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Made with respect

Robin Cornelius, Gründer und Exekutivpräsident von Switcher SA, Lausanne(jh) Switcher zählt zu den Unternehmen, die gegenüber dem Konsumenten volle Transparenz in Bezug auf Umwelt und Sozialbedingungen gewährleisten. GS1 network im Gespräch mit Robin Cornelius über Nachhaltigkeit und Respekt.

GS1 network: Ihre Textilien weisen keinerlei Logos oder deutliche Erkennungsmerkmale auf. Sie expandieren aber trotz des wachsenden Markenbewusstseins. Welches Geheimnis steckt hinter dem Erfolg von Switcher?
Robin Cornelius: Das Konzept von Switcher ist klar, verspielt und farbig. Unsere Kleidungsstücke zeichnen sich durch einen einfachen Schnitt, eine hervorragende Stoffqualität und faire, familiäre Preise aus. Das Unternehmen bietet Produkte an, die zeitlos sind. Die Kollektionen sind in zahlreichen Farben erhältlich und die Basisfarben Rot, Schwarz, Weiss, Blau und Grau gibt es das ganze Jahr. Ein sichtbares Logo ist nicht unser Ziel.

Und wie kommt der Walfisch ins Firmenlogo?
Bei der Gründung von Switcher schwankte ich zwischen einem Wal, einem Nashorn und einem Elefanten. Das sind alles grosse Säugetiere, die sich ausschliesslich von Pflanzen ernähren. Sie fressen keine anderen Tiere und sind somit nicht gefährlich. Letztendlich entschied ich mich für den Wal aufgrund seiner runden und harmonischen Form. In den ersten Jahren war der Wal orange, dann wurde er gelb.


Immer mehr, immer billiger, immer markenbewusster? Mode ist aus unserer Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Was ist Ihre Botschaft an die Konsumenten?
In meinen Augen muss ein verantwortungsbewusstes Unternehmen fähig sein, drei grundlegende Fragen zu beantworten: Warum, wie und wo wird ein Produkt oder eine Dienstleistung entwickelt? Von zentraler Bedeutung für eine nachhaltige Entwicklung ist das Verhalten der Konsumenten. Je mehr ihnen die Zusammenhänge bewusst sind, desto mehr können sie nachhaltige Entwicklungen beeinflussen.


Wann hatten Sie den Gedanken, «nachhaltig» zu produzieren? Was war der Auslöser?
Das soziale und ökologische Engagement ist bei mir erst mit der Zeit gewachsen. Auslöser waren die UNOKonferenz für Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro, aber auch meine Wahrnehmung vor Ort in Indien.


Wie schätzen Sie die Bedeutung der Nachhaltigkeit für die Textilbranche allgemein und für Switcher im Besonderen in den nächsten fünf bis zehn Jahren ein?
Die Textilbranche wird immer nachhaltiger werden. Alles wird integriert. Mehr Transparenz, mehr Zertifizierung und mehr Kontrolle sind gefordert. Themen wie Nachhaltigkeit und CO2-Berechnung werden für die Branche in Zukunft immer wichtiger. Auch die Notwendigkeit von transparenten und vergleichbaren Darstellungsmöglichkeiten wird uns zunehmend beschäftigen.


Sie signalisieren mit dem «Fair Wear»-Siegel, in der hart umkämpften Sportartikel- und Freizeitmodeindustrie für korrekte Arbeitsbedingungen bei der Produktion und gerechte Löhne zu sorgen. Wie realisieren Sie dies konkret in Ländern wie Indien, Bangladesch und China?
Wir stellen nicht einfach nur Bedingungen bei unseren Lieferanten und schliessen alle aus, die sie nicht erfüllen. Wir begleiten unsere Vertragspartner beraten sie, versuchen sie zu überzeugen, prüfen und beurteilen sie periodisch. Wir streben mit unseren Lieferanten eine langfristige Partnerschaft an. Dies wirkt sich positiv auf die Verbesserung der Arbeitsbedingungen aus.

An unserem Produktionsstandort in Indien sind wir vor allem mit dem Problem der Kinderarbeit konfrontiert. In dieser Frage gilt bei uns Nulltoleranz, auch wenn in Indien die Arbeit für Kinder ab vierzehn Jahren gesetzlich erlaubt ist. Statt dass die Kinder bei uns arbeiten, schicken wir sie in die Schule. Deshalb haben wir neun Schulen für insgesamt 1500 Schülerinnen und Schüler eingerichtet. Die medizinische Versorgung übernehmen vier Kliniken, die sowohl den Angestellten als auch der Öffentlichkeit zur Verfügung
stehen.

In China ist das Problem ein anderes. Wir haben es dort mit Wanderarbeitern zu tun, die vom Norden des Landes zu uns kommen mit dem einzigen Ziel, möglichst viel Geld zu verdienen und nach Hause zu schicken. Sie sind deshalb bereit, bis zu achtzig Stunden pro Woche zu arbeiten. Oft werden aber die Überstunden schlechter bezahlt als die normale Arbeitszeit, was ausbeuterisch ist. Da machen wir nicht mit. Zusätzlich versuchen wir, mit Ausbildungs- und Freizeitangeboten diesen Menschen eine sinnvolle Gestaltung der arbeitsfreien Zeit zu ermöglichen.

