprodukt wird älter, kommt aber nicht ins Alter. Der EPAL-Palettenkreislauf (Wiederverwendbarkeit, Reparatur, Kaskadennutzung) liegt absolut im Trend und passt zum heutigen Zeitgeist. Hingegen sind Anstrengungen im Reparaturservice zu unternehmen. «Der EPAL-Pool kann sich nur weiterentwickeln, wenn die Qualität der Reparaturen erhöht wird. Dazu braucht es alle Marktpartner. Trittbrettfahrer sind auszugrenzen», meint Pierre Clénin.

Nachhaltig, systemrelevant
Diese Begriffe werden heute für alles und bei jeder Gelegenheit verwendet. Sie sind Sinnbild für eine unsichere Kommunikation, die dem Konsumenten suggerieren soll, dass man bei Eingriffen in die Natur auf dem «richtigen Weg» sei. Alles ist heute nachhaltig und systemrelevant. Ist es aber CO2- neutral? Oder gar nachwachsend?

Holz hat die einmalige Chance, sich solcher Floskeln nicht bedienen zu müssen. Das Schnittholz für EPAL-Paletten stammt aus einem der wenigen Rohstoffe, die nachwachsen. Jede Sekunde, jede Minute, jede Stunde. Auch morgen noch. Immer.

Joachim Heldt

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