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Das Gold des digitalen Zeitalters

Digitale PlattformenHaben Sie sich schon einmal gefragt, warum Technologieunternehmen wie Uber oder Airbnb solch unglaubliche Erfolge erzielen können und warum Apple mittlerweile mehr wert ist als die DAX-40-Konzerne zusammen? Einer der wesentlichen Gründe liegt in ihren plattformbasierten Geschäftsmodellen.

Auch die Logistikmarktstudie Schweiz 2022 hat «digitale Plattformen in der Supply Chain» als einen der massgeblichsten Trends unserer Zeit bewertet und diesen im Rahmen einer Vertiefungsstudie intensiv und umfassend beleuchtet.

Warum sind digitale Plattformen so wichtig?
Digitalen Plattformen kommt in Zeiten der Digitalisierung eine nie da gewesene Aufmerksamkeit zu. Dies ist teilweise einer Goldgräbermentalität zu verdanken, da die ultimative Plattform unseres Zeitalters, das Internet, neue Möglichkeiten für digitale Plattformen in jeglichen Branchen und Anwendungsgebieten mit sich bringt. Diese Goldgräberstimmung schlägt sich in der Bewertung von Unternehmen mit plattformbasierten Geschäftsmodellen nieder.

Zählten noch vor 20 Jahren beispielsweise Mineralölkonzerne zu den wertvollsten Unternehmen gemäss Marktkapitalisierung, sind heute Daten das neue Öl. Im Jahr 2022 waren mit den Konzernen Apple, Microsoft, Alphabet, Amazon und Meta Platforms rund die Hälfte der zehn höchstbewerteten Unternehmen weltweit plattformbasiert (Statista, 2022). Die hohe Bewertung solcher Unternehmen steht in direkter Verbindung mit den Zukunftserwartungen der Investoren, die deutlich höher sind als bei traditionellen Unternehmen.

Auch im Supply Chain Management weht ein starker Wind des Wandels, ausgelöst durch den Trend zu digitalen Plattformen. Diese ermöglichen ein ganzes Portfolio neuer Möglichkeiten zur Kostensenkung, zur Differenzierung des Produktangebots und zur Neudefinition von Geschäftsmodellen. Digitale Plattformen bergen somit das Potenzial, verschiedenste Teilbereiche der Supply Chain nachhaltig zu beeinflussen. Die Anzahl Start-ups, die versuchen, an diesen Punkten anzusetzen, steigt kontinuierlich, ebenso wie die Bewertung dieser Start-ups.

So hat sich das Venture-Capital-Volumen seit 2017 mehr als verdreifacht. Start-ups wie Forto, BlackBuck und sennder haben mit einer Marktbewertung von über einer Milliarde US-Dollar bereits «Unicorn Status» erreicht. Nennenswert ist an dieser Stelle auch das Start-up Flexport, welches seit seiner Gründung 2013 ein beeindruckendes Wachstum verzeichnen konnte und seit der letzten Finanzierungsrunde Anfang 2022 mit 8 Milliarden US-Dollar bewertet ist. Die Logistikmarktstudie Schweiz 2022 hat sich vertieft mit Start-ups im Bereich Supply Chain Management auseinandergesetzt und 45 Schweizer Supply-Chain-Start-ups mit Bezug zu digitalen Plattformen identifiziert und analysiert.

Warum entwickeln sich digitale Plattformen so schnell?
Um diese Frage zu beantworten, schauen wir uns zunächst eine Definition digitaler Plattformen an: «Eine digitale Plattform ist ein Intermediär in einem zweiseitigen bzw. mehrseitigen interorganisationalen Markt. Sie verknüpft die Material-, Informations- und/oder Finanzflüsse von zwei oder mehreren unterschiedlichen Akteursgruppen (z. B. Anbieter, Kunden, Lieferanten, Nutzer, Dienstleister). Die Plattform stellt eine offene oder eingeschränkte Infrastruktur zur Verfügung und bestimmt die Regeln für den Austausch.»

