gs1-neton-header-04.jpg

"Dieses Jahr haben wir viele Grundsatzentscheidungen gefällt."

Passend zum Jahresende hat sich GS1 network mit Nicolas Florin unterhalten. Der CEO von GS1 Schweiz sprach über Highlights und Meilensteine des vergangenen Jahres und bot einen Ausblick auf das kommende Jahr.

Herr Florin, das Jahr neigt sich dem Ende zu. Was ist Ihr Fazit?

Kurz und knapp gesagt: 2012 war ein anspruchsvolles Jahr. Dieses Jahr haben wir viele Grundsatzentscheidungen gefällt. Einen Teil davon haben wir bereits konkret in Angriff genommen. Zu diesen Grundsatzentscheidungen zähle ich die Verabschiedung unserer neuen Strategie und deren Vorstellung anlässlich der Generalversammlung und des Community Days in Zürich. Dies ist eine wichtige Etappe, weil unsere neue Strategie eine wichtige Voraussetzung für unsere Arbeit ist.

Was sind für Sie die Kernpunkte Ihrer neuen Strategie?

An erster Stelle möchte ich die Einführung des Begriffs „Wertschöpfungsnetzwerke“ besonders hervorheben. Er verdeutlicht unsere ganzheitliche Betrachtungsweise von Logistik und Supply Chain und Demand Management. Damit bewegen wir uns etwas weg vom reinen Logistikverband und betrachten Waren-, Werte- und Informationsflüsse als Ganzes. Selbstverständlich beinhaltet unsere neue Strategie klare Ziele und Vorgaben. So möchten wir am Markt klar als Kompetenzpartner und –vermittler, als Förderer von Collaboration und als Anbieter von Standards verstanden werden. Unser Engagement für Nachhaltigkeit darf natürlich ebenso wenig vergessen werden. Mit unserer neuen Strategie positionieren wir uns eindeutig als branchenübergreifender Fachverband. Wir bekennen uns dennoch zu unseren „Wurzeln“, der Konsumgüterbranche und dem Gesundheitswesen. Ich möchte in diesem Zusammenhang betonen, dass wir immer sämtliche Partner in den jeweiligen Branchen betrachten. Unser Handeln ist stets voll und ganz auf die Ganzheitlichkeit ausgelegt. Der letzte essentielle Punkt ist unser Bekenntnis zur Neutralität und zum Not-for-Profit. Obwohl unser Verband „nicht-gewinnorientiert“ ist, müssen auch wir wirtschaftlich handeln. Wir haben immer den Anspruch, Dienstleistungen am Markt zu erbringen, die die Weiterentwicklung des Verbands, den Nutzen und den Mehrwert für unsere Mitglieder langfristig sichern.

Wie weit ist die konkrete Umsetzung bereits fortgeschritten?

Ganz gemäss dem Prinzip „structure follows strategy“ haben wir die Organisation den neuen Gegebenheiten angepasst und neue Teams formiert. Die Strategie haben wir auf Bereichsebene verfeinert und Bereichsziele festgelegt. Wir möchten damit eine klare Abgrenzung und eine klare Fokussierung sicherstellen, damit wir uns voll und ganz auf die Bedürfnisse unserer Mitglieder konzentrieren können.

Was waren für Sie Highlights und Meilensteine 2012?

Wie ich das bereits angetönt habe, war allen voran die Verabschiedung der neuen Strategie ein Meilenstein 2012. Wir haben weiterhin einige Projekte lanciert oder bereits umgesetzt, die ich kurz erläutern möchte. Zunächst wären da die Referenzdatenbanken. Wir haben dieses Jahr sowohl für die GLN (Global Location Number)- als auch für die Trusted-Source-Datenbank definitorische Vorarbeit geleistet. 2013 wird es in die Umsetzungsphase gehen. Für mich sind diese beiden Projekte deshalb zentral, weil sie für die GS1-Mitglieder langfristig von hohem Nutzen sind. Weiterhin haben wir in den letzten vier Jahren enorm viel Referenzmaterial geschaffen. Damit meine ich unter anderem Studien, praxisorientierte Empfehlungen, Leitfäden, Standards und noch vieles mehr. Dabei haben wir unterschiedliche Themenfelder bearbeitet: von der Logistikmarktstudie über den Leitfaden VMI-BMI-CMI bis hin zu den Empfehlungen rund um Demand und Category Management, um nur ein paar zu nennen. All diese – wie ich meine – wertvolle Hilfen werden über unsere Publikationen, Events und Seminare vermittelt. Besonders am Herzen liegt mir jedoch, dass wir uns auch aktiv für die konkrete Umsetzung dieser Empfehlungen am Markt einsetzen.
Auch in unserem Kernbereich dem Gesundheitswesen, hat sich so einiges getan. Wir als GS1 Schweiz haben Empfehlungen und Dokumentationen zu diversen Themen entwickelt, zum Beispiel: die Entwicklung weg vom Pharmacode hin zur GTIN (Global Trade Identification Number) oder der Ersatz des Barcode durch den GS1 DataMatrix. Das verdeutlicht gut unsere Grundwerte: wir sprechen eine gemeinsame Sprache und wir bringen verschiedene Akteure zusammen. Konkret heisst das: wir haben 2012 zwei sehr aktive Communities lanciert. So setzen sich in der Arbeitsgruppe BiG  (Beschaffung im Gesundheitswesen), Hersteller von Medizinprodukten und Leistungserbringer für eine effizientere und sicherere Supply Chain ein. Der Start der Studie „Spital der Zukunft“ ist ebenfalls gelungen. Dort sind wir besonders stolz darauf, eine Trägerschaft zusammengestellt zu haben, die aus Teilnehmern besteht, die so am Markt nicht oft zusammenkommen. Hier sitzen nun Vertreter der Krankenversicherer, der Medizinal- und Pharmaindustrie sowie IT- und Logistikdienstleister gemeinsam an einem Tisch, um sich Gedanken über die Zukunft unseres Gesundheitswesens zu machen.
Die Geschäftsbereiche Bildung und Events waren natürlich ebenfalls sehr aktiv. Der Geschäftsbereich Bildung hat in Zusammenarbeit mit anderen Verbänden das Projekt „Swiss Supply Chain“ aktiv vorangetrieben und weiterentwickelt. Und er geht mit gutem Beispiel voran: Das Projekt „Swiss Supply Chain“ ist in unserem Lehrgangsangebot bereits vollständig umgesetzt.
2012 konnten wir rund 1.300 Teilnehmer bei unseren bewährten und praxisorientieren Events begrüssen. Und wir konnten gerade erst vor kurzem das 5000. Mitglied in der GS1-Gemeinschaft willkommen heissen. Seit der Fusion der EAN, der SGL und ECR im Jahre 2006 zu GS1 Schweiz können wir ein Mitgliederwachstum von über 15% verzeichnen. Diese Zahlen verdeutlichen die Bedeutung von GS1 Schweiz in der Schweizer Wirtschaft.

