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Herausforderungen für Lieferketten

Das Allianz Risk Barometer hat die zehn grössten Geschäftsrisiken 2015 analysiert. Betriebs- und Lieferkettenunterbrechungen, Naturkatastrophen sowie Feuer und Explosion führen die diesjährige Rangliste an. Die Studie zeigt ausserdem, dass Cyberkriminalität in den nächsten fünf Jahren weiter zulegen wird. Doch viele Unternehmen unterschätzen die Gefahr.

Die über 500 befragten Risikomanager und Experten im Bereich Unternehmensversicherung aus über 40 Ländern sind sich einig: Sie bewerteten Betriebs- und Lieferkettenunterbrechungen deutlich als grösstes Risiko. Interessant dabei ist, dass dies das einzige Risiko ist, das auch bei einer Betrachtung pro Region Amerika, EMEA (Europa, Mittlerer Osten und Afrika) und Asien jeweils auf Platz eins steht. Diese Einschätzung verwundert wenig, wenn man bedenkt, dass der durchschnittliche Schaden, der aus einer Betriebs- und Lieferkettenunterbrechung entsteht, mit 1,36 Millionen US-Dollar satte 32 Prozent höher ist als die durchschnittlichen direkten Sachschäden. Für Unternehmen steht somit viel auf dem Spiel, und nicht wenige benötigen mehrere Jahre, um sich vollständig von den Folgen einer Betriebsunterbrechung zu erholen.

Vernetzt und verletzbar
Das Allianz Risk Barometer zeigt auch, dass die Vernetzung weiter steigt und zu Abhängigkeiten führt. Fragt man nach den am meisten gefürchteten Ursachen von Betriebsunterbrechungen, findet sich «Ausfall eines Lieferanten» auf Platz drei, nach Feuer/Explosion und Naturkatastrophen. Auch bei den wichtigsten Auslösern für Lieferkettenunterbrechungen stehen die globalen Lieferantennetzwerke auf Platz drei. In der Tat nimmt die globale Vernetzung zu: Gemäss Allianz Risk Barometer ist die Zahl der multinationalen Unternehmen in den letzten Jahren von 7000 auf fast 104 000 angewachsen. Bis 2020 soll sie auf rund 140 000 steigen. Damit nimmt auch die Abhängigkeit zu: Politische Unruhen in einer Region können sich auf das gesamte Unternehmen auswirken. Aufgrund dieser wachsenden Verflechtung können Betriebsunterbrechungen sich nicht nur auf einzelne Unternehmen, sondern auf ganze Branchen oder Infrastrukturen auswirken.

Die grosse Mehrheit der Unternehmen ist auf Cyberrisiken nicht vorbereitet. Dabei können Schäden in Millionenhöhe entstehen.Gefürchtet und doch unterschätzt
Cyberrisiken rücken immer mehr ins Bewusstsein der Unternehmen. Lagen sie 2013 noch auf Platz 15, so haben sie es zwei Jahre später erstmals in die Top Five geschafft. Auch hier zeigt sich, dass das Thema in verschiedenen Regionen von Relevanz ist. Sowohl in Amerika als auch in EMEA werden Cyberrisiken höher eingestuft als in der Vergangenheit. Lediglich in der Region Asien/Pazifik sind Cyberrisiken (noch) nicht in den Top Ten. Gleichzeitig gab die deutliche Mehrheit der Befragten an, von allen Risiken auf Cyberrisiken am schlechtesten vorbereitet zu sein – und das, obwohl die Schäden durch Datensicherheitsvorfälle und gezielte Attacken sieben- bis achtstellige Beträge erreichen können. Dabei lassen sich noch nicht einmal alle Schäden beziffern. Nach Einschätzung der Befragten verursacht nämlich der Reputationsverlust, den Cyberangriffe nach sich ziehen, die grössten negativen Auswirkungen. Betriebsunterbrechung und Verlust von Kundendaten stehen an zweiter und dritter Stelle der negativen Auswirkungen von Cyberkriminalität. Am meisten gefürchtet werden von Unternehmen Datendiebstahl und -manipulation sowie Reputationsschäden. Dennoch geben 73 Prozent der Unternehmen an, Cyberrisiken zu unterschätzen und sich nicht besser dagegen zu rüsten. 59 Prozent begründen dies mit Budgetbeschränkungen und 54 Prozent geben zu, das Problem noch nicht analysiert zu haben.

Langfristig herrscht die Angst vor der Natur
Cyberangriffe werden mittelfristig als grösstes Risiko eingeschätzt. Politische Unruhen und Naturkatastrophen folgen erst auf den Plätzen zwei und drei. Langfristig jedoch werden der Klimawandel und Naturkatastrophen als grösste Risiken eingeschätzt. Spannend: Technologische Innovationen, die weder bei den kurz- noch bei den mittelfristigen Risiken in den Top Ten vertreten sind, landen bei den langfristigen Risiken auf Platz vier. In der Tat werden neben neuen Geschäftsmodellen «disruptive», bahnbrechende Technologien wie der 3D-Druck die Wertschöpfungsnetzwerke in Zukunft weiter verändern. Für Unternehmen gilt es, die daraus folgenden Risiken zu minimieren und die Chancen zu nutzen.
Die Ergebnisse des Allianz Risk Barometer machen deutlich, dass sich Unternehmen in der sich verändernden Welt agil und flexibel bewegen müssen, um zu überleben. Denn: wer rastet, rostet.

Katharina Birk

 

Vollständiges Allianz Risk Barometer

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