Digitale Plattformen verknüpfen folglich mehrere Akteure miteinander. Zu den weiteren Eigenschaften digitaler Plattformen zählen hohe Netzwerkeffekte, hohe Skalierbarkeit, hohe Reichweite und niedrige Transaktionskosten. Durch die Nutzung digitaler Plattformen können somit Transaktionskosten gesenkt, die Abwicklungsgeschwindigkeit gesteigert und mehr Transparenz zwischen den miteinander verknüpften Akteuren geschaffen werden. Digitale Plattformen haben dabei vor allem in fragmentierten Märkten einen enormen Hebel. Ihr grösstes Potenzial wird insbesondere in den Anwendungsfeldern Track and Trace (z. B. Abbildung von Transporten auf einer Web-Plattform), Warenumschlag (z. B. Scannen via Smartphone) und Matching einmaliger Transporte (z. B. Paketverschickung) gesehen.

Welche Rolle spielen Daten und Datenstandards in digitalen Plattformen?
Wie bereits erwähnt, verknüpfen digitale Plattformen verschiedene Akteure miteinander. In dem daraus entstehenden digitalen Ökosystem sind Menschen und Organisationen fundamentale Bestandteile. Man spricht hier auch von einem sozio-technischen System. Daten haben in unserer postindustriellen Gesellschaft ein besonders grosses Potenzial. Sie stehen in digitalen Ökosystemen für das Öl, welches das System zum Laufen bringt und am Laufen hält.

Die gesamte Zusammenarbeit basiert auf einem Austausch von Daten zwischen den einzelnen Akteuren im digitalen Ökosystem. Daher sind neben den Aspekten Datensicherheit, Datensouveränität und Datenschutz vor allem auch Datenstandards von kritischer Bedeutung für den Aufbau einer digitalen Plattform, da nur so ein reibungsloser Datenaustausch im digitalen Ökosystem gewährleistet werden kann.

Fehlende Standards wurden daher in der Logistikmarktstudie Schweiz 2022 als die schwerwiegendste Hürde für den gegenwärtigen Einsatz und die Entwicklung von digitalen Plattformen bewertet. Ein Ansatzpunkt zum Reduzieren dieser Hürde wäre eine Reihe von Standards, die von Unternehmen oder Verbänden definiert werden. Denn nur eine umfassende, auf gemeinsamen Standards basierende Implementierung ermöglicht es, das Potenzial digitaler Plattformen in der Supply Chain vollumfänglich zu nutzen.

Bewährte Inhalte
Die Autoren veröffentlichen im viermonatigen Rhythmus kontinuierlich neue Inhalte auf der Webplattform der Logistikmarktstudie Zu den mannigfaltigen Inhalten zählt neben den Top 100 Logistikdienstleistern der Schweiz und der Gesamtmarktberechnung auch der interaktive Trendradar zur gezielten Betrachtung technologischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Trends in Logistik und Supply Chain Management. Ein weiteres Kernelement ist eine Übersicht diverser Szenarien für den Schweizer Logistikmarkt im Jahr 2035, die sich aus Projektionen abgeleiteter Trends ergeben. Ferner wird ein Überblick über Trendbrüche und ihren Einfluss auf betrachtete Trends gegeben. Abgerundet werden die Inhalte durch Handlungsempfehlungen, die entlang des Business Model Canvas strukturiert sind und durch einen Überblick über Praxisbeispiele und eine Übersicht über Start-ups greifbar gemacht werden.

Das gesammelte Wissen zum Schweizer Logistikmarkt, zu den Trends in Logistik und Supply Chain Management, zu Trendbrüchen und zu weiteren vertieft bearbeiteten Themen liegt nur einen Mausklick entfernt auf www. logistikmarktstudie.ch.

Erik Hofmann und Daniel Langner

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