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Die faule Haut und das «Henusode»-Mantra

Gratulation den besten Absolventen! V.l.n.r.: Logistikfachmann Marco Liebers, Logistikleiterin Judith Portmann und Supply Chain Manager Benno Ulrich.Knapp hundert Damen und Herren konnten am 21. Februar im Berner Kulturcasino den erfolgreichen Abschluss ihres Lehrgangs feiern. Logistikfachmänner und -frauen nahmen ihre Fachausweise in Empfang, Logistikleiterinnen und -leiter sowie Supply Chain Manager ihre Diplome.

Nach einer kurzen musikalischen Einleitung eröffnete Thomas Bögli von GS1 Schweiz die Diplomfeier. Die Erfolgsquoten zwischen 50 und 67 Prozent seien dazu angetan, der Wirtschaft vor Augen zu führen, wie viel diese Ausweise wert seien, sagte er.

Thomas Bögli, Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung bei GS1 Schweiz, eröffnete die Diplomfeier im Berner Kulturcasino.Die Redner
Vom «happigen» SSC-Abschluss mit sieben Stunden Prüfung an einem Tag berichtete der erste Redner des Abends, Stefan Meuschke, der den SCM-Lehrgang erfolgreich absolviert hat. Auch das Schlussexamen in Winterthur sei mit drei mal vier Stunden anspruchsvoll gewesen.
Danach übernahm Stephan Mathys, Leiter der Prüfungskommission bei den Logistikfachleuten, das Mikrofon. In einem spannenden Vergleich zeigte er auf, dass, wenn ein 1,38 Kilometer hoher Stapel von Tausendernoten dem Alter der Erde entspricht, lediglich die letzte Tausendernote die Zeit der letzten 1000 Jahre darstellt – und damit auch die fulminante Entwicklung seit der industriellen Revolution. Er führte vor Augen, was seither an Entwicklung geschehen ist und dass dies eine extreme Beschleunigung der Innovationen bedeute. «Es wird demnach nichts mit Zurücklehnen und Sich-auf-diefaule- Haut-Legen», versprach er den Diplomierten augenzwinkernd.
Guido Grütter, Leiter der Prüfungskommission bei den Logistikleitern, wies darauf hin, dass man in einer leitenden Position eine sehr hohe Präsenzzeit habe. Und er riet den Anwesenden, in ihren Betrieben eine Kultur des Vertrauens und des Mit-Unternehmertums zu schaffen.
Schliesslich prophezeite Hans Kreis, der die Prüfungskommission bei den SCM vertrat, dass die Prüflinge nun helfen werden, ihre Unternehmen am Markt erfolgreich zu machen. «Dabei reichen aber die erworbenen Werkzeuge nicht immer», sagte er und riet dazu, ein Sensorium zu entwickeln: «Versuchen Sie beispielsweise an Meetings, Widerstände herauszuspüren, und kommunizieren Sie dann persönlich mit den entsprechenden Teams!»

Regula Kaspar und Peter Steiner, Prüfungsexperten Logistikleiter/inDer Musiker
Zwischen den einzelnen Reden unterhielt Bruno Bieri die Anwesenden. Der «Troubadour mit Hang und Xang» bestach mit unterschiedlichsten Gesangseinlagen, einem exotisch anmutenden Instrument (dem «Hang») und einer überraschenden Vielseitigkeit am Alphorn. In die witzigen Texte baute er teilweise spontan Aspekte der vorangegangenen Reden ein. Mani Matter kam dabei ebenso zu Ehren wie asiatischer Mönchsgesang. Die Eurovisionsmelodie fand Platz, aber auch ein Rap für die Studenten, jazzige Töne standen neben dem «Henusode»-Mantra. Das dabei eingesetzte «Hang» – eine Berner Erfindung – wird von Hand angeschlagen und erzeugt obertonreiche Klangräume, die an ein Steeldrum, aber auch an orientalische Gongs erinnern. Es schafft so eine musikalische Brücke zwischen Kontinenten – als musikalische Begleitung eine grossartige Wahl.

Die Besten
Gegen Ende des offiziellen Teils verteilte Thomas Bögli die «Goldmedaillen pro Disziplin», wie er in Anspielung auf die noch laufenden Olympischen Winterspiele sagte. Bei den Logistikfachleuten erreichte Marco Liebers den höchsten Notendurchschnitt. Der Lehrgang sei ihm keineswegs leichtgefallen, berichtete er, «eine harte Zeit» sei es gewesen. An der Prüfung selbst sei es ihm gegen Abend erstaunlicherweise immer besser gelaufen.
Besonders schätzte er die grosse Erfahrung der Dozenten und den entsprechend guten Bezug zur Praxis. «Insbesondere die Praxistage fand ich sehr wichtig. Man hat unterschiedlichste Branchen kennengelernt, das war sehr interessant.» Dem pflichtete Judith Portmann bei, die als Logistikleiterin die Bestnote erzielte: «Ja, Praxistage, mehr davon!» In ihrem Fall habe sich die Lerngruppe besonders bewährt. «Wir haben uns einmal pro Monat getroffen und Zusammenfassungen besprochen. Das hat sich gelohnt, alle Mitglieder unserer Gruppe haben die Prüfung bestanden.»
Bei den Supply Chain Managern schliesslich erzielte Benno Ulrich den besten Notendurchschnitt. «Ich habe von meiner Routine aus dem Tagesgeschäft profitiert, ich bin es gewohnt, Prozesse zu entwickeln und Projekte zu leiten», erzählte er. Die Diplomarbeit hingegen habe er als fordernd erlebt, weil man sehr wenig Begleitung habe. «Ich habe mich insbesondere mit den geforderten Lösungsvarianten schwergetan.»

Die Referenten (v.l.n.r.) Hans Kreis, Mitglied der Prüfungskommission Supply Chain Manager/ in, Guido Grütter, Präsident der Prüfungskommission Logistikleiter/in, Stephan Mathys, Präsident der Prüfungskommission Logistikfachmann/-frau, und Stefan Meuschke, erfolgreicher Absolvent des Lehrgangs Supply Chain ManagerDas Resümee
Beim anschliessenden Apéro bot sich Gelegenheit zum ungezwungenen Austausch. Hier bestätigte Hans Kreis die Aussage der Diplomierten, wonach die Lehrgänge einen hohen Praxisbezug aufweisen. «Wir versuchen ja auch, das in der Prüfung selbst umzusetzen. Das Assessment entspricht einer realen Situation in einem Unternehmen», sagte er. «Wir stellen fest, dass die Leute mehrheitlich wirklich gut auf die verschiedenen Rollen vorbereitet sind. Einzelne allerdings sind auch überfordert.»
«Diese Prüfungen orientieren sich konsequent an der Wegleitung», ergänzte Stephan Mathys. «Es ist die Aufgabe der Prüfungskommission, die Prüfung zusammen mit den Experten niveaugerecht anzupassen. Gegenüber der Wirtschaft wäre es aber nicht korrekt, nur angesichts von hohen Durchfallquoten die Prüfungsanforderungen zu senken.»

Jürg Freudiger
 

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