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Grosses Optimierungspotenzial für die Spitallogistik

Mit dem intelligenten Zusammenspiel moderner Technologien lassen sich innerbetriebliche Prozesse wie die Medikamentenverabreichung oder Materialtransporte vereinfachen. Dies spart nicht nur Kosten, sondern erhöht auch die Patientensicherheit.

In der Fabrik der Zukunft sind Produkte, Materialien, Menschen und Maschinen miteinander vernetzt. Die vierte industrielle Revolution hat das Potenzial, sämtliche Prozesse zu verändern. Im Ergebnis bietet das Unternehmen die Möglichkeit, Kosten einzudämmen sowie weitaus schneller und flexibler auf die Anforderungen der Kunden zu reagieren.

Hier lassen sich durchaus Parallelen zu den aktuellen Bedürfnissen im Gesundheitswesen ziehen. Denn auch für den Klinikalltag in der Schweiz lautet die zentrale Frage: Mit welchen Mitteln ist es möglich, den hohen Anforderungen an die Patientensicherheit gerecht zu werden, das Pflegepersonal in den Spitälern zu entlasten und gleichzeitig die Kosten für Krankenhausaufenthalte zu senken?

Die Antwort liegt in vollständig integrierten Logistikprozessen. Nach dem Zusammenschluss mit dem Automatisierungs- und Roboterspezialisten KUKA bringt Swisslog als Teil eines globalen Automation Powerhouse viel Bewegung nicht nur in die Intralogistikprozesse von Industrie- und Handelsunternehmen. Auch für Krankenhäuser eröffnet sich die Chance, den Herausforderungen durch den zunehmenden Kostendruck, die immense Belastung des Pflegepersonals und die Patientensicherheit mit völlig neuen Denk- und Lösungsansätzen zu begegnen.

Roboter-Rohrpost-Losung aus einem Guss
Ein Beispiel für die kombinierten Möglichkeiten aus Spitallogistik und Robotik zeigt ein kürzlich in Frankreich realisiertes Projekt. Im Centre Oscar Lambret in Lille, einer renommierten Fachklinik für die Versorgung von Krebsleiden, teilen sich seit einigen Wochen zwei Greifarmroboter von KUKA und die Rohrpostlösung TranspoNET von Swisslog die Aufgaben in der Arzneimittelversorgung der Patienten. Die 35 000 Infusionsbeutel für die Chemotherapien, die das Lager der zentralen Klinikapotheke über das Jahr durchlaufen, werden in zwei unterschiedlichen Temperaturbereichen untergebracht.

Für die Infusionsbeutel steht sowohl ein temperaturkontrollierter Bereich als auch ein Kühllager zur Verfügung. In beiden Lagerbereichen wurde im Zuge der Modernisierung der Logistikprozesse jeweils ein Greifarmroboter positioniert. Dessen Aufgabe besteht darin, die Infusionsbeutel nach erfolgtem elektronischem Auftragseingang aufzugreifen und in die vorgehaltenen, auslaufsicheren Rohrpostbüchsen einzuführen.

Durch das Rohrpostsystem ist gewährleistet, dass die Infusionsbeutel auf direktem Weg vom Lager der Spitalapotheke zum Pflegepersonal auf den Stationen gelangen. Die Lösung ermöglicht einen kontinuierlichen Auslagerungsprozess – ohne Staus und Wartezeit in Spitzenzeiten. Hervorzuheben ist ebenso die fehlerfreie Art der Kommissionierung, die ein Höchstmass an Patientensicherheit garantiert. Für das Personal ergibt sich ausserdem ein deutlich verbesserter zeitlicher Spielraum, um sich um die Belange der Patienten zu kümmern.