Wo sehen Sie die Schwerpunkte für 2013?

2012 war das Jahr der Definition und Lancierung zahlreicher Projekte. Die neue Strategie zähle ich übrigens dazu. Zwar haben wir 2012 schon mit der Umsetzung begonnen, 2013 werden wir verstärkt darauf aufbauen und sie konkret ausarbeiten.
In Bezug auf die Strategie fällt mir als Beispiel spontan das Thema Nachhaltigkeit ein. Nachhaltigkeit ist ein weitreichendes und komplexes Gebiet. Dies werden wir im kommenden Jahr konkretisieren und uns dezidiert mit der Frage auseinander setzen, wie wir einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten können. Wir werden das Thema auch in unseren Veranstaltungen, zum Beispiel am Business Day, behandeln. Wie gewohnt werden wir unsere Community stark einbeziehen. So stellen wir den Praxisbezug sicher.
Unsere Mitglieder stehen auch 2013 im Mittelpunkt unseres Tuns. In diesem Sinne möchten wir die Zukunft bzw. absehbare Entwicklungen antizipieren. Ich denke hier an unser Projekt Trusted Source Datenbank, das natürlich stark mit den Entwicklungen im E-Commerce zusammenhängt. Die Einführung des DataBar 2014 ist ein weiteres gutes Beispiel. Hier bleibt uns noch ein Jahr Zeit, unsere Mitglieder proaktiv zu informieren, sie vorzubereiten und ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

GS1 Schweiz ist Mitglied von GS1, dem weltweiten Netz von über hundert nationalen Organisationen. Wie sehen die Aktivitäten von GS1 Schweiz auf internationaler Ebene aus?

Die Schweiz ist bekanntlich vergleichsweise klein. Dennoch sind wir in internationalen Gremien sehr aktiv. So haben wir beispielsweise die Strategieentwicklung von ECR Europe, einer Organisation, die sich an einem Wendepunkt befindet, tatkräftig unterstützt und mitgestaltet.
Auf globaler GS1-Ebene sind wir stark engagiert, was die Strategiedefinition von Trusted Source of Data betrifft. In Europa haben wir innerhalb der GS1 Gemeinschaft eine noch stärkere Stellung.

Inwiefern spielt GS1 Schweiz bei GS1 Europe eine besondere Rolle?

Wir arbeiten bei GS1 Europe aktiv bei der Interpretation der globalen Strategie und ihrer Umsetzung in Europa mit. Ab 2013 werden wir einen noch grösseren Einfluss haben. Dafür muss ich kurz ausholen. Bisher war GS1 in Europe ein loser Zusammenschluss von 48 Nationen. Ab 2013 hingegen wird GS1 in Europe ein eingetragener Verband mit Sitz in Brüssel und 48 Mitgliedern. Damit wird GS1 in Europe gegenüber der EU ein legitimer Ansprechpartner. Das ist ein beträchtlicher Fortschritt und wurde beim kürzlich stattgefundenen Regional Board Meeting Europe in Sofia beschlossen. Dort wurde auch der Chairman von GS1 Europe für die nächsten 2 Jahre gewählt. Ich freue mich ganz besonders, dass ich die kommenden zwei Jahre den Vorsitz von GS1 in Europe übernehmen darf. Wie ich bereits erwähnt habe, ist die Schweiz ein vergleichsweise kleines Land. Ich denke aber, dass meine Wahl die Bedeutung der Schweiz im globalen Umfeld unterstreicht. Im Verlauf der nächsten 2 Jahre werde ich Gelegenheit haben, unsere Mitglieder noch detaillierter über die Aktivitäten von GS1 zu informieren.

GS1 Schweiz

 

Nach oben