Die Umsetzung von Verbesserungsmassnahmen wird durch die Organisation Fair Wear Foundation überprüft. Als Mitglied dieser unabhängigen Instanz sind wir verpflichtet, den Verhaltenskodex einzuhalten. Die Fair Wear Foundation überprüft dies regelmässig mittels Fabrikinspektionen und Interviews mit den Arbeitern.


Warum machen das nicht alle grossen Hersteller?
Lassen wir doch die Grossen auf diese Frage antworten!


Und was macht der Manager Robin Cornelius anders?
Wir sind eine ethisch handelnde Firma, aber ich verstehe nicht, warum wir als Beispiel gelten. Was wir machen, ist normal, total normal. Ich bin vernünftig und kämpfe seit Jahren für eine verstärkte Transparenz. Wenn man den Kunden helfen möchte, bewusster einzukaufen, muss man ihnen auch die erforderlichen Mittel dafür zur Verfügung stellen. Wir haben eine eigene Website eingerichtet, www.respect-code.org, auf der über die Nummer oder den Namen Eines Artikels dessen komplette Produktionskette verfolgt werden kann. So kann der Konsument erfahren, welche Schritte für die Herstellung eines T-Shirts erforderlich sind – und zwar entlang der gesamten Versorgungskette, vom Baumwollfeld bis zum Regal der Switcher-Boutique, einschliesslich der sozialen und ökologischen Verpflichtungen jedes darin eingebundenen Unternehmens. Heute ist die Transparenz noch freiwillig, aber eines Tages wird sie zur Pflicht.


Welche Vision haben Sie bezüglich der Switcher Supply Chain für das Jahr 2022?
Wir wollen unsere Supply Chain noch transparenter abbilden und mit unserem Partnerprogramm eine Win-win- Situation für alle Beteiligten schaffen. Seit der Gründung von www.respectcode. org im Jahr 2005 wurden 17 Millionen Einzelstücke verkauft, die alle im Internet rückverfolgbar sind. Transparenz ist ein wesentlicher Wert, den wir unseren Konsumenten schuldig sind. Mit unserem Produktionspartner als Aktionär wird dieser Grundwert von Switcher in der Zukunft noch stärker zum Tragen kommen. Bis 2022 sehe ich unsere Supply Chain total mit der von Prem Group Company integriert. Sie wird durch ein globales Management der Rohstoffe wie Bio-Baumwolle, rezykliertes PET usw. optimiert.


Aufgrund der Machtverschiebung durch digitale Medien sind Unternehmen gehalten, ihre Kultur und ihre Strukturen transparent zu gestalten. Wie bewerten und gestalten Sie als Gründer der Firma Switcher diese Themen?
Diese Evolution ist logisch und willkommen. Nachhaltigkeit ist sehr eng mit Transparenz verbunden. Ob sich eine Firma ernsthaft mit diesem Thema auseinandersetzt, ist häufig aus ihrem Organigramm ersichtlich. Nachhaltigkeitsprozesse müssen Bestandteil der Firmenstruktur und der Firmenkultur sein.

Von Beginn weg war für Switcher soziales und ökologisches Engagement an den Produktionsorten sehr wichtig. Mit www.respect-code.org führt Switcher den Weg der Transparenz konsequent weiter. Das Label Respect Code gewährleistet Transparenz, Rückverfolgbarkeit und Sichtbarkeit der Pro duktionskette. Es beschreibt Massnahmen, die ergriffen wurden, um die Lebensumstände aller auf den verschiedenen Produktionsstufen involvierten Menschen zu verbessern und die Umwelt zu schonen. Gehen Sie auf die Seite www.respect-code.org und geben den Code 2222 ein. Sie können die ganze Beschaffungskette des Produkts verfolgen. Es handelt sich dabei um ein Max-Havelaar-zertifiziertes T-Shirt aus Bio-Baumwolle.


Was zeichnet Sie als Unternehmer und Mensch aus? Welche Werte sind für Sie wichtig?
Respekt, Vertrauen, das Vergnügen, dienstleistungsorientiert zu sein, Empathie, Emotion, Spontaneität, Kreativität und das Bedürfnis, weiterzugehen.


Und die Schwächen von Robin Cornelius?
Empathie, Emotion, Spontaneität, Kreativität, wenn es zur Instabilität kommt, zu viele Ideen in einer Sekunde, unstrukturiert, unorganisiert und ungeduldig.


Wie lautet Ihre persönliche Botschaft an unsere Leserschaft?
An die Leserinnen und Leser sowie an unsere Kundschaft: Es gibt keinen Grund, dass der Hersteller nicht sämtliche Informationen über seine Produkte oder Dienstleistungen weitergibt. Als Kunde haben Sie das Recht auf Information.

Die Fragen stellte Joachim Heldt.

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