Digitalisierung als Voraussetzung
Eine der grössten Herausforderungen bei der Umsetzung solcher integrierter Logistiklösungen gibt es in vielen Kliniken in der Schweiz derzeit noch bei der Digitalisierung der vorgelagerten Prozesse zu bewältigen. In vielen Spitälern werden Patientenakten heutzutage noch in Papierform geführt. Das birgt die Gefahr, dass Informationen verloren gehen oder falsch übertragen werden. Ausserdem erweist sich der oftmals schleppende Ausbau der digitalen Strukturen in den Kliniken immer mehr als Hemmschuh, um Prozessstandards in der Intralogistik umzusetzen. Diese werden benötigt, um Mitarbeitende vermehrt in die Kerntätigkeiten zurückzuführen und von zeitaufwendigen Logistikaufgaben zu entlasten.

Ausgeklügelter Prozess der Medikamentensteuerung
Das Arzneimittelmanagement gehört aktuell zu den wichtigsten Handlungsfeldern in der Spitallogistik. Von hier geht die Gefahr aus, dass Medikationsfehler passieren. Aufgrund der immer noch häufig anzutreffenden dezentralen Lagerstrukturen in den Spitälern kann es ausserdem passieren, dass die Spitalapotheken den Überblick über die Verteilungsaktivitäten, Verfalldaten und den jeweiligen Lagerbestand verlieren.

Der Swisslog-Ansatz zur Optimierung der Medikamentensteuerung baut deshalb auf dem Prinzip des Closed- Loop Medication Management (CLMM) auf. Dabei wirkt die Spitalapotheke als übergeordnete, zentrale Instanz. Sie übernimmt die Lenkung und Überwachung des gesamten Arzneimittelbedarfs und steuert den automatischen Prozesskreislauf vom Wareneingang über die Lagerbestandsverwaltung, die Medikamentenverabreichung auf den einzelnen Bettenstationen bis zur Verrechnung der Kosten an die Patienten.

PillPick, das automatisierte Pack- und Kommissioniersystem aus dem Hause Swisslog, erweist sich bereits in zahlreichen Kliniken und Anwendungsfällen weltweit als Herzstück dieses modernen, prozessoptimierenden Ansatzes für die Arzneimittellogistik. Das modular aufgebaute System übernimmt die vollständig automatisierte Verpackung, Lagerung und Kommissionierung von Medikationen bis hin zu patientengenauen Einzeldosen.

Bei Blister-Verpackungen, Tabletten, Kapseln, Ampullen, Fläschchen, Fertigspritzen oder kleinen Tuben werden zunächst die Wirksubstanzen, die Medikamentenchargen sowie die jeweiligen Ablaufdaten identifiziert. Danach werden die patienten- oder stationengenau verpackten Medikamentendosen zu sogenannten PickRings zusammengestellt, barcodiert und in das Warenlager respektive auf die einzelnen Stationen zur Verabreichung gebracht.

Mit dem Bedside-Scanning verfügt das System über ein zusätzliches Sicherheitselement: Der Barcode jeder Einzeldosis wird über ein Bändchen, das der Patient am Arm trägt, mit dem jeweiligen Barcode des zu verabreichenden Medikaments abgeglichen. Die Gefahr, dass ein Patient ein falsches Medikament oder die falsche Dosis verabreicht bekommt, lässt sich auf diese Weise spätestens am Krankenbett gegen null reduzieren.

Mehrwert durch Integration
Ähnlich wie es der Megatrend Industrie 4.0 aufzeigt, liegt auch in der Spitallogistik der eigentliche Mehrwert in der vollständigen Vernetzung der Systeme. So ist es zum Beispiel sinnvoll, Unit-Dose-Systeme zur Medikamentenversorgung in Rohrpostanlagen zu integrieren oder eine vorhandene Rohrpostanlage mit einem vollautomatischen Logistiksystem für die Lagerung und Kommissionierung von Arzneimitteln zu kombinieren. Nur durch die Integration aller Systeme lassen sich die Distributionsprozesse in der Spitallogistik wirksam beschleunigen und Entlastungen für die Kostenstrukturen sowie das Pflegepersonal realisieren.

Daniel Hauser
Geschäftsführer Swisslog AG

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